Spektakulärer Erwerb in Krefeld Deutsches Textilmuseum zeigt Abendtasche von Pierre Cardin

Krefeld · Das Deutsche Textilmuseum zeigt ab Oktober in einer Ausstellung Haute Couture deutscher Modemacher. Der Verein der Freunde der Museen Burg Linn ermöglichte nun den Kauf eines kostbaren Accessoires: eine Abendtasche von Pierre Cardin.

 Jeannine Moens, Vorsitzende des Vereins Freunde der Museen Burg Linn, und Isa Fleischmann-Heck, stellvertretende Leiterin des Deutschen Textilmuseums (rechts), zeigen das Kleid aus der Ausstellung, die ab 22. Oktober zu sehen sein wird.

Jeannine Moens, Vorsitzende des Vereins Freunde der Museen Burg Linn, und Isa Fleischmann-Heck, stellvertretende Leiterin des Deutschen Textilmuseums (rechts), zeigen das Kleid aus der Ausstellung, die ab 22. Oktober zu sehen sein wird.

Foto: TL

Eine seltene Kostbarkeit der internationalen Haute Couture aus der Urheberschaft von Pierre Cardin hat das Deutsche Textilmuseum in Linn seit kurzem in seinem Besitz: eine perlenbestickte Abendtasche aus den 1960-er Jahren, in denen der berühmte Modeschöpfer seinen futuristischen Look prägte. Zum Kaufpreis sagte die stellvertretende Leiterin Isa Fleischmann-Heck gestern nichts. Schließlich ist das bedeutende Accessoire ein Geschenk des Vereins der Freude der Museen Burg Linn.

Die Abendtasche aus abertausenden kleinen grünen, cremeweißen und schwarzen Perlen mit einem Schloss aus Bakelit und goldfarbenem Rahmen sowie Kette ist innen mit Seide gefüttert, hat zwei kleine Innentaschen und eine edle Namenssignatur des Schöpfers. Farben und Muster seien typisch für Cardin, das Exponat ein Musterbeispiel für die Op-Art. Eine Richtung, die mit optischen Täuschungen spielte.

 Die Abendtasche des Modeschöpfers Pierre Cardin. Sie passt ideal zum Kleid des Krefelder Zeitgenossen Werner Lauer.

Die Abendtasche des Modeschöpfers Pierre Cardin. Sie passt ideal zum Kleid des Krefelder Zeitgenossen Werner Lauer.

Foto: Lammertz Thomas

Cardin war ein Pionier der Branche. Ende der 1950er Jahre eröffnete er sein Atelier in Paris. Als einer der ersten befasste er sich mit Kunstfasern, entwarf neben Haute Couture auch erschwingliche Kollektionen für Konfektionsware. Er arbeitete für die Nasa, kleidete berühmte Astronauten wie Neil Armstrong mit seinem Space-Look.

Der Erwerb der Abendtasche im Kunsthandel ist für das Deutsche Textilmuseum in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall: Zum einen pflegte Krefeld einen guten Draht zu Pierre Cardin, ehrte ihn vor 50 Jahren mit der Verleihung des Goldenen Spinnrads. Zum anderen passt sein Unikat einer Abendtasche in Farbe und Muster optimal zu einem Kleid des in Krefeld tätigen Modeschöpfers Werner Lauer aus Berlin und damit zu einer Ausstellung des Deutschen Textilmuseums, die am 22. Oktober eröffnet werden und bis in den April 2018 dauern soll.

Im Fokus der Präsentation von Mode deutscher Kreativer steht überwiegend Kleidung für die Dame. Uli Richter, Hans Oestergaard und eben Beispiele des Ateliers Lauer-Böhlendorff. Die Sammlung in Linn verfügt über 48 Teile. Der in der Bundeshauptstadt geborene und auf dem Krefelder Hauptfriedhof beigesetzte Modeschöpfer führte sein Modehaus nach dem Krieg an der Hohenzollernstraße. Er verwendete Stoffe und Muster der heimischen Vereinigten Seidenwebereien AG (Verseidag) und ließ seine exklusiven Entwürfe in der Seidenstadt nähen.

Lauer-Böhlendorffs grün braunes Kleid mit Streifen, die ohne optischen Bruch vom Korpus auf die Ärmel übergehen, erinnert stark an die Haute Couture des berühmten Franzosen Pierre Cardin.

Die Ausstellung des Textilmuseums konzentriert sich auf deutsche Modemacher. "Die legten allerdings relativ wenige Wert auf Accessoires", erklärt Isa Fleischmann-Heck. Auf der Suche nach Schmuck, Tüchern, Gürtel, Handschuhe und Schuhe entdeckten die Experten dann besagte Abendtasche. Jeannine Moens und Dörte Lorenz aus dem Vorstand des Vereins Freunde der Museen der Burg Linn zeigten sich gestern in Linn mit der Verwendung ihrer Spende sehr einverstanden. Der Verein wurde 1976 mit dem Ziel gegründet, die Museen in Linn zu unterstützen. In den 1980er Jahren - der Blütezeit der Krefelder Archäologie (Gräberfelder Gelduba) - bestand das Interesse einiger Kulturliebhaber, Heimatforscher und Angehöriger der Linner Museen, einen gemeinnützigen Verein zu gründen. Aus dieser Idee entstanden die Freunde der Museen Burg Linn e.V..

(sti)
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