Krefeld Die orthodoxe Gemeinde feiert Ostern

Krefeld · Die Kirchengemeinde Maria Schutz zelebriert heute Abend das Hochfest. Alle Bürger sind zum Mitfeiern eingeladen.

 Erzpriester Volodymyr Soroka in der byzantinischen Kirche Maria Schutz in Traar.

Erzpriester Volodymyr Soroka in der byzantinischen Kirche Maria Schutz in Traar.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Noch prägen dunkle Vorhänge das Bild in der byzantinischen Kirche Maria Schutz. "Heute Abend werden sie alle durch rote Vorhänge ersetzt. Die ganze Kirche ist dann mit Blumen gefüllt. Das muss man einfach einmal gesehen haben", sagt Lucia Maier von der ukrainisch autokephalen orthodoxen Kirche. Für die orthodoxen Christen beginnt mit dem heutigen Tag das Wichtigste der insgesamt zwölf Hochfeste. Die Gläubigen feiern Ostern.

Genau wie in den westlichen Kirchen wird am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling das Osterfest gefeiert. Die Datumsverschiebung erklärt sich aus den Kalendern. Während die westlichen Kirchen nach dem gregorianischen Kalender rechnen, ist es in der orthodoxen Kirche der julianische Kalender - und laut diesem beginnt der Frühling 13 Tage später. Entsprechend verschiebt sich das Osterfest. Die Feierlichkeiten starten heute um 21 Uhr mit einer Vesper, der sich die Liturgie anschließt. "Nach der Vesper gehen die Lichter in der gesamten Kirche aus. Ein Priester kommt mit einem dreiarmigen Osterleuchter aus dem Heiligtum, als Zeichen dafür, dass das Licht kommt, die Flamme der Auferstehung", erklärt Erzpriester Volodymyr Soroka. Die dunkle Kirche ist dabei ein Symbol für die Welt ohne das Licht des Glaubens. Jeder der Kirchenbesucher entzündet seine eigene Kerze an diesem Osterlicht.

Danach beginnt eine Prozession um die Kirche, die mitten im Grünen liegt. Die Kirche wird derweil geschlossen. Nach dem Gang um die Kirche liest ein Priester vor der Kircheneingangstür das Evangelium der Auferstehung Christi vor. Im Anschluss klopft der Priester mit dem Leuchter dreimal gegen die Türe, begleitet von den Worten "Christus ist auferstanden". Die Gemeinde antwortet mit dem Satz "Er ist wahrhaft aufgestanden". "Wenn dann die Tür aufgeht, ist alles hell erleuchtet und es beginnt ein feierlicher Einzug. Danach folgt die Liturgie", berichtet Soroka.

Die Liturgie tragen die Priester gleich in fünf Sprachen vor, deutsch, ukrainisch, lateinisch, rumänisch und mazedonisch. Innerhalb der Feierlichkeiten werden auch die Speisen gesegnet. "Die Gläubigen bringen gebackene Osterlämmchen, Eier und Süßspeisen mit. Ganz wichtig ist das Osterbrot, das Athos", informiert Maier. Alle Gläubigen bekommen ein Stück gesegnetes Osterbrot sowie ein rotes Ei, dass das orthodoxe Kreuz trägt. Rot ist dabei die Farbe des Lebens und der Auferstehung. Die Priester selber tragen weiße Gewänder. Sie sind ein Zeichen dafür, dass die Fastenzeit vorbei ist. Jedes Gemeindemitglied wird zum Abschluss mit gesegnetem Öl gesalbt, bekommt also mit einem Pinsel ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet.

Auch wenn es sich um eine verkürzte Liturgie handelt, so geht sie bis spät in die Nacht. Erst gegen ein Uhr morgens sind die Feierlichkeiten beendet. "Danach feiern wir alle gemeinsam im Foyer des Caritas Seniorenheims Maria Schutz", sagt Maier.

Ganz wichtig ist der orthodoxen Kirchengemeinde, dass jeder Bürger eingeladen ist mitzufeiern. "Die Tür steht für alle offen, egal welchen Glaubens", betont Soroka. Dabei muss nicht die gesamte Vesper und Liturgie mitgefeiert werden. Jeder kann kommen und gehen, wann er möchte. Soroka: "Es gibt viele, die ein stückweit die Liturgie besuchen, dann einmal nach draußen gehen und wieder hereinkommen. Es ist nun einmal eine lange Zeremonie. Bei unserem gemeinsamen Fest werden wir alle zusammen bis in die frühen Morgenstunden feiern."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort