Krefeld Aus dem Kleiderschrank der Samurai-Krieger

Krefeld · Zur prachtvollen Ausstellung von japanischen Gewändern der Edo-Zeit im Textilmuseum ist jetzt ein gehaltvoller Katalog erschienen.

Zu den Tugenden eines Samurai gehört die Geduld. Allein das Ankleiden braucht Zeit: Etliche Bänder werden geschnürt, um die einzelnen Teile der Rüstung zu befestigen. Einen Eindruck davon bekommen die Besucher des Deutschen Textilmuseums in der Ausstellung "Kirschblüten und Haifischhaut - Textilien der Samurai und Bürger der Edo-Zeit". Wer die Vitrine mit dem Samurai-Gewand genau betrachtet, sieht die zahlreichen Bänder und Plättchen, die befestigt werden müssen.

Mit prächtigen Gewändern von Bürgern, deren Mode von den privilegierten Samurai geprägt wurde, weckt die Schau ein Gefühl für eine Kultur, in der nicht nur die Tee-Zeremonie ritualisiert ist. Auch für alltägliche Kleinigkeiten - wie das Öffnen einer Schiebetür - gelten strikte Abfolgen. Ein 64-seitiger Katalog zur Ausstellung gibt tiefere Einblicke in Kultur und Geschichte Japans in der Edo-Zeit (1603-1868). Jene wechselhafte Epoche, in der die Samurai zunächst als Kriegsführer ihr Land verteidigten und in den Friedenszeiten dem Shogun als Verwalter dienten, beleuchten Kunst- und Japan-Experten. Und sie stellen die Bezüge her zur Japan-Begeisterung der europäischen Künstler des 19. Jahrhunderts.

Eine "kataginu" (Schulterweste) aus Hanf vom Ende 18. Jahrhunderts. Das Muster ist durch Reservierung gefärbt (ähnlich der Batik-Technik) und gemalt.

Eine "kataginu" (Schulterweste) aus Hanf vom Ende 18. Jahrhunderts. Das Muster ist durch Reservierung gefärbt (ähnlich der Batik-Technik) und gemalt.

Foto: DTM

In Krefeld haben der damalige Leiter der Gewebesammlung, Paul Schulze, und des Kaiser-Wilhelm-Museums, Friedrich Deneken, die Euphorie geteilt. Sie sammelten Textilien und Färbeschablonen - und legten so den Grundstein für eine außergewöhnliche Sammlung. "Krefeld hat die größte Sammlung der Edo-Gewänder außerhalb Japans", lobt Kurator Walter Bruno Brix. Bereits 1898 gab es in Krefeld eine viel beachtete "Ostasiatische Ausstellung". Künstler wie Henry van de Velde und Otto Eckmann, Vorreiter des Jugendstils, ließen sich anstecken. Die Krefelder Seidenfabrikanten gaben sich zurückhaltend. Ihnen waren die Muster vom fernen Ende der Welt zu exotisch.

Die Seite eines Musterbuchs zeigt die komon, die punktkleine Musterung.

Die Seite eines Musterbuchs zeigt die komon, die punktkleine Musterung.

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Was die Blüten und Zweige, die Tier- und Handwerksmotive über das japanische Ständesystem erzählen, berichtet der Katalog. Ein großes Kapitel ist dem No-Theater gewidmet, das bereits im 15. Jahrhundert auch die einfache Bevölkerung unterhielt. Für die angesehenen Schauspieler - allesamt Männer - gab es damals sogar sogenannte Reis-Stipendien.

Ausstellung bis 13. Dezember; Katalog 18 Euro, erhältlich im Deutschen Textilmuseum, Andreasmarkt,. Bilder der Ausstellung zeigt ein Video unter rp-online.de/suedlicher-niederrhein.

(RP)
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