Krefeld Dear Wolf startet das zweite Comeback

Krefeld · Mit zwei Konzerten im Jazzkeller kehren Dear Wolf nach ihrer zweiten Reunion auf die Bühne zurück. Das Quartett kann auf eine treue Fan-Basis in Krefeld bauen und setzt sich nicht mehr selbst unter Erfolgsdruck.

 Sänger Alexander Classen, Gitarrist Martin Smeets. Bassist Guido Geerlings und Oliver Griethe am Schlagzeug kehren als Dear Wolf auf die Bühne zurück - ganz ohne Stress, Termindruck und kommerzielle Ziele.

Sänger Alexander Classen, Gitarrist Martin Smeets. Bassist Guido Geerlings und Oliver Griethe am Schlagzeug kehren als Dear Wolf auf die Bühne zurück - ganz ohne Stress, Termindruck und kommerzielle Ziele.

Foto: Thomas lammertz

Zu Anfang nannten sie sich noch spöttisch "No Sports", als scheuten sie wie einst Winston Churchill jedwede körperliche Anstrengung. Doch zum Spaß an der Musik gesellte sich bald der professionelle Anspruch. Hinfort nannte sich die Krefelder Indie-Rock-Band - ebenfalls mit viel Sinn für Ironie - "Dear Wolf" und erspielte sich mit ihren melodiebetonten, aber druckvollen Songs zumindest in ihrer Heimatstadt unvergessenen Kult-Status. Und nun könnte ihr Stern noch einmal ganz neu aufleuchten - die zweite Reunion ist vollzogen.

Ein Blick zurück: Sänger Alexander Classen und Gitarrist Martin Smeets, die Köpfe der 1988 gegründeten Band, entwickelten mit wechselnden Bassisten und Schlagzeugern ihren eigenen Stil und spielten bodenständige Rock-Musik mit Anleihen aus Pop einerseits und Progressive-Rock andererseits. Das kam an, und Songs wie "Lost" und "Summertrain" schafften es als Video-Clips in die Programme der TV-Sender, die in den letzten Jahren der Vor-Internet-Ära die wichtigsten medialen Sprungbretter für junge Rock- und Pop-Acts waren. Dennoch löste sich die Band aufgrund musikalischer Differenzen nach vier Alben 1997 zum ersten Mal auf.

Die Ruhe hielt acht Jahre. 2005 formierte man sich neu mit Guido Geerlings am Bass und Oliver Griethe am Schlagzeug und veröffentlichte 2007 das Album "The Falldownstandup".

"Unsere Krefelder Basis war uns treu", erinnert sich Classen, "und es ist sogar gelungen, für dieses Album nachträglich ein Label zu finden". Als Jahrgang 1960 denkt man halt noch in diesen Old School-Bahnen, und so erschien es 2008 auf "Fast Ball" gleich noch einmal, und 2012 hat die Band die CD "Hello Stars!" auf "Fuego" veröffentlicht. Zeitweise hatten sie auch eine richtige Booking-Agentur für die Live-Auftritte. Doch die Aufnahmen erzielten trotz erheblicher Promotion-Anstrengungen kaum Radiopräsenz, und Ende 2013 war erneut Schluss. "Ich fühlte mich so ausgebrannt damals, ich wollte einfach nicht mehr in Studios und nicht mehr auf Bühnen und auch nicht mehr reisen, obwohl gerade das mir früher großen Spaß gemacht hatte", so Classen.

Im letzten Herbst aber trafen sich Griethe und Classen zufällig auf der Straße und gingen zusammen einen Kaffee trinken. Griethe, nicht nur am Schlagzeug ein quirliger Katalysator, warf den Köder aus: "Ich werde ab und zu gefragt, ob der Wolf nicht insgeheim doch noch irgendwie weiterlebt. Wollen wir's nicht noch mal versuchen?" Smeets und Geerlings waren auch nicht abgeneigt, also ging man noch mal in den Probenkeller. "Und auf einmal", erzählt Classen, "fühlte es sich fast wieder wie früher an. Ohne konkrete Ziele und Termin-Stress flammte das innere Feuer wieder hell auf. Sogar ein paar neue Song-Ideen stellten sich wieder ein".

(RP)
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