Krefeld Bürger haben Angst vor Glasdach über Haltestelle

Krefeld · Die rund 20 Millionen Euro teure neue Haltestelle am Ostwall in Krefeld entwickelt sich von der Dauerbaustelle zum Problemfall: Die Stadt sperrt sie unter beschädigten Glaselementen weiträumig ab. Bürger haben Angst, dass Glas-Elemente herabstürzen könnten.

 Rund 20 Millionen Euro hat die neue Haltestelle am Ostwall bisher gekostet, wann sie allerdings komplett fertig und abgenommen ist, weiß niemand.

Rund 20 Millionen Euro hat die neue Haltestelle am Ostwall bisher gekostet, wann sie allerdings komplett fertig und abgenommen ist, weiß niemand.

Foto: Lammertz, Thomas

Während die Bahnkunden teilweise im Slalom um die inzwischen aufgestellten Absperrgitter laufen müssen, geht bei vielen Krefeldern der kritische Blick immer häufiger nach oben. Dass die gläsernen Dachplatten teilweise defekt oder gar nicht vorhanden sind, daran haben sich viele schon gewöhnt. Auch mit dem Regen, der je nach Windstärke meterweit in die eigentlich geschützte Fläche hineingeweht wird, können die Menschen umgehen. "Mittlerweile habe ich aber Angst, dass hier etwas Grundsätzliches mit der Konstruktion nicht stimmt", sagt David Behringer gestern. "Ich habe den Eindruck, man lässt uns hier ganz bewusst im Regen stehen."

Regelmäßig kommt der Meerbuscher mit der Bahn nach Krefeld zum Einkaufen. "Anfangs haben wir uns über die neue Haltestelle am Ostwall gefreut. Sie sieht elegant aus, die abgesenkten Bordsteinkanten sind ein Gewinn", so der 71-Jährige. Doch inzwischen beschleichen ihn und seine Frau mulmige Gefühle, wenn sie das Dach betrachten: "Wir haben Angst, dass hier Platten aus der Verankerung fallen und in den Wartebereich stürzen können. Wofür sollen sonst die großflächigen Absperrungen sein?" beschreibt Ehefrau Gerlinde Behringer die Situation: "Wir halten uns jetzt so wenig wie möglich unter den gläsernen Scheiben auf. Wenn wir länger warten müssen, wechseln wir von der Mittelinsel auf den Bürgersteig."

 Derzeit bereiten die gerissenen Scheiben den verantwortlichen Kopfzerbrechen.

Derzeit bereiten die gerissenen Scheiben den verantwortlichen Kopfzerbrechen.

Foto: Lammertz Thomas

Dass die Sorgen nicht ganz unbegründet scheinen, zeigt auch die jüngste Reaktion der Verwaltung. Schriftlich teilte die Stadt gestern mit, dass an der Haltestellenüberdachung am Ostwall ab heute tagsüber "Restarbeiten" durchgeführt werden, die bis einschließlich Samstag, 16. Juli, dauern. Es werden der "Taubenschutz instandgesetzt" und der Rahmen abgeschlossen. "Es geht noch nicht um den Ersatz der defekten Gläser, der weiterhin ohne konkreten Termin aussteht", so die Pressestelle weiter. Der Betrieb auf dem Bahnsteig werde durch die Arbeiten kaum beeinflusst. Allerdings: "Unter den Glaselementen, die leichte Beschädigungen aufweisen, sind vorsorglich Absperrungen aufgestellt worden." Pressesprecher Timo Bauermeister wurde auf Nachfrage konkreter: "Es werden Mitarbeiter der Baufirma Bellapart auf den Scheiben entlang laufen. Da die gerissenen Glasmodule möglicherweise verminderte Tragfähigkeiten aufweisen und daher besondere Sorgsamkeit benötigen, wurde sicherheitshalber der Bereich unterhalb abgesperrt."

 Vorsorglich wurden Bereiche unter den beschädigten Elementen abgesperrt.

Vorsorglich wurden Bereiche unter den beschädigten Elementen abgesperrt.

Foto: Lammertz Thomas

Schon seit Monaten ist das mehr als drei Millionen Euro teure Glasdach ein Sorgenkind von Verwaltung und SWK. Möglicherweise hat die Konstruktion gravierende Mängel: Vier Scheiben haben einen Querriss an der Oberseite, die Ursache ist noch unbekannt. Die Tatsache, dass die Defekte stets an der gleichen Stelle sind, lässt darauf schließen, dass die Konstruktion Spannungen erzeugt, die das Glas nicht aushält. Bisher hieß es vonseiten der Verwaltung stets, dass die defekten Scheiben in der Dachfläche bleiben, um den Regenschutz für die Fahrgäste beizubehalten. Mindestens ein Modul fehlte in den vergangenen Wochen komplett und wurde auch nicht ersetzt. Dass die Stadt derzeit keine unmittelbare Lösung für diese Schwierigkeiten hat, musste Planungsdezernent Martin Linne bereits in Ausschuss- und Ratssitzungen einräumen. Ob und wann eine Abnahme der Dauer-Baustelle erfolgt, konnte bisher ebenfalls nicht sagt werden. Einziger Trost: Die zusätzlichen Kosten muss noch der Hersteller tragen.

(RP)
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