Krefeld Die Puhdys - zum Abschied bejubelt

Krefeld · Das Publikum erlebte eine Kultband und ihre Musik aus 46 Jahren. Ein Abend - nicht nur voller Wehmut.

 In der DDR starteten die Puhdys ihre Karriere. Nach 46 Jahren können sie noch immer einen Saal zum Kochen bringen. Das Publikum im Seidenweberhaus feierte mit der Band den Rock'n'Roll als Volksmusik des 20. Jahrhunderts.

In der DDR starteten die Puhdys ihre Karriere. Nach 46 Jahren können sie noch immer einen Saal zum Kochen bringen. Das Publikum im Seidenweberhaus feierte mit der Band den Rock'n'Roll als Volksmusik des 20. Jahrhunderts.

Foto: Lothar Strücken

Nun sind sie doch nicht als Vorprogramm der Rolling Stones aufgetreten, was immer ihr großer Traum war. Aber ihren Fans bereiteten die Puhdys bei ihrem Abschiedskonzert im Seidenweberhaus keine Enttäuschung. Nach einem vorgezogenen Werbeblock für ihr Merchandising-Angebot in der Pause ließen sie als Opener "Unser Schiff" vom Stapel, und das Publikum im fast ausverkauften Saal ergab sich ohne den geringsten Widerstand.

Von 1977 bis 2013 reichte die Zeitspanne, aus der die Band ihr Repertoire für diese Tour zusammengestellt hatte. Alte Bekannte wie der "Perlenfischer" und "Wenn Träume sterben" wurden mit Jubel begrüßt und begeistert mitgesungen. Und das soll auch in 100 Jahren noch so sein. Denn wird der Text von "Mein zweites Leben" wahr, dann sieht man sich am 8. Oktober 2115 in alter Frische in Krefeld wieder, wer weiß, vielleicht sogar im Seidenweberhaus. Immerhin beinhaltet das Lied die coole Zeile: "Im zweiten Leben weiß ich ja, wie's geht".

Wie man trotz prinzipiell simpler Kraut-Rock-Strickart ein musikalisch abwechslungsreiches und stimmungsvolles Programm aufbaut, wissen Dieter "Maschine" Birr und die Seinen allerdings jetzt schon - nach 46 gemeinsamen Band-Jahren, in denen sie die These "Rock'n'Roll ist die Volksmusik des 20. Jahrhunderts" immer wieder bestätigt und ins 21. gerettet haben. Mit "Abenteuer" erzählten sie von ihren Gründerjahren, in denen sie noch von nichts eine Ahnung hatten, "Es war schön" erinnerte an eine alte Liebe, hymnisch und nachdenklich zugleich der Titel "Hiroshima", schenkelklopfend der "Ohrwurm". Drei junge Instrumentalisten hatten sich die Puhdys noch zur Verstärkung mitgebracht, doch wurde die Atmosphäre hauptsächlich von den Texten getragen. "Was bleibt, was uns bleibt, sind Freunde im Leben" war vielleicht die Kernzeile des ganzen Abends und drückte die Sehnsucht nach einem ehrlichen Miteinander aus, die im Alltag meist unmöglich ist, aber Band und Publikum zusammenhält. Und so könnte man weitermachen "Bis ans Ende der Welt", in dem Peter Meyer ein Saxofon-Solo blies, das überraschend nach Memphis-Soul klang.

In der zweiten Hälfte wurde es dann etwas klamaukig, aber vielleicht ist auch das nur "Eine Frage der Ansicht". Jedenfalls boten Birr, "Quaster" Hertrampf (Gitarren und Operettengesangseinlage), Meyer (kb, sax), "Bimbo" Rasym (b, seit 1997) und Schlagzeuger Klaus Scharfschwerdt ihren Fans entschieden mehr fürs Geld als The Sweet oder gar ZZ Top bei ihren Abschiedskonzerten in Krefeld.

(RP)
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