Krefeld Der Zeitungsmaler Peter M. Heeser

Krefeld · In der Galerie Meta Weber stellt der Krefelder Künstler neue Arbeiten aus unter dem Titel "Ich und wir". Das Besondere: Besucher können sich von ihm porträtieren lassen - auf Heesers spezielle Weise.

 Der Künstler und sein "Ego": Peter M. Heeser vor einer Serie Selbstporträts im Haus Kunst + Technik.

Der Künstler und sein "Ego": Peter M. Heeser vor einer Serie Selbstporträts im Haus Kunst + Technik.

Foto: T. Lammertz

Nichts kann spannender sein als eine Zeitung von gestern. Das weiß Peter M. Heeser, und deshalb stapelt er gesammelte Wochenzeitungen, um sie von Zeit zu Zeit wieder hervorzunehmen und zu studieren. Dabei geht es dem Krefelder nicht um die Nachrichten, die längst Vergangenheit sind, sondern um die Optik. Der Aufbau einer Seite, ihr Text- und Bildanteil, das Layout - das ist für ihn wichtig. Nicht von ungefähr. Denn bevor er 1962 das Kunststudium an der Werkkunstschule Krefeld begann, hat er eine Ausbildung zum Schriftsetzer absolviert. "Das wird man nicht los", sagt Heeser. Ein Tiefstapler. Denn der durch die Ausbildung geschulte Blick ist Voraussetzung für ein Künstlerkonzept und eine malerische Ästhetik, die der 78-Jährige zurzeit in der Galerie von Meta Weber im Haus Kunst und Technik präsentiert.

Unter dem Titel "Ich und Wir" folgt Heeser einem seiner großen Themen: Mensch und Umwelt. Er übermalt die Zeitungsseiten mit weißer Farbe und Grautönen bis zur Unkenntlichkeit. Nur gelegentlich blitzt ein Wort auf, das ohne seinen Sinnzusammenhang zunächst irritiert. Doch nur für einen Moment, dann sucht der Blick den nächsten Bedeutungshinweis und landet auf einer Figur, deren Gesicht nicht erkennbar ist. Und schon greift Heesers Konzept: Man beginnt Zusammenhänge herzustellen. Wo Verknüpfungen nicht logisch sind, sucht die Fantasie Umwege. "Ich will niemandem sagen, was er zu sehen hat. Die Geschichten soll jeder selbst hineinlesen", sagt Heeser.

Heeser, der bis 2014 Vorsitzender der Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK) war, stellt seit 1975 regelmäßig im In- und Ausland - Österreich Schweiz, Niederlande und England - aus. 1978 hatte er eine Einzelausstellung im Kaiser-Wilhelm-Museum, 1983 war er dort an einer Gruppenausstellung beteiligt. In Krefeld hatte er die letzte Solo-Schau 2005 im Kunstverein.

Seine Arbeiten sind stilistisch und in den Weiß- und Grautönen extrem reduziert. Das verführt, in jede Linie etwas hineinzulesen, unter jeder weniger deckenden Farbschicht den Text der Artikel oder die Gesichtszüge der Person auf dem Foto zu entziffern. Heeser hat nichts dagegen. Im Gegenteil: Er füttert die Vorstellungslust, wenn er einige Seiten zu Collagen zusammenfügt, die sich wie eine Fortsetzungsgeschichte lesen lassen. Denn die Urgeschichte, die die Zeitung erzählt hat, lässt sich niemals rekonstruieren. Heeser hat Neues kreiert. Und doch: Immer haftet den Seiten etwas Geheimnisvolles an, das Gefühl, dass sie etwas Verheimlichen unter den Übermalungen oder mit den Pinselstrichen eine falsche Spur gelegt wurde. Diese Deutung akzeptiert Heeser bereitwillig. Denn er ist keiner, der das ohnehin Sichtbare abbilden will. Das belegen seine Selbstporträts. "Ego" nennt er sie - und bezieht sich augenzwinkernd auf Interpretationen: Heeser, der Nachdenkliche. Heeser, der Forschende. Heeser, der genau Hinsehende - auch wenn die Sicht durch ein beschädigtes Brillenglas erschwert wird.

An der Wand neben den Selbstporträts sind drei Blanko-Stellen: Sie sollen gefüllt werden mit Porträts, die Ausstellungsbesucher von sich anfertigen lassen. Aber Heeser warnt: Es werden weder Karikaturen noch die üblichen Aquarelle aus den Fußgängerzonen. Heeser wird nicht nach Fotografien malen, sondern nach Worten: "Ich spreche mit demjenigen, damit später das ins Bild kommt, was ihn ausmacht."Der Kabarettist Jochen Butzen hat bereits ein Porträt in Auftrag gegeben. "Diese Porträts können die Leute natürlich erwerben, aber sie sind nicht dazu verpflichtet", so Heeser.

Die Ausstellung im Haus Kunst und Technik (ehemaliges DGB-Haus), Blumentalstraße 2, ist bis 20. Juli zu sehen. Öffnungszeiten nach telefonischer Vereinbarung unter 02151 773792.

(RP)
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