Krefeld Besinnung auf gemeinsame Wurzeln in der Religion

Krefeld · Ein deutliches Zeichen für Respekt und Miteinander auch und gerade im religiösen Bereich setzten Vertreter aller drei abrahamitischen Religionen in der Mennonitenkirche mit einer gemeinsamen Lesung der Schöpfungsgeschichte, wie sie in der jüdischen Thora, dem christlichen Johannes-Evangelium und dem muslimischen Koran wiedergegeben ist. Dabei war nicht Glaubensverkündigung das Ziel, sondern das literarische Erlebnis, diese Texte in ihren ursprünglichen Sprachen, also Hebräisch, Altgriechisch (für das Johannes-Evangelium) und Arabisch zu hören.

 Michael Gilad begann mit dem hebräischen Text, und die feierliche Musikalität dieser Sprache verband sich aufs Schönste mit Gilads Bariton-Stimme.

Michael Gilad begann mit dem hebräischen Text, und die feierliche Musikalität dieser Sprache verband sich aufs Schönste mit Gilads Bariton-Stimme.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Michael Gilad begann mit dem hebräischen Text, und die feierliche Musikalität dieser Sprache verband sich aufs Schönste mit Gilads Bariton-Stimme. So klang der alttestamentliche Schöpfungsbericht beinah wie ein Trostgebet, und die Zuhörer in der gut besuchten Kirche lauschten gebannt.

Da man das relativ flink gesprochene Neugriechisch in diesen Tagen häufig in den Medien hört, kam um so besser zur Geltung, dass Christoph Wiebe es trotz schlankerer Stimme verstand, die Genesis, wie Johannes sie nacherzählt, in der erhabenen Diktion des Altgriechischen vorzutragen. Der Chronologie der Religionsstiftungen folgend, bot schließlich Olcay Bükrü die Rezitation der aus verschiedenen Suren stammenden Koranverse zur Erschaffung der Welt, und er tat dies in jenem eigentümlichen Sprechgesang, der im Islam dafür üblich und übrigens keineswegs so monoton ist, wie man bei oberflächlichem Hören annehmen könnte. Ganz im Gegenteil ließ sich viel rhythmische Dynamik entdecken. Gilad und Wiebe lasen jeweils auch deutsche Übersetzungen, im Falle der Koransuren tat dies Halide Özkurt. Ergänzt wurden die Lesungen durch knappe Erläuterungen zu den Schriften, etwa zu der besonderen Textanlage des Johannes-Evangeliums oder zum Zeitbegriff im Koran, der es interessanterweise erlaubt, den Schöpfungsbericht auch als Schilderung eines mehrtausendjährigen Prozesses zu verstehen.

(MoMe)
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