Krefeld Der Dinosaurier unter den Horror-Rockern

Krefeld · Alice Cooper gastierte mit seiner Band im Königpalast. Eingefleischte Fans schwärmen von der blutrünstigen Kunstfigur.

 Alice Cooper im Königpalast: Eingefleischte Fans schwärmen von der - irgendwie dann doch spielerisch durchdrungenen - blutrünstigen Kunstfigur.

Alice Cooper im Königpalast: Eingefleischte Fans schwärmen von der - irgendwie dann doch spielerisch durchdrungenen - blutrünstigen Kunstfigur.

Foto: TL

Alice Cooper ist eine Legende. Am Wochenende gastierte er mit seiner Band im gut gefüllten Königpalast: dicker matschiger Live-Sound und eine typische Show. Was bleibt, ist die Frage, was der ältere Herr uns heute noch zu sagen hat.

Eingefleischte Fans schwärmen von der - irgendwie dann doch spielerisch durchdrungenen - blutrünstigen Kunstfigur. Lieben den Wahnsinn, die Lust an der Provokation, das herrlich schräge Äußere. Lieben den - aus einer über die Stränge geschlagenen Halloween-Party - herausgeflossenen Albtraum.

Wiederum andere wenden sich mit Abscheu ab, möchten mit sowas nun wirklich nichts zu tun haben. Diese extremen Texte, diese geschmacklosen Showeffekte... Doch bei genauerer Betrachtung ist das, was Cooper ausmacht, vor allem seine Musik, eigentlich etwas aus der Zeit gefallen. Was er selbst mit seiner Kunst-Welt in die Welt gesetzt hat, scheint den Zauber, den Reiz, den seine Shows und seine Persönlichkeit ausmachen, Stück für Stück - wie ein Bumerang - nivelliert zu haben. Die Musik war schon immer guter harter US-Rock. Nicht mehr und nicht weniger. Hits wie "Poison", "Feed my Frankenstein", "Killer" oder "School's out" haben sich ebenso ihren würdigen Platz in der Hall of Fame verdient, wie, das unvergessliche "No more Mr. nice guy" oder die Ballade "Only women bleed". Doch, wenn man die Songs mit geschlossenen Augen hört, wirkt seine Musik, seine zweifelsohne raue aber im Grunde eher hell gefärbte Stimme, zwar auf gewisse Weise verstörend, doch in der Musikalität, in der Substanz recht Mainstream. Daran ändern schreiende, auch diesmal im Konzert beeindruckend gespielte, Gitarren auch nicht viel.

Andere sind noch blutrünstiger, noch verrückter, noch härter, noch geschmackloser oder auch noch provokanter. Inzwischen ist Cooper - der Dinosaurier unter den Horror-Rockern - zwar ein durch und durch authentisches Original, aber eben nur noch einer von vielen. Schocken kann er nicht mehr - zumindest in der Zielgruppe, die sich grundsätzlich nicht dem Horror-Genre verschließt. Wobei es dank Guillotine, Frankensteins Monster, oder Horror-Krankenschwestern alles gibt, was man von einem Alice Cooper erwartet.

Doch der 1948 geborene Sänger - eigentlich denkt man schon immer, dass er viel älter wäre - versteht es noch, sich in die Herzen seiner Fans zu bohren. Unwiderstehlich ist zweifelsohne die mit viel Coolness gewürzte Haltung. Irgendwie ist der entthronte König der Horror-Clowns viel öfter komisch als man es erwartet. Es wirkt faszinierend, wenn er immer wieder auf der Bühne in neue Rollen schlüpft, sich großspurig als Meister des Schreckens posiert. Seine Bühnenshow ist eindrucksvoll, doch auch hier muss man leider zugeben, dass andere es inzwischen gerne noch bunter treiben. Macht das alles Coopers Auftritte nun schlechter oder weniger sehenswert? Nein, wenn man ihn, ihn als Figur, ihn als Ikone, liebt, wenn man das alles in die richtige Schublade zu stecken vermag.

Einige Dinge fallen indes auf. Cooper gönnt sich zwischendurch geschickt platzierte Pausen, in denen einzelne Bandmitglieder solistisch auftrumpfen. Oft hört man die backing vocals fast mehr als Cooper selbst. Dennoch hält der unverwüstliche Star bis zum Schluss die Spannung aufrecht.

Bei der Zugabe gab es noch einen Überraschungsauftritt mit Doro Pesch. Und noch zum Schluss sei erwähnt: Man gedachte dem am selben Tag verstorbenen Malcolm Young mit "RIP MY" auf einer Gitarren-Rückseite.

(RP)
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