Krefeld Beschwerden über neuen Straßenstrich

Krefeld · An der Neuen Ritterstraße stehen immer mehr Prostituierte aus Osteuropa. Anliegende Gewerbebetriebe haben sich mehrfach bei der Stadt beschwert. Die Stadt sieht keine rechtlichen Möglichkeiten, die Prostitution zu verbieten.

Razzia in Bordellen in Emmerich
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An der Neuen Ritterstraße südlich der Bahnlinie nimmt seit wenigen Wochen die Straßenprostitution rapide zu. Die Prostituierten vollziehen den Geschlechtsverkehr öffentlich unter Laternen, auf Parkbänken, Kinderspielplätzen und privaten Vorgärten. Anlieger der Straße haben sich bereits mehrfach ohne Erfolg telefonisch beim städtischen Ordnungsamt beschwert und gehen jetzt in die Offensive.

Ab heute wollen sie Unterschriften sammeln und diese Liste dem Oberbürgermeister, dem Rat, dem Umweltamt, dem Polizeipräsidenten und dem städtischen Gesundheitsamt zukommen lassen. "Die Straße wird immer verdreckter, die Situation wird zunehmend unerträglich", sagt ein Anlieger, der namentlich nicht genannt werden will und befürchtet, dass die Neue Ritterstraße zum "Halbweltviertel" verkommt. Teilweise würden die Anwohner von Freiern bedroht oder beschimpft.

Immer mehr Prostituierte

Das Gebiet war bisher nicht auffällig. Zwei deutsche Prostituierte standen dort – "das war kein Problem", sagt der Anlieger. Neuerdings würden aber immer mehr Prostituierte aus Osteuropa dort stehen, die teilweise ab 18 Uhr abends sogar noch während der Arbeitszeit mit den Freiern auf die Parkplätze der Firmen fahren. Dort hinterließen sie dann benutzte Kondome und Tücher.

An der Neuen Ritterstraße liegen Gewerbebetriebe, dazu eine Tankstelle und ein Aldi-Markt. Westlich liegt Dießem. Direkt gegenüber soll bald Krefelds Feuerwache gebaut werden. Die Stadtwerke haben in der Nähe ihr Umspannwerk. Dort ist mittlerweile ein großer Strahler aufgestellt, um die Prostituierten fernzuhalten. Dennoch würden die Mitarbeiter jeden Morgen auf den Aufnahmen der Videoüberwachung Prostituierte und Freier sehen, schildert ein Anlieger.

Areal außerhalb des Sperrbezirks

Laut Stadt gibt es gegen die Straßenprostitution an dieser Stelle keine rechtliche Handhabe. Auf Anfrage unserer Redaktion teilte die Verwaltung jetzt mit, dass die Entwicklung an der Neuen Ritterstraße bekannt sei, die Handhabe aber gering: "Das Areal befindet sich außerhalb des Sperrbezirkes. Prostitution in Deutschland ist legal", betont die Stadt. Zudem würde der städtische Fachbereich Ordnung das Umfeld und die Frauen regelmäßig kontrollieren. Eine erhöhte Verschmutzung sei bisher durch den Fachbereich Umwelt und die GSAK nicht festgestellt worden, teilt die Stadt mit.

Über die Zunahme der Straßenprostitution hat zuletzt auch die Politik im Ordnungsausschuss diskutiert. Grünen-Ratsfrau Elvira Gergis forderte eine Stellungnahme der Stadt. Sie war von den Anwohnern angesprochen worden und hat sich inzwischen auch mit der Polizei in Kontakt gesetzt. "Für uns Grüne ist auch wichtig, inwieweit die Damen dort Opfer von Zwangsprostitution sind", sagt Gergis.

(RP/jco/top)
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