Krefeld Chemie-Explosion: Mitarbeiter stehen noch immer unter Schock

Krefeld · Die Belegschaft erfährt nach dem Unglück bei der Firma Huntsman große Anteilnahme. Einige Mitarbeiter stehen noch immer unter Schock. Es gab 20 Verletzte, nicht nur zwölf. Der einzige Schwerverletzte konnte die Intensivstation verlassen.

Chempark Krefeld: Bilder der Explosion bei Huntsman
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Krefeld: Zwölf Verletzte bei Explosion im Chempark

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Die Zahl der Verletzten ist doch höher ausgefallen, als zunächst gezählt, doch blieb es bei dem Befund, dass die Verletzungen insgesamt glimpflicher gewesen sind, als es die Explosion hat vermuten lassen: Bei dem Unfall bei Huntsman auf dem Chempark-Gelände sind nach Currenta-Angaben 20 Personen verletzt worden; zwei liegen noch im Krankenhaus und werden stationär behandelt. Der Schwerverletzte, der mit dem Rettungshubschrauber eingeliefert wurde, konnte gestern die Intensivstation wieder verlassen. Die Ursache für die Explosion ist weiter unklar.

Chempark Krefeld: Explosion zieht Staubwolke nach sich
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Krefeld: Große Staubwolke nach Explosion im Chempark

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Der Betriebsrat zeigte sich am Donnerstag bewegt über die Zeichen des Mitgefühls, die die Uerdinger Belegschaft erfahren hat: "Es gibt eine große Anteilnahme in der Huntsman-Familie; das ist eine Geste, die guttut", sagte der Betriebsratsvorsitzende Hans Hirche im Gespräch mit unserer Redaktion.

Er würdigte auch wie schon am Vortag Oberbürgermeister Gregor Kathstede die Leistung der Feuerwehren und der medizinischen Helfer: "Die Rettungskräfte haben ganz außerordentlich gute Arbeit geleistet", sagte Hirche. Er geht davon aus, dass die Konstruktion der Halle mitverhindert hat, dass die Explosion Schlimmeres anrichten konnte: "Die Druckwelle konnte gut über die großen Fensterflächen entweichen."

Die Anteilnahme der Belegschaft gilt den Verletzten: "Zwei Kollegen sind noch stationär im Krankenhaus. Wir sind alle erleichtert, dass sich die Verletzungen nicht so schwer darstellen wie befürchtet", sagte Hirche. Der Fokus richte sich jetzt auch auf die mittelbar Betroffenen - gemeint sind die psychischen Folgen der Explosion. "Wir haben Aktivitäten gestartet, um posttraumatischen Belastungsstörungen entgegenzuwirken", sagt Hirche - das lässt ahnen, wie sehr die, die die Detonation aus der Nähe erlebt haben, unter Schock standen und noch stehen. Nach Augenzeugenberichten war die Explosion so stark, dass noch Hunderte Meter entfernt "die Wände wackelten", wie es ein Anwohner ausdrückte.

Der Asbestverdacht hat sich bestätigt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) hat tatsächlich erhöhte Werte in und um die Huntsman-Halle auf dem Gelände des Uerdinger Chemparks gemessen. Entwarnung aber gibt es für die Bewohner in der Umgebung. Wie ein LANUV-Sprecher auf Anfrage erklärte, handelt es sich um ein "lokales Geschehen" in der nahen Umgebung rund um die Halle; die Fachleute gehen nicht davon aus, dass Asbeststaub auf angrenzende Wohngebiete niedergegangen ist. Allerdings sei die Belastung in und an der Halle durchaus ernstzunehmen. "Jetzt bei schönem Wetter mit Schippe, Besen und Schaufel saubermachen - das geht nicht", betonte er weiter.

Fakten zum Chempark Krefeld-Uerdingen
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Foto: Currenta

Asbestquelle ist die Halle selbst. Sie wurde Ende der 50er Jahre errichtet - zu einer Zeit, in der Asbest zu den häufig verwendeten Baumaterialien gehörte. In dem Produktionsprozess von Huntsman spielt Asbest keine Rolle; das weiße Pulver, das bei der Explosion aufgestiegen ist, ist das harmlose Pigment Titandioxid, das etwa in Zahnpasta verwendet wird. Zurzeit wird das Gelände in der Umgebung der Halle mit Wasser berieselt, damit es bei Hitze nicht staubt. Ob die Halle zu retten ist, lässt sich noch nicht sagen. Gestern haben Ingenieure das Gebäude untersucht. Nicht unwichtig für den Standort: Die Produktion wird weitergehen. Die Halle spielte am Schluss des Produktionsprozesses eine Rolle, erläuterte ein Sprecher der Currenta-Werksfeuerwehr: Dort wurde das Titandioxid nachbehandelt und zur Abpackung vorbereitet.

(RP)
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