Krefeld Die Frau, die Lisa Schmidla entdeckt hat

Krefeld · Zwei Wochen war Goldmedaillen-Gewinnerin Lisa Schmidla nach den Olympia-Strapazen abgetaucht – am Freitag trat sie erstmals wieder vor die Öffentlichkeit: Sie besuchte das Schulfest der Gesamtschule Kaiserplatz. Es wurde auch ein Wiedersehen mit der Frau, die Lisas Talent erkannt hat: ihre Sportlehrerin Verona Steinhoff.

Lisa Schmidla (rechts mit Luftballons)

Lisa Schmidla (rechts mit Luftballons)

Foto: Str�cken, Lothar

Zwei Wochen war Goldmedaillen-Gewinnerin Lisa Schmidla nach den Olympia-Strapazen abgetaucht — am Freitag trat sie erstmals wieder vor die Öffentlichkeit: Sie besuchte das Schulfest der Gesamtschule Kaiserplatz. Es wurde auch ein Wiedersehen mit der Frau, die Lisas Talent erkannt hat: ihre Sportlehrerin Verona Steinhoff.

Während ein paar hundert Schüler im Foyer der Gesamtschule Kaiserplatz lustvoll das "Hu" der Isländer zelebrieren, spielt sich am Rande der Bühne ein rührendes Wiedersehen ab: Lisa Schmidla, Krefelds Goldmedaillen-Gewinnerin im Rudern, und Verona Steinhoff umarmen sich, lachen — Freude pur. Aus gutem Grund: Verona Steinhoff ist die Frau, die auf Lisa aufmerksam wurde, und schon bei der Zwölfjährigen im Sportunterricht entdeckt hat, dass dieses Mädchen Talent für den Rudersport hat.

Wie sieht man einer Zwölfjährigen das Talent zum Rudern an?

Sportlehrerin Verona Steinhoff hat Lisa Schmidla entdeckt.

Sportlehrerin Verona Steinhoff hat Lisa Schmidla entdeckt.

Foto: Str�cken, Lothar

Verona Steinhoff lacht, als sie die Rückfrage hört. Ihre Antwort zeigt: Es war der fachkundige Blick der Sportlehrerin. "Physis, Motorik, die Art, sich zu bewegen und Anweisungen umzusetzen, die Hebelwirkung der Arme" - solche Stichworte nennt die Lehrerin. Dazu kam, dass sie selbst ein Faible für das Rudern hatte und sehr genau wusste, was die Sportart erfordert. Sie hatte die Ruder AG an der Gesamtschule übernommen. Und so lud sie ihre Schülerin in die AG ein. "Als ich sie erlebt habe, war mir schnell klar: Die muss in einem Verein an einem Schnupperkursus teilnehmen", berichtet Steinhoff. Dazu bedurfte es einiger Überredung: "Lisa war ein schüchternes Mädchen. Im Verein habe ich mit dem Trainer gesprochen und ihm gesagt: Sie ist ein Talent, hab ein Auge auf sie."

Was draus wurde, ist bekannt

Gestern nun war Lisa Schmidla Stargast an der Gesamtschule Kaiserplatz, wo sie Abitur gemacht hat. Über ihre ehemalige Schule sagt die 25-Jährige nur Positives: "Ich habe mich hier sehr wohlgefühlt, ich freue mich jedes Mal, wenn ich hier sein kann."

Zwei Wochen war die Sportlerin abgetaucht nach den Strapazen und dem Trubel ihrer Rückkehr nach Deutschland. Sie will den Leistungssport "zurückschrauben, aber nicht aufhören", und sich auf ihr Studium der Journalistik konzentrieren. Ob sie denn jetzt keine Goldmedaillen-Millionärin wird, mit Werbeverträgen und so? Lisa Schmidla lächelt. "Nicht im Ansatz", sagt sie, "Rudern ist eine Randsportart." Heißt wohl: Viel Geld verdient man damit nicht. Und Werbe-Ikone werden "will ich auch nicht". Sie möchte schlicht im Alltag Fuß fassen - ohne den Druck des Leistungssports. Ihr Sportkamerad Christoph Wilcke, auch er Goldmedaillengewinner, habe ihr gesagt: "Das Wichtigste ist, dass du Abstand gewinnst." Man spürt, die Zeit in Rio, überhaupt die Vorbereitung auf Olympia, hat Kraft gekostet, "auch mental", wie Schmidla sagt. Kein Wunder: Seit ihrem 15. Lebensjahr macht sie Leistungssport; die Goldmedaille hat sie zehn Jahre ihres Lebens gekostet - zehn Jahre Druck, Disziplin und Quälerei.

Hübsch ist, was sie von dem Gold-Rennen berichtet: "Ich habe es ein paar mal auf Video gesehen, und ich habe es ganz anders erlebt als die Sportkommentatoren." Will sagen: Was an Deutschlands Fernsehschirmen als packendes Rennen mit furiosem Schlussspurt gesehen wurde, war im Kopf der vier jungen Frauen offenbar genau das Rennen, das sie fahren wollten: Alles im Plan. "War doch klar", sagt Schmidla, und immer noch klingt Erstaunen durch, dass man es anders sehen konnte. Nicht im Sinne von Arroganz der Siegerin, sondern von Erleichterung einer Kämpferin, die hart gearbeitet hat. Gestern also Normalität. Eine Packung gute Laune. Wo immer Schmidla erkannt wird, sammelt sich eine Traube von Schülern um sie - alle wollen ein Foto mit der berühmten Ex-Schülerin. Schmidla sagt später, sie sei überrascht über so viel Zuspruch.

Nun ja, sie hat ja bloß Gold für Deutschland geholt.

(RP)
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