Krefeld Die neue alte "Matthes-on-Schäng-Jatz"

Krefeld · Zwischen dem Bröckske und der Marktstraße liegt die kleine Straße, die dank der Pappköpp auch einen Namen hat.

 Nun hängt das außergewöhnliche Straßenschild wieder: Zum zweiten Tauffest trafen sich am Samstag die Pappköpp mit den Hinterhöflern und der Schmackes Brass Band.

Nun hängt das außergewöhnliche Straßenschild wieder: Zum zweiten Tauffest trafen sich am Samstag die Pappköpp mit den Hinterhöflern und der Schmackes Brass Band.

Foto: Thomas Lammertz

An der Ecke der kurzen Gasse zwischen dem Bröckske und der Marktstraße, die an diesem sonnig-frischen Samstagmittag ihren offiziellen Namen erhalten soll, hingen die Namensgeber an ihren Führungsfäden: Matthes, so verschmitzt, wie man ihn von dem Pappköpp-Theater kennt. Sein Freund Schäng eher nachdenklich in den Himmel blickend. Über ihnen prangt das neue blau-weiße Straßenschild mit dem in Fraktur geschriebenen Namen "Matthes-on-Schäng-Jatz".

"Als unsere Freunde von den Pappköpp vor 14 Jahren ihr 25-Jähriges feierten, haben wir ihnen ein Straßenschild geschenkt, das die Erinnerung an das auf echt krieewelsche Weise respektlose pfiffige Gespann Matthes on Schäng festhalten sollte", erzählt Gerd Rudolph von den Hinterhöfler. Die vier Hinterhöfler, die bereits 2003 dabei waren, hatten sich unauffällig und doch nicht zu übersehen unter die große Schar der Neugierigen gemischt. Wie immer trugen sie Stresemann oder Bratenrock zu weißen Galoschen und dunkler Melone.

Seit 45 Jahren trägt die Jux- und Fetentruppe dazu bei, typisch Krefelder Verirrungen den Spiegel vorzuhalten und auf krieewelsche Charaktere hinzuweisen, die eher im Verborgenen blühen. Unvergessen bleibt, wie die Hinterhöfler auf dem wieder aufgestellten Sockel des im Kriege eingeschmolzenen Bismarck-Denkmals ein zwei Meter langes eisernes Grätengerippe eines abgenagten Bismarckherings aufstellten, als die Stadt sich in einer ihrer Endlosdiskussionen über den Sinn dieses Denkmals verfangen hatte.

"Als wir das Schild dann hatten, waren wir erst ratlos: Wo sollten wir es anbringen?", spinnt Werner Coelen von den Krieewelschen Pappköpp den Faden weiter. "Rüdiger Tiefers hat dann diese kleine namenlose Gasse ausfindig gemacht. Wir fragten beim damaligen Oberbürgermeister Dieter Pützhofen an, ob wir das Schild dort anbringen dürften? Das Ausbleiben einer Antwort interpretierten wir als Zustimmung."

Trotz des Monatsspruchs der Hinterhöfler "Möt ene jeströppte Has dieet m´r net stronze." kam es mit Hilfe der Schmackes Brass Band und den Hinterhöflern zu einer tollen Tauffeier für den neuen Namen der Gasse, die sich manche größere Straße auch mal so gewünscht hätte.

Vor einem Jahr allerdings hatten Vandalen das Schild heruntergerissen und stark beschädigt. Das nahmen die Pappköpp zum Anlass, diesmal einen offiziellen Antrag an die Stadt Krefeld für die Namensgebung der Gasse zu stellen. Nach Durchlauf der zuständigen Gremien erkannte die Stadt auf ein Sondernutzungsrecht wegen des kulturellen Hintergrundes, und das Tiefbauamt übernahm die Neuaufstellung der Namensschilder mit all ihren Kosten.

So fanden Pappköpp, Schmackes Brass Band und Hinterhöfler wieder zu einer Tauffeier zusammen, bei der nur etwas fehlte, wie Pappköpp Udo Heikaus bei seiner Begrüßung bedauerte: "Damals schickte das Bröckske ein Tablett mit 32 Schnäpsen zu uns herüber."

Dennoch war die Stimmung so ausgelassen, dass Pappköpp-Regisseur Ralf Kochann Matthes zu den Dixieland-Klängen der Schmackes-Musiker ausgelassen tanzen ließ. Bei Werner Coelen spürte man bei allem Stolz auf die Namensgebung der Gasse das Bedauern, dass man Menschen, die Krieewelsch beherrschen, immer weniger im wirklichen Leben antrifft.

"Wir Krefelder werden immer mehr Regiolekt sprechen, eine Art dialektgefärbtes Hochdeutsch. Damit sprechen wir junge Besucher unseres Theaters an. Die krieewelschen Pappköpp werden sich darauf einstellen müssen. Für diesen Wandel suchen wir noch jungen Nachwuchs und männliche Sprecher unter 60 Jahren, die noch Krieewelsch beherrschen, denn ältere Zuschauer freuen sich, wenn sie mal wieder längst vergessene krieewelsche Ausdrücke hören."

Das Marionettentheater ist unter Telefon 0 21 51 77 85 67 zu erreichen. Informationen gibt es im Internet unter www.krieewelsche-pappkoepp.de

(RP)
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