Krefeld Die Sohle des Design-Lehrers ist Kunst

Krefeld · Dozenten der Hochschule Niederrhein wollen mit Bildern und Objekten die Lust junger Leute am Entdecken neu entfachen. Eine Ausstellung ihrer Arbeiten ist ab heute Abend unter dem Titel "Substanzen" im Kunstverein zu sehen.

 Mathias Laufer hat den Abdruck seiner Profil-Schuhsohle als Grundlage für sein großes Aluminium-Objekt genutzt.

Mathias Laufer hat den Abdruck seiner Profil-Schuhsohle als Grundlage für sein großes Aluminium-Objekt genutzt.

Foto: T. Lammertz

"Substanzen" nennt das Lehrteam von designkrefeld an der Hochschule Niederrhein im Untertitel seine dritte Ausstellung im Krefelder Kunstverein, die heute Abend eröffnet wird. Und obwohl das Plakat es nahelegt, sind nicht jene pharmazeutischen Produkte gemeint, welche die Wahrnehmung und das Bewusstsein von Menschen verändern. Die elektronischen Medien aber haben Wahrnehmung und Bewusstsein gerade der jüngeren Menschen, also auch der Studierenden, beeinflusst. Und damit setzt sich das Lehrteam auseinander.

Dabei stemmt man sich nicht nur gegen den anhaltenden Verlust humanistischer Bildungsinhalte, insbesondere der musischen, sondern versucht auch, die spielerische Neugier wieder zu entfachen, die den jungen Leuten in der Flut technisch perfekter Bilder und in der Zielgerichtetheit allen Tuns hin auf messbare Effizienz in einem fragwürdigen Wettbewerb zunehmend abhanden kommt. "Es geht darum, dass die Studenten eine Haltung entwickeln", erläutert Gerhard Hahn, "und den Blick auch auf die Welt außerhalb von Google richten", ergänzt Thomas Klegin. Und Mathias Laufer fügt hinzu: "Man muss das Spannungsfeld zwischen den nach wie vor konstanten künstlerischen Grundfragen und den variablen medialen Gegebenheiten bewusst wahrnehmen und nutzen."

Von Laufer stammt auch die körperlich größte Arbeit in dieser überwiegend aus dreidimensionalen Objekten bestehenden Ausstellung. Er hat einen Abdruck des Profils seiner Schuhsohle perspektivisch auf Beinlänge auseinandergezogen, mehrere dieser heizrohrähnlich wirkenden Teile gebündelt und das Ganze in Aluminium gegossen. Von Gerhard Hahn stammt unter anderem das "Golf-Universum", welches auf bestimmte Formen des Freizeit-Luxus anspielt und zugleich wie ein deformiertes "Atomium" wirkt. Das Objekt gehört zu einer ganzen Gruppe plastischer Arbeiten, die auf einem 2 x 4 Meter großen Tisch im ersten Stock angeordnet sind, den Kern der Ausstellung bilden und die Vielfalt an Materialien und Gestaltungsmöglichkeiten ahnen lassen. Klegin ist unter anderem mit einer Serie überlackierter Fotos vertreten, die sich mit dem Verlust individueller Familiengeschichte beschäftigt.

Foto- und Video-Arbeiten ganz unterschiedlicher Art, etwa zu den Themen "Person im Raum" oder "Schanghai", wurden von Gudrun Kemsa und Birgitta Thaysen beigesteuert. Die "Ecke der Muße", aus Industriepaletten gebaut und mit viel Info-Material zur Schau bestückt, entstand als Gemeinschaftsarbeit in der Klasse von Susanne Specht. Als Multimedia-Künstlerin schließlich ist Silvia Beck vertreten.

Eröffnung heute, 19 Uhr, Krefelder Kunstverein, Westwall 124. Zu besichtigen bis 8. Januar 2017, mittwochs und donnerstags von 16 bis 19 Uhr, sonntags von 11 bis 13 Uhr.

(RP)
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