Krefeld Desiro City: Siemens baut Zug der Zukunft
Krefeld · Siemens glaubt an ein Wachstum in der Mobility-Sparte: Von Automatisierung und Digitalisierung soll auch der Standort Krefeld profitieren. In dem hochmodernen Werk in Uerdingen entstehen innovative Lösungen mit optimaler Verfügbarkeit.
Der Desiro City Thameslink ist der Siemens-Zug der Zukunft: 1140 Wagen für 115 Züge hat das Department für Transport London vor fast zwei Jahren bestellt. Gebaut werden die Transportmittel, mit deren Innovationen Siemens seine Marktanteile in den kommenden Jahren vergrößern möchte, in Uerdingen im Werk an der Duisburger Straße. Im August soll der erste Zug auf die Insel gebracht werden. Für Juni 2018 ist die Auslieferung des letzten Exemplars des 1,8-Milliarden-Euro-Auftrags vorgesehen.
Siemens-Vorstand Jochen Eickholt und Sandra Gott-Karlbauer, verantwortlich für Business und Urban Transport, stellten der internationalen Fachpresse in Uerdingen am Beispiel Thameslink das Konzept der Zukunft vor. Siemens liefert das komplette Gesamtpaket aus einer Hand: Züge, Infrastruktur, Verkehrslenkung, Digitalisierung, Automatisierung, moderne Bezahlsysteme und vieles mehr.
Auf der stark frequentierten Route im Großraum London stehen künftig doppelt so viele Fahrzeuge zur Verfügung wie bisher. Dies ist möglich, weil die gesamte Strecke für den automatisierten Betrieb umgerüstet wird, so dass eine unterbrechungsfreie Fahrt zwischen Regional- und Nahverkehr möglich ist: Sobald die Züge ins Stadtgebiet einfahren, schalten die Fahrer von konventioneller auf automatische Zugsteuerung um. So werden wertvolle Sekunden gespart. 24 Züge pro Stunde fahren im Normalbetrieb. Nach Störungen können sogar 30 Züge pro Stunde fahren, um wieder in den störungsfreien Takt zu gelangen. Zusätzlich werden mit dem neuen Desiro City bis zu 80 Prozent mehr Sitzplätze für Pendler verfügbar sein.
Für Thameslink hat Siemens den neuen Desiro City für den S-Bahn-, Regional- und Interregionalverkehr in Großbritannien entwickelt. Er reduziere den gesamten Energieverbrauch sowie den Streckenverschleiß um bis zu 50 Prozent gegenüber den Vorgängermodellen. Das Programm ATO (Automatic Train Operation) optimiert Beschleunigung, Reisegeschwindigkeit und Bremsen ergänzt um die Komponente Leerlauf. Dank einer verbesserten Innenausstattung biete die neue Zuggeneration darüber hinaus höheren Komfort und größere Flexibilität: Durch ein individuell wählbares Innenausbaukonzept könne der Desiro City im Vergleich zum Vorgängermodell bis zu 25 Prozent mehr Passagiere aufnehmen, informierten Eickholt und Gott-Karlbauer. Je nach Bedarf und Einsatzgebiet ließen sich Anzahl der Sitzplätze sowie -abstände variieren. So erhalte man zusätzlichen Stehplatz und Raum für Fahrräder und Rollstühle.
Siemens übernimmt auch die Instandhaltung des Fuhrparks. Dazu errichtet das Unternehmen zwei neue Depots. Bei Service und Instandhaltung sei Siemens Marktführer in Großbritannien, so Eickholt, zuständig für die Sparte Mobility. Für alle Flotten konnte Siemens langfristige Service-Verträge abschließen und stellt sicher, dass über 350 Züge täglich im Fahrgastbetrieb unterwegs sind.