Krefeld Bayer-Symphoniker glänzen mit herrlicher Seelenmusik

Krefeld · Sibelius' "Finlandia" war fulminanter Einstieg ins Konzert.

Mit einer Opernsängerin als Solistin präsentierten sich die Bayer-Symphoniker zum Frühjahrskonzert im Seidenweberhaus. Die Mezzosopranistin Gerda Maria Knauer sang den Lieder-Zyklus "Seebilder" von Edgar Elgar. Doch es ging auch um Seelenbilder in diesem Programm, zum Beispiel um die kollektive Psyche der Finnen angesichts der mehrfach in ihrer Geschichte auftretenden russischen beziehungsweise sowjetischen Bedrohung.

Die sinfonische Dichtung "Finlandia" von Jean Sibelius verlieh den Gefühlen der Finnen Ausdruck und wurde zu ihrer heimlichen Nationalhymne. Mit diesem Opus eröffnete das stolze Laienorchester aus Uerdingen sein Konzert und legte damit einen wirklich fulminanten Einstieg hin. Wie eine Spannung erzeugende Krimi-Film-Musik begann das Stück, mit dominanten Pauken und Trompeten, und wie zur Bekräftigung gab es dazwischen ruhigere, aber von Repetitionen gekennzeichnete Passagen. Thomas Schlerka, entschieden und temperamentvoll führend, dirigierte die Seinen souverän durch die teilweise recht komplexe Orchestrierung, und gemeinsam glänzte man mit Ausgewogenheit in der Struktur, Klarheit im Klang und Kraft in der Interpretation. Das Publikum reagierte begeistert.

Auch Knauer wurde für ihren Vortrag gefeiert. Düster und getragen beginnend, gab ihr der Zyklus Gelegenheit, ihre stimmliche Präsenz langsam aufzubauen, bis sie im vierten und erst recht im fünften Gesang ihr stimmliches Potenzial in opernähnlicher Dramatik entfaltete und dabei voll überzeugte. Der Umstand, dass man die englisch gesungenen Texte auf Deutsch im Programmheft mitverfolgen konnte, trug ebenfalls zum Erfolg dieser Seebilder bei, und die herrliche Begleitung durch das Orchester.

Nach der Pause führten die Bayer Sinfoniker die vier als klassisch geltenden Temperamente des Menschen vor, so wie der dänische Komponist Carl August Nielsen (1865 - 1931) sie in seine zweite Sinfonie gefasst hat. Der aufbrausende Choleriker, der durch fast nichts zu bewegende Phlegmatiker, der sensible und bedrückte Melancholiker und schließlich der allzu unbekümmert vorwärts galoppierende Sanguiniker wurden von Nielsen glänzend porträtiert und von den Uerdingern sehr schön ausdifferenziert nachempfunden.

(RP)
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