Das Kaiser-Wilhelm-Museum Die Grenzgängerin

Krefeld · Zum 1. September übernimmt Katia Baudin, Französin, Amerikanerin und Deutsche, die Leitung der Krefelder Kunstmuseen. Derzeit ist sie stellvertretende Direktorin des Museum Ludwig in Köln. Die 48-Jährige überschreitet wie selbstverständlich die Grenzen von Ländern und Kunst. Interdisziplinäre Fragestellungen zählen zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit.

Das Kaiser-Wilhelm-Museum: Die Grenzgängerin
Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

John B. Emerson ist Botschafter der Vereinigten Staaten in Deutschland. Er ist also ein Mann von einiger Wichtigkeit für die Diplomatie, mit direkten Beziehungen zum mächtigsten Mann der Welt - Barack Obama. Selbst wenn Katia Baudin dieser Umstand beeindrucken sollte, dann zeigt sie es zumindest nicht. Sie bleibt auch in Gegenwart des US-Botschafters, der im April vergangenen Jahres mit seiner Frau das Museum Ludwig in Köln besucht hat, gelassen und ruhig. Baudin ist in den Staaten aufgewachsen und kann sich locker wie eine Muttersprachlerin auf Englisch mit ihm unterhalten, während sie den hohen Besuch durch die Ausstellung führt.

Katia Baudin. Zum 1. September wird sie, Jahrgang 1967, die Leitung der Krefelder Kunstmuseen - Kaiser-Wilhelm-Museum, Haus Lange und Haus Esters - übernehmen und die Nachfolge von Martin Hentschel antreten, der in den Ruhestand geht. Aber wer ist die Frau, die über ihre neue Aufgabe sagt: "Was für ein Glück für einen neuen Direktor, in ein frisch renoviertes Haus zu kommen. Man muss Krefeld gratulieren. Mit der Sanierung können die Kunstmuseen noch einmal in einer anderen Liga spielen"?

Katia Baudin ist in Frankreich geboren, in den USA groß geworden, hat in beiden Ländern studiert und gearbeitet und ist inzwischen als stellvertretende Direktorin des Museum Ludwig in Köln beschäftigt. Baudin gibt erst nach ihrer Ausstellungseröffnung wieder Interviews. So lange hilft ein Streifzug durch das Internet; dort lässt sich einiges über das bisherige Leben und Schaffen Baudins erfahren. Baudin, die Frau von Welt, für die Grenzen verschwinden. Grenzen von Staaten und Grenzen von Kunst.

Katia Baudin wurde 1967 in Neuilly-sur-Seine, einem Vorort westlich von Paris, geboren. Von dort ging es noch als Kind in die Vereinigten Staaten: Sie ist in New York aufgewachsen und hat dort ihren Bachelor-Studienabschluss in Kunstgeschichte und Betriebswirtschaftslehre gemacht. Von 1989 bis 1992 arbeitete Baudin in Saarbrücken in der Marktforschung und in einer Pariser Unternehmensberatung. Dort nahm sie an der berühmten Universität Sorbonne Paris-IV ihr Masterstudium in Kunstgeschichte auf. Ihre Abschlussarbeit hat sie 1996 über Otto Dix verfasst. Während dieser Zeit wirkte sie bereits an verschiedenen Retrospektiven am Centre Pompidou in Paris mit.

1997 übernahm Katia Baudin die Leitung des zeitgenössischen Kunst- und Design-Museums Frac Nord-Pas-de-Calais in Krefelds Partnerstadt Dünkirchen. Im Anschluss ging sie von 2004 bis 2007 als Rektorin an die Straßburger Kunstakademie. Dazu arbeitete Baudin parallel als Dozentin an der Sorbonne im Masterstudiengang Kunstgeschichte. Dort war sie zuständig für Ausstellungskonzeption und Ausstellungspraxis. Seit 2008 ist sie stellvertretende Leiterin des Museum Ludwig in Köln, 2014 leitete sie das Museum zwischenzeitlich kommissarisch.

Der wissenschaftliche Schwerpunkt Baudins liegt im Bereich der interdisziplinären Fragestellungen, der Untersuchung von Grenzen zwischen bildender und angewandter Kunst und der Suche nach Identität und gesellschaftlicher Rolle der Künste. Sie beschäftigt sich auch mit Positionen, die sich mit Ort und Kontext auseinandersetzen.

Sie hat bereits mehr als 40 Ausstellungen im Bereich der modernen und der zeitgenössischen Kunst kuratiert. Im April eröffnet Baudins letzte Ausstellung für das Kölner Museum Ludwig: "Fernand Léger: Malerei im Raum", eine Auseinandersetzung der Moderne mit Architektur, Bühne und öffentlichem Raum. Yilmaz Dziewior, ihr derzeitiger Chef im Museum Ludwig, denkt bereits wehmütig zurück, wenn er an Baudins Weggang nach Krefeld denkt.

(her)
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