Krefelder sammelt Kunstdrucke Die Bibel aus der Kaffeedose
Krefeld · Diese Raritäten treiben den Blutdruck von Sammlern in die Höhe. Eine Kaffeebrennerei gab im 19. Jahrhundert Sammelbildchen aus. Ihr Thema: die Bibel.
Sie waren das Lexikon des kleinen Mannes: Sammelkärtchen, die Firmen als Gratisbeigaben zu ihren Produkten legten. Was heute als Panini ungebrochen Sammlerscharen begeistert, hatte ab dem späten 18. Jahrhundert, als die ersten Kärtchen in Umlauf kamen, ästhetischen Wert und eine Bildungsmission. "Durch die akribische Darstellung und die Vielfalt der Themen erfährt man eine Menge", sagt Hans Peter Wagner. Der Krefelder sammelt seit vielen Jahren diese kleinen Kunstdrucke aus alter Zeit.
Allein von der Firma Liebig, die ein Fleischextrakt-Kraftsüppchen vertrieb, besitzt Wagner alle 1138 Serien bis 1940. Ein Prachtstück in seiner Sammlung ist ein gefülltes rotes Album der Dampf-Kaffee-Brennerei P. H. Inhoffen aus Bonn, gegründet 1874 und ihres Zeichens "Hoflieferant Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Friedrich".
Ihr Markenzeichen war ein aufrechter Bär, Namensgeber des Bärenkaffees. Das Album enthält "240 Bilder aus der biblischen Geschichte". Sechs Kärtchen aus der Passionsgeschichte sind nebenan zu sehen.
Die Bibel als Sammelgeschichte ist eine Rarität. Und wer die Zeichnungen vergleicht, sieht, dass hier diverse Künstler beschäftigt waren. Auch innerhalb eines Themas haben die Karten unterschiedliche Optik. Während die Kleiderfarben der dargestellten Figuren durchgängig gleich sind, unterscheiden sich doch ihre Gesichtszüge. Markantes Beispiel ist die Jesus-Darstellung.
Das Album des längst nicht mehr existierenden Kaffeevertreibers muss um 1895 herausgegeben worden sein. Denn einige Bilder aus dem Neuen Testament tragen den Aufdruck "Victoria Melange, mit dem Bären".
Diese Kaffeesorte war im Februar 1895 eingetragen worden - benannt nach Kaiserin Victoria (1840-1901), der ältesten Tochter der britischen Queen Victoria, die nach dem Tod ihres Mannes, Friedrich III., 1888 für 99 Tage Kaiserin und Königin von Preußen war und sich fortan Kaiserin Friedrich nannte. - Das halbe Pfund Inhoffen-Kaffee hat damals übrigens 88 Pfennig gekostet.