Serie Krefelder Künstler Im Kaiser-Wilhelm-Museum Die Generation 1900 und die Gruppe '45

Krefeld · In unserer Serie stellen wir Krefelder vor, deren Kunst zur Sammlung der Kunstmuseen gehört und im Bestandskatalog ab 1945 aufgelistet ist. Nicht alle sind heute noch bekannt. Heute geht es um drei Künstler, die um 1900 geboren sind. Zwei gehörten zu den Gründern der Künstlergruppe 1945.

 "Rhythmisch plastisches Spiel mit dem Matt-Glanz-Kontrast" hat Laurens Goossens sein Werk aus Holz und Lackfarbe genannt. Es misst 54,3 x 66 x 8 Zentimeter und ist von 1964.

"Rhythmisch plastisches Spiel mit dem Matt-Glanz-Kontrast" hat Laurens Goossens sein Werk aus Holz und Lackfarbe genannt. Es misst 54,3 x 66 x 8 Zentimeter und ist von 1964.

Foto: KKM

Leo Bigenwald (13. Januar 1904, Krefeld - Juli 1985, Krefeld), ein Gastwirtssohn, begann seine künstlerische Ausbildung 1923 an der Kunstgewerbeschule Krefeld, wechselte an die Kunstschule in München und weiter an die Hochschule für bildende Kunst in Berlin sowie an die Kunstakademie in Düsseldorf. Seine erste Leidenschaft war die abstrakte Malerei, erst die Theaterschauspielerin Herta Wittig weckte sein Interesse an der Bildhauerei, 1929 ließ er sich in Forstwald nieder. Der Krieg und Kriegsgefangenschaft unterbrachen seine künstlerische Entwicklung. In den ersten Nachkriegsjahren lebte er noch von der Gastronomie, beteiligte sich aber an der Gründung der "Künstlergruppe 1945" und beschäftigte sich intensiv mit Stein und Terrakotta. Die Terrakottafigur "Sitzende" entstand 1950 und wurde im selben Jahr vom KWM erworben. Bei Aufenthalten im italienischen Cervo stieß er auf den Marmor aus Carrara und hatte damit sein Lieblingsmaterial gefunden, bei Reisen durch den Mittelmeerraum entflammte seine Begeisterung für die antike Kultur von Mykene, aus der er manches seiner Motive schöpfte. Ende der 1960er Jahre entwickelte er zusätzlich auch eine ganz eigene Technik im Umgang mit Holzbohlen und Baumscheiben. Außer in einigen europäischen Ländern stellte er auch in Kalifornien und Philadelphia aus.

 Johannes Radermacher hat das "Porträt",Tempera auf Pappe, 1949 gemalt.

Johannes Radermacher hat das "Porträt",Tempera auf Pappe, 1949 gemalt.

Foto: KKM

Laurens Goossens (1898, Roermond - 1979, Krefeld) war fast noch ein Kind, als er nach Krefeld kam, wo er 1912 bis 1916 eine Lehre als Dekorationsmaler in der Werkstatt Willy Liebscher absolvierte. 1916/1917 setzte er seine Ausbildung als Student an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule fort und arbeitete dann bis 1921 als Dekorationsmaler. Für weitere Impulse begab er sich nach München, um dort an der Staatsschule für Angewandte Kunst bis 1924 bei Richard Riemerschmied, Robert Engels und Adalbert Niemeyer zu studieren. Zurück in der Seidenstadt, wirkte er als Atelierleiter bei Willy Liebscher und gründete 1925 eine private Werkschule für Malerei, die als solche 1928 im Kaiser-Wilhelm- Museum ausstellen durfte. Seine Erfahrung als Leiter seiner eigenen Werkschule kam 1928 bis 1948 auch den Studenten der Handwerker- und Kunstgewerbeschule zugute, wo er als Dozent für Angewandte Malerei tätig war. Zwischendurch, nämlich 1934, legte er seine Meisterprüfung als Dekorationsmaler ab und eröffnete eigenes Atelier. 1937 heiratete er Hela Frenken, ein Jahr später bekam das Paar einen Sohn namens Gerd Peter. Goossens war Gründungsmitglied der Künstlergruppe 1945 Krefeld und bis 1951 auch ihr Vorsitzender. Der Werkkunstschule blieb er als Dozent bis 1964 treu und wirkte als Leiter einer Abteilung, die in den Quellen mal als Angewandte Malerei, mal als Wandmalerei bezeichnet wird. 1964 entstand auch sein Bild "Rhythmisch plastisches Spiel mit dem Matt-Glanz-Kontrast", gemalt mit Lackfarben auf Holz, das seit 1965 zur Sammlung der Kunstmuseen Krefeld gehört.

 Die "Sitzende" von Leo Bigenwald entstand 1950 - und kam in dem Jahr auch in die Sammlung des Museums. Die Terrakottafigur misst 33,5 x 16 x 17 Zentimeter. 1969 haben die Kunstmuseen mit Mitteln des Niederrhein-Fonds eine weitere Skulptur des Künstlers erworben "Portrait d'une jeune fille" aus Eisen und Marmor.

Die "Sitzende" von Leo Bigenwald entstand 1950 - und kam in dem Jahr auch in die Sammlung des Museums. Die Terrakottafigur misst 33,5 x 16 x 17 Zentimeter. 1969 haben die Kunstmuseen mit Mitteln des Niederrhein-Fonds eine weitere Skulptur des Künstlers erworben "Portrait d'une jeune fille" aus Eisen und Marmor.

Foto: KKM

Johannes Radermacher (24. Februar 1905, Miebach bei Engelskirchen - 21. Februar 1978, Krefeld) wurde 1923 zunächst Vorarbeiter im Malergeschäft eines angeheirateten Onkels. Erste Station seiner Ausbildung wurde 1926 bis '31 die Handwerker- und Kunstgewerbeschule Elberfeld. Zum Jahreswechsel 1931 auf 32 zog er nach Köln und hatte Anteil an öffentlichen Aufträgen. 1934 wurde er Mitglied in der Reichskulturkammer und konnte sich über Ankäufe durch das Wallraf-Richartz-Museum aus Mitteln der Künstler-Wohlfahrtsfonds freuen. Tief religiös veranlagt, erwog er zu dieser Zeit auch den Eintritt in eine klösterliche Gemeinschaft. 1936 bis '38 pendelte er zwischen Köln und Düsseldorf, um an der Kunstakademie seine Fähigkeiten zu vervollkommnen. 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, wegen seiner Lungenkrankheit aber 1940 wieder freigestellt. Ende 1948 siedelte er nach Krefeld über, wo er in Jupp Strater einen Freund und in Paul Wember einen Förderer fand. Dennoch fühlte sich der moralische Rigorist von der "Welt der Krefelder Spießbürger" missverstanden und abgelehnt. Sein umfangreiches Werk enthält Gemälde, Entwürfe, Glasfenster, Wandmalereien, vor allem aber Zeichnungen. Motivisch bestimmen menschliches Leid, Armut und Unterdrückung die überwiegende Mehrzahl seiner Arbeiten.

So thematisierte er beispielsweise die große Hamburger Sturmflut von 1962 und das Grubenunglück in Lengede 1963. Ein Porträt, gemalt 1949 in Tempera auf Pappe und im selben Jahr vom KWM angekauft, erinnert an ihn.

(RP)
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