Krefeld Bürger sehen "Natur-Karree" in Gefahr

Krefeld · Anwohner wehren sich gegen den Plan eines Nachbarn, sein Grundstück in zweiter Reihe bebauen zu wollen.

 Die Nachbarn haben das Bauvorhaben, das sie beunruhigt, durch eine Veröffentlichung im Amtsblatt erfahren. Sie wollen notfalls vors Verwaltungsgericht ziehen, um einen Neubau im Gartenbereich zu verhindern.

Die Nachbarn haben das Bauvorhaben, das sie beunruhigt, durch eine Veröffentlichung im Amtsblatt erfahren. Sie wollen notfalls vors Verwaltungsgericht ziehen, um einen Neubau im Gartenbereich zu verhindern.

Foto: Otmar Sprothen

Das Viereck zwischen Dürerstraße, Hunzinger-, Roon- und Uerdinger Straße ist ein attraktives Beispiel für die historisch gewachsene Quartiersbebauung im südöstlichen Bismarckviertel: Die Straßen nördlich des Sprödentalplatzes säumt ein Mix aus repräsentativen Einzelhäusern, Hochbauten und Reihenhausbebauung. Die langgestreckten Gärten hinter den Häusern stoßen zusammen und bilden mit altem Baumbestand und Buschwerk in dem innenstadtnahen Karree eine Art grüner Lunge für die Anwohner.

Seit ein Hauseigentümer der Dürerstraße bei der Stadt den Antrag für eine Hinterlieger-Bebauung seines im Zentrum des Grünbereichs gelegenen Grundstücks gestellt hat, die aus zwei zweistöckigen Wohnhäusern nebst dazugehörigen Garagen bestehen soll, herrscht Aufruhr unter den Anwohnern. Sie befürchten, dass die verbleibende Restfläche wegen der drastischen Verringerung des Baumbestandes den von der viel befahrenen Uerdinger Straße herüberdringenden Feinstaub nicht mehr absorbieren könne. Wegen des Abpumpens des Grundwassers im Zuge der Baumaßnahme könne die in den sechziger Jahren weit in den Grünbereich hineingebaute Tiefgarage der an der Uerdinger Straße gelegenen Wohnanlage Schaden nehmen.

 Die Markierung zeigt das Viereck, das gleichsam in zweiter Reihe bebaut werden soll, was einen Eingriff ins Grün bedeuten würde.

Die Markierung zeigt das Viereck, das gleichsam in zweiter Reihe bebaut werden soll, was einen Eingriff ins Grün bedeuten würde.

Foto: Ralph Braun

Durch die hart an der Grundstücksgrenze des Hauses Dürerstraße 10 verlaufenden neu zu bauenden Zufahrtsstraße zu den Neubauten würden Staub, Lärm und Abgase in die grüne Ruhezone getragen, deren Vorhandensein für die meisten Anwohner erst der Anlass gewesen war, eine Wohnung zu mieten oder zu kaufen. Der Lebensraum der aus Singvögeln, Buntspechten, Elstern, Eichhörnchen, Igeln und Fledermäusen bestehenden Kleintierfauna werde empfindliche geschädigt und nicht zuletzt befürchten alle Anlieger, dass ihre Grundstücke und Wohnungen durch die Zerstörung des grünen Innenkarrees an Wert verlieren würden.

Mieter, Wohnungs- und Hauseigentümer trafen sich jetzt, um Schritte abzusprechen, mit denen man die Zersiedlung des Innenbereichs verhindern könne. An die 200 Protestunterschriften sind bisher zusammengekommen, unter ihnen beinahe alle Bewohner der beiden großen angrenzenden Wohnanlagen. Als unmittelbar betroffener Nachbar hatte Ingo von Knobelsdorff von der beabsichtigten Baumaßnahme Wind bekommen und die Anlieger des Karrees sofort informiert, denn Bekanntmachung der Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes Nr. 811 (V) im Krefelder Amtsblatt sah nur eine Widerspruchsfrist von 14 Tagen vor. Ebenso tricky erscheint den Anwohnern, dass der Antragsteller ein Winterbild dem im Sommer eingereichten Antrag beigelegt hatte, in dem das Grün des Karrees unterschlagen wird.

Die Anwohner haben ihren Widerspruch bereits eingelegt, dem sie die 200 Unterschriften zugefügt haben. Als Sprecher wurden Ralph Braun, Inge von Knobelsdorff und Hans-Joachim Suchanek gewählt. Diese werden das Gespräch mit dem Antragsteller der Baumaßnahme suchen. Falls dieses ergebnislos bleibt, werden die Anwohner Klage einreichen.

(RP)
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