Krefeld Cezary ist Rudelführer seiner Raubtiere

Krefeld · Der 50-jährige Dompteur im Zirkus Probst beschäftigt sich seit seinem 18. Lebensjahr mit Raubtieren. Einmal hat ein Tiger ihn hinter dem Ohr gebissen – die Raubkatze musste sofort an einen Zoo abgegeben werden.

Dompteur kuschelt mit weißem Löwen
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Dompteur kuschelt mit weißem Löwen

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Der 50-jährige Dompteur im Zirkus Probst beschäftigt sich seit seinem 18. Lebensjahr mit Raubtieren. Einmal hat ein Tiger ihn hinter dem Ohr gebissen — die Raubkatze musste sofort an einen Zoo abgegeben werden.

Jedes seiner Tiere frisst täglich acht Kilogramm Fleisch. "Somit bin ich eigentlich wie ein Bauer, der sich um seine Tiere kümmern muss", sagt Cezary Mikulski. Seine Tiere, das sind fünf Raubkatzen, die einen Menschen mit einem einzigen Biss mühelos töten könnten. Mikulski aber tollt mit ihnen herum, als seien es Hundebabys. "Ich trainiere sie nicht, sondern spiele und kuschel mit ihnen", sagt er und macht es auch gleich vor: Er holt den Löwen Zultan aus seinem Käfig, balgt sich mit ihm ein wenig und steckt mal eben seinen Kopf in dessen Rachen.

Der 50-Jährige ist nun seit 32 Jahren im Zirkus als Dompteur aktiv und zurzeit mit dem Zirkus Probst auf dem Spödentalplatz zu Gast. Dass er einmal zum Zirkus kommen würde, war ihm nicht in die Wiege gelegt. Er ist Pole und wollte als junger Mann nach Deutschland. Mitglied eines Zirkus zu sein, galt als Chance, um nach Deutschland kommen zu dürfen. Und so ging er zum Zirkus und kümmerte sich dort um die Raubkatzen. Daraus wurde eine lebenslange Liaison.

Momentan dressiert er fünf Raubtiere. Einen weißen Löwen namens Zultan, einen äußerst seltenen "Golden Tabby-Tiger" namens Lia. Diese Art ist wegen ihres einzigartigen Fells bekannt — es sieht extrem weich aus. Dann sind da noch, zwei "normale" bengalische Tiger namens Aron und Cäsar. Hauptattraktion ist Angel, der weiße Tiger. Alle Tiere sind dreieinhalb Jahre alt und kommen aus einem Zoo in Prag.

Dort haben sie auch, wenn sie nicht "auf Tour" sind, nach wie vor ihr eigenes großes Gehege. Obwohl Mikulski mit ihnen kuschelt und sie von einer gewissen Distanz auch sehr kuschelig aussehen, hatte er vor sechs Jahren einen Unfall mit einem Tiger gehabt; nicht vor Publikum, wie er betont. Mikulski wurde hinter dem linken Ohr gebissen; man kann heute noch eine große Narbe erkennen. "Es tat weh, aber zehn Tage später habe ich schon wieder gearbeitet", erklärt er. Der "schuldige" Tiger wurde an einen Zoo abgegeben. Hat ein Tier einmal die Unterordnung zum Dompteur als eine Art Rudelführer infrage gestellt, wird es zu gefährlich, mit ihm weiter zu arbeiten.

Als Tierpfleger muss Cezary Mikulski den ganzen Tag für die Tiere da sein. Das Training in der Manege dauert zweimal 15 Minuten pro Tag und ist gar nicht so anstrengend, wie er erzählt. "Ich nutze ihren Spieltrieb, um sie zu dressieren, und so ist kein Zwang gegeben, dass sie etwas lernen müssen." Trotzdem hört man auch strenge Rufe, wenn ein Löwe oder ein Tiger nicht gehorcht.

Es gibt für die Tiere keine richtige Altersbegrenzung, was ihren Einsatz im Zirkus angeht — so lange sie nicht gebrechlich sind, kann man mit ihnen arbeiten. Das Gleiche gilt wohl auch für Mikulski. "Ich bin auch ein weißer Tiger", sagt er mit einem Grinsen und zeigt uns seine weiß-grauen Haare. Der Mann, der zum Zirkus ging, weil er nach Deutschland wollte, ist seinem Beruf und der Welt des Zirkus längst verfallen.

(RP)
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