Krefeld Bundesumweltministerin schaltet Pilotanlage für Covestro ein

Krefeld · Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat gestern im Chempark eine neuartige Recycling-Anlage eingeweiht. Das Projekt hat deutschlandweite Bedeutung und stärkt den Standort Uerdingen.

 Außer den markanten blauen Behältern ist nicht viel zu sehen - die neue Entsalzungsanlage aber hat es in sich: Zur Einweihung kam Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (4.v.r); mit dabei (v.r.) Chempark-Leiter Ernst Grigat , Covestro-Innovationschef Markus Steilemann, Bürgermeisterin Karin Meincke und der NRW-Covestro-Standortleiter Klaus Jäger; links im Bild der SPD-Bundestagsabgeordnete Siegmund Ehrmann.

Außer den markanten blauen Behältern ist nicht viel zu sehen - die neue Entsalzungsanlage aber hat es in sich: Zur Einweihung kam Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (4.v.r); mit dabei (v.r.) Chempark-Leiter Ernst Grigat , Covestro-Innovationschef Markus Steilemann, Bürgermeisterin Karin Meincke und der NRW-Covestro-Standortleiter Klaus Jäger; links im Bild der SPD-Bundestagsabgeordnete Siegmund Ehrmann.

Foto: Thomas lammertz

Allein die Gästeliste zeigte die Bedeutung der Investition: Im Beisein von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), mehreren Landtags- und Bundestagsabgeordneten sowie Spitzenmanagern des Chemiekonzerns Covestro ist gestern im Uerdinger Chempark eine neuartige Anlage zur Entsalzung von Abwasser symbolisch in Betrieb genommen worden. Das 3,7 Millionen teure Pilotprojekt wurde vom Bund mit 740.000 Euro gefördert. "Die eigenen Abfälle als Rohstoffe zu nutzen, steht ganz in der Tradition der chemischen Industrie", sagte Hendricks in ihrem Grußwort. Die Investition ist zugleich ein starkes Signal für die Standortsicherheit des Uerdinger Chemparks.

Was kann diese Anlage? Sie entsalzt Wasser, das im Laufe des Produktionsprozesses für Kunststoff Abwasser geworden ist. Das Verfahren spare jährlich 30.000 Tonnen Salz, 400.000 Tonnen Wasser und 6200 Tonnen CO2, erläuterte der Covestro-Standortleiter von NRW, Klaus Jäger, in seiner Begrüßung der Gäste. Die Anlage sei ein "Meilenstein, um Rohstoffe und Energie zu sparen", betonte dann auch der Innovationschef von Covestro, Markus Steilemann. Wie sehr der Konzern auf neue Technologie setzt, zeigt eine Zahl: Von den weltweit 15.700 Mitarbeitern bei Covestro arbeiten allein 1100 in der Forschung.

Ministerin Hendricks rechtfertigte die Förderung der Anlage bei einem gut verdienenden Konzern damit, dass "es manchmal dieses Anstoßes bedarf, damit Gutes entsteht". Sie setzt darauf, dass Covestro Nachahmer findet: Würde die gesamte chlorverarbeitende Industrie in Deutschland das Verfahren nutzen, könne sie ein Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland sparen - das entspricht der Energie, die Köln in einem Jahr verbraucht. Konkret ist eine Anlage entstanden, in der durch neu entwickelte Aufbereitungsschritte salzhaltige Prozessabwässer so weit gereinigt werden, dass das gewonnene Natriumchlorid in der Elektrolyse zur Produktion von Chlor wiederverwendet werden kann. Chlor wiederum ist einer der wesentlichen Rohstoffe bei der Herstellung von Polycarbonat und anderen Kunststoffen. Die Anlage selbst wirkt von außen unscheinbar: Zu sehen sind ein paar frischlackierte blaue Behälter. Fachleute wie Chemparkleiter Ernst Grigat schwärmen dennoch: "Das ist ein richtig schöner Schritt für den Standort Uerdingen und ein klassisches Beispiel für eine tolle Investition, von der man von außen nicht viel sieht."

Das erste industriell relevante Polycarbonat wurde vor mehr als 60 Jahren von Hermann Schnell bei der Bayer AG in Uerdingen entwickelt und ist unter der Markenbezeichnung Macrolon weltbekannt geworden. Der Hochleistungskunststoff findet in vielen Bereichen wie dem Automobilbau, der Elektronikbranche und der Medizintechnik Verwendung.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort