Krefeld Die Kunst und der Verkauf der Intimität

Krefeld · Die Galerie Steinbach stellt ab heute Arbeiten der Künstlerinnen Setsuko Fukushima und Brigitte Heidtmann aus.

 Akribie und Akkuratesse vereint Setsuko Fukushima in ihre neun Bündelchen aus Pergament und Schellack.

Akribie und Akkuratesse vereint Setsuko Fukushima in ihre neun Bündelchen aus Pergament und Schellack.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Selbstfindung, Selbstaufgabe oder irgendetwas dazwischen - die Kunst von Setsuko Fukishima ist spirituell. In ihren Materialbildern verarbeitet die in Tokio geborene und in Meerbusch lebende feinsinnige Künstlerin Privates und Persönliches. Zerschnittene und übermalte Tagebücher, Papierschnipsel mit Botschaften in Deutsch und Japanisch, mit Zahlen- und Buchstabencodes versehen, enthalten Gedanken, Gefühle, Geschichten. Fukushima trennt sich einerseits davon und konserviert sie andererseits in einem Medium, das zu Höherem bestimmt ist, - in der Kunst. Der Käufer der Arbeiten gewinnt mit dem Erwerb eine Intimität, mit der er auf Anhieb nur wenig anzufangen weiß. Die Dechiffrierung kann ihm nur in einem Maße gelingen, wie er sich mit der Person Fukushima und ihrer Kunst beschäftigt.

In der Ausstellung "Parallele Strukturen" in der Galerie Steinbach an der Rheinstraße 34 ist eine Auswahl ihrer detailverliebten, in ihrer Präzision perfektionistisch anmutenden Werke zu sehen. Die Vernissage zur gemeinsamen Präsentation mit Brigitta Heidtmann ist heute von 11 bis 15 Uhr. Beide Künstlerinnen werden anwesend sein, erklärte Galeristin Bettina Liebsch, die die künstlerische Entwicklung der beiden Frauen schon lange verfolgt. Die Ausstellung ist bis zum 5. Dezember zu sehen.

 Galeristin Bettina Liebsch hält Arbeiten von Brigitte Heidtmann in den Händen, die als übergroße Karten von der Post zu Setsuko Fukushima befördert wurden.

Galeristin Bettina Liebsch hält Arbeiten von Brigitte Heidtmann in den Händen, die als übergroße Karten von der Post zu Setsuko Fukushima befördert wurden.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Brigitta Heidtmann ist anders. Die studierte Designerin verzichtet auf Objekte, auf Fundstücke und gestaltet ihre Flächen auf Holz mit Graphit - mal dezent, mal intensiv. Sie spart unregelmäßige geometrische Formen aus, entwickelt Strukturen durch Auftragen und Weglassen - Positive und Negative auf einem Bildträger.

Heidtmann und Fukushima - beide erinnern in ihren Arbeiten an berühmte Vorbilder zum Beispiel aus der Pop-Art. Fukushimas Code-Books aus jeweils 14 Rechtecken in vier nebeneinander angeordneten senkrechten Reihen weisen auf eine Herangehensweise Donald Judds. Über- und neben- sowie hintereinander platzierte buchstabenähnliche Windungen von Brigitte Heidtmann rufen Assoziationen zu Robert Indianas bekannten plakativen Botschaften auf den Schirm. Er mochte es allerdings farbiger als die 55-jährige in Bergneustadt geborene Künstlerin aus Krefeld, die Schwarz-, Weiß-, Grau- und Brauntöne bevorzugt.

Dem Elan und der großzügigen Geste Brigitte Heidtmanns setzt Setsuko Fukushima die Akkuratesse und Fingerfertigkeit der japanischen Origami-Kultur, verknüpft mit deutschem Ordnungssinn, entgegen. Fein säuberlich ausgerichtet setzt sie neun mit Schellack lackierte und aus Pergament gefaltete Bündel in ein Quadrat. Die Oberflächen sind mit feinen Zeichnungen und Codierungen versehen. Der Inhalt aus konfetti- und schredderähnlichen Schnipseln birgt lesbare und überraschende Botschaften wie "Die Zeit ist reif für einen Zaubertrick".

Vernissage heute, 11 - 15 Uhr, Galerie Steinbach, Rheinstraße 34

(RP)
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