Krefeld Das Theater in der Ära Huhnen

Krefeld · Fritz Huhnen war ein Krefelder Original - und ein viel geschätzter Künstler. Das Theater erinnert ab heute an seine Bühnenbilder. Wir stellen den Vergleich her von damals zu Inszenierungen der jüngsten Zeit.

 Fritz Huhnen auf einer undatierten Fotografie.

Fritz Huhnen auf einer undatierten Fotografie.

Foto: Theater

Er ist zählte schon zu Lebzeiten zu den populärsten Krefeldern. Auch nach seinem Tod ist Fritz Huhnen (1895-1981) nicht vergessen. Er hat ein Ehrengrab auf dem Stadtfriedhof, und eine nach ihm benannte Straße erinnert an einen geschätzten und beliebten Mann. Fritz Huhnen war, Bühnenbildner, freischaffender Künstler, kritischer Zeitgenosse, Satiriker - und immer durch und durch Krefelder. Ab heute würdigt eine Ausstellung im oberen Foyer des Stadttheaters Huhnens Wirken für die Bühne. Das Stadtarchiv stellt in Zusammenarbeit mit dem Theater einen Foto-Zyklus von Huhnens Bühnenbildern aus.

 DAMALS: So sah Fritz Huhnen seinerzeit die Wirkungsstätte des Barbiers von Sevilla - mit den typischen spanischen Balkonen. Der schlitzohrige Titelheld trug feuriges Rot.

DAMALS: So sah Fritz Huhnen seinerzeit die Wirkungsstätte des Barbiers von Sevilla - mit den typischen spanischen Balkonen. Der schlitzohrige Titelheld trug feuriges Rot.

Foto: Thomas Lammertz

Fritz Huhnen prägte mit seinen Arbeiten für den Bühnenraum das Krefelder Theater über Jahrzehnte. Für "Faust I" und "Macbeth" gestaltete er das Bühnenbild mit seiner expressionistischen Art und schrieb mit seinem Malstil Kunstgeschichte.

 DAMALS "Faust I": In einem dunklen Gewölbe siedelte Huhnen das Studierzimmer an. Die Licht- und Schattenwirkungen vermitteln einen Eindruck, wie zugig das Gebäude gewesen sein mag, in dem der Sinnsucher hockt.

DAMALS "Faust I": In einem dunklen Gewölbe siedelte Huhnen das Studierzimmer an. Die Licht- und Schattenwirkungen vermitteln einen Eindruck, wie zugig das Gebäude gewesen sein mag, in dem der Sinnsucher hockt.

Foto: Thomas Lammertz

Seine Ausbildung begann der Krefelder mit einer Architektenlehre, besuchte dann die Krefelder Kunstgewerbeschule und entschied sich dann fürs freie Künstlertum. Ab 1924 war er als Bühnenbildner am Krefelder Stadttheater sowie als Zeichner für mehrere Tageszeitungen tätig. Sein scharfer Blick und seine satirischen Darstellungen waren berühmt. Mit Witz und bissigem Humor kommentierte er das aktuelle Stadtgeschehen aus Krefeld. Mit seinem Buch "Gute, Böse, und Krefelder" setzte er schließlich seiner Heimatstadt ein literarisches Denkmal. Darin erzählt er mit ironischem Tonfall von Krefeld und seinen Einwohnern.

 JETZT: In der vergangenen Spielzeit richtete Kobie van Rensburg den "Barbier" als High-Tech-Spektakel ein. Ein großer Publikumserfolg.

JETZT: In der vergangenen Spielzeit richtete Kobie van Rensburg den "Barbier" als High-Tech-Spektakel ein. Ein großer Publikumserfolg.

Foto: Matthias Stutte

Und Huhnen genoss das Leben. 1935 war er der erste Krefelder Karnevalsprinz, seine Prinzessin war seine Schwester Lilo Langen. In der Bosi-Bar, der bombensicheren Kellerbar des Varieté "Seidenfaden" war er Stammgast. 1943 wurden beim großen Bombenangriff auf Krefeld viele seiner Werke zerstört. Doch diese Zäsur bremste seine Schaffenskraft nicht. Ab 1946 arbeitete er wieder fürs Theater für die Zeitungen und als freier Maler.

 JETZT: Das übergroße Porträt des schlafenden Faust beherrscht die Bühne in Matthias Gehrts Inszenierung. 2012 brachte er beide Teile der Tragödie an einem Abend auf die Bühne.

JETZT: Das übergroße Porträt des schlafenden Faust beherrscht die Bühne in Matthias Gehrts Inszenierung. 2012 brachte er beide Teile der Tragödie an einem Abend auf die Bühne.

Foto: Matthias Stutte

Für sein künstlerisches Werk erhielt Fritz Huhnen 1961 die Thorn-Prikker-Ehrenplakette der Stadt Krefeld.

Seine Bilder sind imposant und zeichnerisch klar. Seine Zeichnungen für die Ausstattung eines Stücks sind viel mehr als Skizzen, sie sind Kunstwerke, die Ideen transportieren. Wer heute vor den düster colorierten Zeichnungen zu "Faust" steht oder zu den heiter-farbigen Ausführungen zum "Barbier von Sevilla" meint, die Atmosphäre der Inszenierung zu spüren.

Einige seiner Bühnenbilder, Karikaturen und freie Malerei sind ab heute im Theater zu sehen sein. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs, wird die Ausstellung heute um 18 Uhr eröffnen - vor der Premiere der zwei Operneinakter "Cavalleria rusticana / Gianni Schicchi". Die Bilder werden zu den Theatervorstellungen zugänglich sein sowie zu eigens eingerichteten Führungen. Der Eintritt ist frei. Eine Spendenbox für die Restaurierung eines Wandteppichs von Fritz Huhnen ist im Foyer aufgestellt.

(RP)
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