Krefeld Die Demenztasche - ein neues Angebot für Kranke und Angehörige

Krefeld · In der Mediothek sind seit gestern Taschen mit Büchern und anderen Dingen auszuleihen, die Kontakt zwischen Demenzerkrankten und Angehörigen verbessern können.

 An seinem letzten Arbeitstag stellte Mediothekleiter Helmut Schroers die Demenztasche und deren Inhalt vor.

An seinem letzten Arbeitstag stellte Mediothekleiter Helmut Schroers die Demenztasche und deren Inhalt vor.

Foto: Thomas Lammertz

Ein singendes Buch, Puzzles mit nicht mehr als drei Teilen und Geschichten zum Vorlesen: Das alles hört sich an, wie Spielzeug für Kleinkinder, doch diese Sachen sind jetzt in einer handlichen Tragetasche in der Mediothek im Bereich 55 plus ausleihbar. Die Medientasche mit dem Namen "Nicht vergessen!" sieht aus, wie eine gewöhnliche Einkaufstasche. Darin befinden sich aber Materialien, mit denen Angehörige von Demenzerkrankten neuen Kontakt zu den Betroffenen aufbauen können.

Im Vordergrund steht dabei der Gedanke, die Erinnerung der Erkrankten nicht nur mit Bildern, sondern auch mit Stimmen, Gesang, und Fühlen zu wecken. Bibliotheksdirektor Helmut Schroers will mit dem neuen Angebot in der Mediothek vor allem durch Emotionen Erinnerungen hervorrufen. "Es handelt sich um eine Tasche voller Schlüssel, und die Musik ist der mächtigste von ihnen." Diese Musik ist verpackt in einem Buch namens Singliesel, die in jeder der acht verschieden gefüllten Taschen zu finden ist. Jede Seite spielt einen kurzen Abschnitt aus einem anderen Lied vor und bietet außerdem die Möglichkeit, Dinge anzufassen wie in einem Fühlbuch für Kinder. Zusätzlich gibt es in der Tasche zwei bis drei Bücher zum Vorlesen und ein Buch mit Anregungen zur Beschäftigung, beispielsweise zum Kochen. Auch einfache Puzzles oder Strickkarten sollen Gespräche mit den Angehörigen oder Pflegern entstehen lassen, in denen es um die Kindheit oder die Vergangenheit der Erkrankten geht.

Den Bereich 55 plus gibt es schon viele Jahre in der Mediothek. Er umfasst Themen wie Gesundheit, Reisen, Abschied, und eben auch den Rat zur Betreuung und Pflege. Helmut Schroers berichtet, dass der Name "55 plus" zu Anfang nicht bei jedem Mediothekbesucher gut ankam. Viele Menschen in dem Alter seien empört gewesen, weil sie durch den Namen in eine Schublade gesteckt würden. Dabei sei die Idee dahinter, dass man sich ab einem gewissen Alter mit Dingen wie Großelternschaft oder Erinnerungsvermögen beschäftigen muss, ob als Betroffener oder Angehöriger.

Und so soll auch die neu eingeführte "Nicht vergessen"-Tasche zu neuen Ideen im Umgang mit Demenzerkrankten anregen und zu sinnvollen Beschäftigungen inspirieren. Schroers: "Weil sich die Materialien in einer Tasche befinden und nicht einzeln in Regalen stehen, wird die Suche nach speziellen Büchern erleichtert." Vorbilder sind Demenzkisten in Bibliotheken wie der in Düsseldorf. Insgesamt gibt es acht verschiedene Taschen, die ab sofort für einen Euro und für vier Wochen in der Mediothek ausgeliehen werden können.

(RP)
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