Krefeld Bayer-Kreuz nicht zu retten - Kaffeehaus Schmitz kein Denkmal

Krefeld · Zwei Traditionen waren Thema im Denkmalausschuss - am Ende gab es Ergebnisse, die nicht jeden freuen werden: Das Bayer-Kreuz wird verschwinden; das Kaffeehaus Schmitz hat keine stadthistorische Qualität.

  22 Meter Durchmesser Tradition: Das Bayer-Kreuz wird mit dem Namen Bayer aus Krefeld verschwinden. Das Unternehmen will das Logo nur an Firmenstandorten erhalten.

22 Meter Durchmesser Tradition: Das Bayer-Kreuz wird mit dem Namen Bayer aus Krefeld verschwinden. Das Unternehmen will das Logo nur an Firmenstandorten erhalten.

Foto: TL

In absehbarer Zeit wird sich die Skyline am Krefelder Rheinufer maßgeblich verändern: Das Bayer-Kreuz wird verschwinden. Die FDP hatte gestern Abend im Kultur- und Denkmalausschuss versucht, per Dringlichkeitsantrag das 22 Meter hohe Wahrzeichen vorläufig unter Denkmalschutz zu stellen. Der Antrag wurde von der Mehrheit abgelehnt. Damit folgten die Politiker der Einschätzung der Verwaltung, die bereits - wie berichtet - erklärt hatte, dass das Bayer-Kreuz keinen Denkmalwert habe.

Seit 1963 ist das 44 Tonnen schwere Firmenlogo Aushängeschild des Uerdinger Bayer-Werks. Wenn im nächsten Jahr das Tochterunternehmen Bayer Material Science einen neuen Namen bekommt, hat das Symbol seinen direkten Bezug verloren. "Wir wollen nicht die Marke Bayer, sondern das Symbol unter Schutz stellen", sagte Dennis Byrski (FDP). In SPD und CDU verstand man die Nostalgie, sah aber keinen Handlungsbedarf, und die Grünen waren bei dem Thema "eher leidenschaftslos", so die Fraktionsvorsitzende Heidi Matthias. Stadtdenkmalpfleger Gerd Hanisch sah keine Möglichkeit für den Erhalt. Es sei kein Denkmal, und die Bayer-Zentrale habe mitgeteilt, dass sie kein Interesse daran habe, ihr Wahrzeichen an einem Ort zu erhalten, wo die Firma nicht präsent sei. "Schließlich ist Krefeld nicht Gründungsort von Bayer", sagte er.

Zum Kaffeehaus Schmitz hatte Hanisch nur eine bedingt gute Nachricht: "Bisher liegt kein Abrissantrag vor." Zu Planzeichnungen über eine zweigeschossige Wohnbebauung auf dem Grundstück an der Martinstraße, die unter den Ausschussmitgliedern kursierten, konnte er nichts sagen, da es bisher keinen entsprechenden Antrag gebe. Auf die Denkmalliste aber kommt das Traditions-Kaffeehaus nicht: "Wir haben uns das Haus auch von innen angesehen, vom Keller bis zum Dachgeschoss, und keine Qualität gesehen, die es rechtfertigt, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen", erklärte Hanisch. Informationen auf der kaffeehaus-eigenen Internetseite seien falsch: Das Haus sei nicht eines der ältesten Fachwerkhäuser auf städtischem Gebiet, und die gastronomische Tradition reiche nicht bis 1766 zurück: "Es ist überhaupt kein Fachwerkhaus", erklärte der Denkmalpfleger. Das Haupthaus ist 1861 gebaut und 1885/86 erweitert worden, 1893/94 kam der Saal dazu. Der Fachwerk-Eindruck werde vermittelt durch die beiden Giebel des ausgebauten Daches: Das aber sei 1977/78 aufgestockt worden. "Solche schlichten Gebäude gibt es mehrfach in Krefeld, zum Beispiel an der Moerser Straße. Gastronomie gebe es dort erst seit den 1860er Jahren. Das Katasteramt habe bestätigt, dass auf dem Grundstück vor 1861 keine Bebauung war.

 Das Kaffeehaus Schmitz ist kein Fachwerkhaus: Das Dachgeschoss ist erst 1977 in Fachwerk-Optik aufgestockt worden. Damit ist es nicht denkmalwürdig.

Das Kaffeehaus Schmitz ist kein Fachwerkhaus: Das Dachgeschoss ist erst 1977 in Fachwerk-Optik aufgestockt worden. Damit ist es nicht denkmalwürdig.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Verbundenheit der Bürger, die sich an die lange Tradition der Beerdigungskaffees erinnern, verstehe Hanisch. Ein Zeugnis dafür lieferten die Grünen mit einem Großplakat, das forderte: "Kein Abriss von Kaffeehaus Schmitz. Aufbäumen gegen Abholzen" und sich auch auf den alten Baumbestand des Grundstücks bezieht. "Wir müssen also einen anderen Weg suchen, um das Kaffeehaus Schmitz zu erhalten", fasste Wilfried Bovenkerk (SPD) zusammen.

(RP)
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