Serie Menschen Im Advent Der gute Geist vom Wilhelmshof

Krefeld · Seit 13 Jahren engagiert sich Helmut de Fries im Bockumer Seniorenheim.

 Hat einen Blick für die plötzliche Unruhe von Bewohnern entwickelt und weiß, wann es Zeit ist, sich bei ihnen unterzuhaken und sie zu beruhigen: Helmut de Fries.

Hat einen Blick für die plötzliche Unruhe von Bewohnern entwickelt und weiß, wann es Zeit ist, sich bei ihnen unterzuhaken und sie zu beruhigen: Helmut de Fries.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Helmut de Fries trägt ein Namensschild an seinem Pullover, das ihn als "Helmut de Fries, Ehrenamtlicher Helfer" erkennbar macht. Gerecht wird ihm das nicht. Er ist mehr. Aber das passt nicht auf das Schild. "Manche nennen mich den Mann für alle Fälle", erklärt de Fries. Und wer ihn kennt, weiß: Das trifft es besser. Gerade in einer Zeit, in der dünne Personaldecken in Pflegeeinrichtungen ein Dauerthema sind, ist jemand wie er für ein Altenheim von unschätzbarem Wert.

Seit 2002 engagiert sich der 77-Jährige im Wilhelmshof und wurde für die Bewohner, Angehörigen und Mitarbeiter zur Institution. Er hat die Heimzeitung gestaltet, in der Cafeteria geholfen, Unterhaltungsprogramme organisiert, Ausflüge begleitet und Fotos gemacht. Sehr, sehr viele. Das Besondere an Helmut de Fries ist: Er hat Zeit. Dieses seltene Gut macht ihn für jeden, der ihn trifft, wertvoll. Er verschenkt es großzügig bei Unterhaltungen auf dem Flur, beim Plausch im Garten oder während seiner unzähligen Kurzbesuche in Zimmern von aufgelösten Heimbewohnern, denen er immer wieder geduldig bei der Handhabung ihrer Fernbedienungen oder anderer technischer Herausforderungen hilft.

Der Rundfunk- und Fernsehtechnik-Meister kennt die Namen aller Bewohner und nicht selten auch Geschichten aus deren Leben. Er interessiert sich. "Das sollte Grundvoraussetzung bei der Übernahme eines Ehrenamtes sein", findet Helmut de Fries.

Technische Assistenz leistet sein Tablet. Auf seinen Wanderungen durch den Wilhelmshof hat er es immer dabei. Zu seiner und aller Bewohner Begeisterung. Jederzeit kann er Erinnerungen bildlich nachhelfen, zaubert vergangene Feste auf sein Tablet (den Opernball vor einigen Jahren inklusive rotem Teppich von der ersten Etage hinab in die Eingangshalle), und er liefert augenzwinkernd anhand von Fotos vergangener Karnevalssessionen den Nachweis, dass nicht nur die Bewohner, sondern auch das Pflegepersonal altert. Und dann gibt es die Bilder von dem ein oder anderen, der nie alt wird; so der Moment, als der fast 90-jährige Herr G. während des Zoobesuchs in den "leerstehenden" Panzer der Riesenschildkröte kroch und zur Erleichterung aller "auch wieder hoch kam".

Alle zwei Wochen besetzt er am Wochenende die Rezeption, hilft Besuchern und wacht unauffällig darüber, dass nicht der ein oder andere demente Bewohner den Wilhelmshof verlässt, um sich auf die Suche nach seinem ehemaligen Zuhause zu machen. Helmut de Fries hat einen Blick für diese Bewohner entwickelt, erkennt deren plötzliche Unruhe, hakt sich schon mal mit ein paar freundlichen Worten ein und übernimmt die Führung zu einem beruhigenden Rundgang. "Die Zahl der dementen Bewohner nimmt zu, viele kommen zu spät," sagte er.

Früher seien die Leute bei ihrem Einzug "fitter" gewesen. "Umso wichtiger sind die Angebote an die, die durch ihre geistige Frische erreichbar sind." Hier sieht de Fries sein größtes Arbeitsfeld. Seit Jahren bietet er alle vier Wochen einen einstündigen Abend an unter dem Motto "Alt Krefeld, wie es war und wie es wurde". "Oft haben die Bewohner aus der Zeitung erfahren, dass es in Krefeld Veränderungen gibt. Da fahre ich dann hin und mache Fotos." Abends werde dann kritisch diskutiert. So zum Beispiel über den Ostwall-Umbau hinsichtlich Finanzierung und Notwendigkeit. Sein neuestes Projekt ist ein Männerstammtisch. "Da gehe ich einfach hin und warte ab". Beim Fläschchen Bier ergeben sich immer die Themen. Sie spielen im Heute. "Männer leben mehr als Frauen in der Gegenwart." Den fünf Herren im Alter zwischen 72 und 95 fühlt sich de Fries zugehörig, man diskutiere "frei Schnauze". Von Seiten der Damen werde über die Existenz einer Männerzusammenkunft gemurrt. Doch der "Ehrenamtliche Helfer Helmut de Fries" ist auch Diplomat: Die Veranstaltung "Alt Krefeld" wird künftig umbenannt und zum "Stammtisch für alle".

(RP)
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