Krefeld Diana Gabaldons Übersetzerin

Krefeld · Die Krefelderin Bärbel Schnell übersetzt die Romane der amerikanischen Bestsellerautorin ins Deutsche. Band sieben steht derzeit in den Verkaufshitlisten weit oben, Band acht ist in Arbeit.

Frau Schnell, Sie haben vier der sieben Jamie- und Claire-Romane der amerikanischen Bestsellerautorin Diana Gabaldon übersetzt, dazu 17 andere Romane und technische Texte für verschiedene Verlage. Wie sind Sie ans Übersetzen gekommen?

Schnell Im Studium habe ich "Herr der Ringe" im Original gelesen und hatte riesigen Spaß daran. Diana Gabaldon lernte ich 1992 im Litforum des Online-Dienstes CompuServe kennen. Sie hatte damals erst ein Buch, "Outlander" ("Feuer und Stein"), veröffentlicht. Das gemeinsame Faible für Schottland führte zur Freundschaft, aus der später auch eine Arbeitsbeziehung geworden ist.

Was gefällt Ihnen an den Romanen von Diana Gabaldon?

Schnell Sie sind für mich der Inbegriff der intelligenten Unterhaltung. Die Geschichten um die Zeitreisende Claire und den Highlander Jamie eröffnen faszinierende kulturelle Perspektiven und sind menschlich fesselnd. Es sind keine reinen historischen Romane, die Genres mischen sich.

Wie gehen Sie beim Übersetzen vor?

Schnell Ich bekomme die Texte von Diana Gabaldon in Teilen, nicht immer chronologisch – und übersetze dann Satz für Satz. Dabei halte ich mich möglichst an den Wortlaut und versuche, den Tonfall zu treffen; das "Echo" des Originaltextes soll spürbar sein. Manche Wörter muss ich in Lexika nachschlagen oder im Internet recherchieren. Natürlich schreibe ich am Computer, drucke mir die Texte aber zur Schlussredaktion aus. Mit der Autorin halte ich engen Kontakt, ich habe auch schon mal am Original redigiert; auch mit meiner deutschen Lektorin arbeite ich prima im Team.

Ist so eine Übersetzungsarbeit nicht langweilig?

Schnell Nein, Sprache lebt. Ich lerne immer wieder dazu. Amerikanisch ist auch anders als britisches Englisch, verschieden im Slang und manchmal auch in der Bedeutung der Wörter. Man braucht ein gewisses Feeling, um Anspielungen und Zitate angemessen zu übersetzen. Als Übersetzerin stehe ich im Dienste des Buches, bestenfalls soll man nicht merken, dass der Text eine Übersetzung ist. Ein gutes Buch, ein literarischer Text, ist ein "organisches Gewächs". Das bedeutet jedes Mal eine spannende Herausforderung, aber auch viel Verantwortung, die ich sehr ernst nehme.

Wie lange brauchen Sie für eine Übersetzung?

Schnell Zehn Buchseiten am Tag sind ein normales Pensum. Am Ende von "Echo" habe ich aber 18-Stunden-Schichten eingelegt, und die letzten zehn Tage ganz durchgearbeitet. Das Ziel ist immer, die deutsche Ausgabe möglichst zeitnah zum Original erscheinen zu lassen. Wir waren hier auch schon zweimal früher auf dem Markt als die Amerikaner mit dem Original. "Echo der Hoffnung" – Originaltitel "An Echo in the Bone" – ist im November zwei Monate nach der amerikanischen Ausgabe mit einer Startauflage von 200 000 Exemplaren erschienen. Auf der Spiegel-Bestseller-Liste stand das Buch schon auf dem dritten Platz.

Wie wird man denn für eine Übersetzung bezahlt?

Schnell Es gibt ein Seitenhonorar, ab einer bestimmten Verkaufszahl wird der Übersetzer am Verkauf beteiligt. Vom Erlös der ersten Übersetzung habe ich mein erstes Pferd gekauft; Krösus bin ich aber noch nicht geworden. Außerdem hat sich mit der Pferdefotografie und Berichten über Pferde und Reiter für Fachzeitschriften durch das Hobby ein weiterer Arbeitsbereich ergeben.

Wird es weitere Romane von Gabaldon aus der "Highland-Saga" geben?

Schnell Band acht ist in Arbeit; wann er erscheint, ist aber noch nicht zu sagen. Im März kommt sie zur "LitCologne", dann wird sie mich auch in Krefeld besuchen.

Und woran arbeiten Sie zur Zeit?

Schnell An einem Roman des Exil-Schotten Jack Whyte, dem dritten Teil einer Trilogie über die Tempelritter.

Gibt es Resonanz der Autoren zu Ihren Übersetzungen?

Schnell Sie sind froh, wenn sie ihre Bücher in respektvollen Händen wissen. Ich bekomme auch positives Leserecho. Bei diversen Signierstunden von Diana Gabaldon bin ich schon gebeten worden, die Bücher ebenfalls zu signieren. Manche Stimmen behaupten sogar, dass wegen der Übersetzung die Popularität der Gabaldon-Romane in Deutschland größer ist als in anderen Ländern.

Hans D. Peschken führte das Gespräch

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort