Krefeld Auftaktveranstaltung im Theater: Sport und Kultur sind jetzt per Du

Krefeld · "Kultur trifft Sport" hieß ein heiterer Abend, der zwei Bereiche einander näherbringen sollte, die für Krefeld eminent wichtig sind: Sport und Kultur.

 Nun beim Du: Dieter Hofmann (l,,Stadtsportbund) und Heinrich Rungelrath (Kulturrat).

Nun beim Du: Dieter Hofmann (l,,Stadtsportbund) und Heinrich Rungelrath (Kulturrat).

Foto: Lammertz

Es begann zünftig mit einem Pfiff aus einer Schiri-Pfeife: Dass er im Theaterfoyer ertönte, zeigte die Besonderheit dieses Abends unter dem Motto "Kultur trifft Sport". Es war die Auftaktveranstaltung für eine Reihe, mit der die größten Interessengruppen Krefelds vernetzt werden sollen: die Kulturinteressierten und die Sportbegeisterten. Und da es sich nicht um zwei verfeindete Stämme aus dem Kongo handelt, haben sich Dieter Hofmann als Vorsitzender des Stadtsportbundes und Heinrich Rungelrath für den Kulturrat auf der Bühne erst einmal das Du angeboten: "Ich heiße Dieter - willkommen Heinz."

Die beiden waren bestens aufgelegt. Dem Ganzen, sagte Hofmann, wohne der Zauber des Anfangs inne, und so bot er Rungelrath einen sowjetischen Bruderkuss an - was dieser dankend ablehnte. Rungelrath wiederum räsonierte: "Was ist Kultur? Kultur ist Sport für den Kopf. Was ist Sport? - Mord." Beide waren sich schließlich einig, dass Kultur und Sport mit Lebenlust, Freude, Selbsterfahrung und Identifikation zu tun hätten. Das war nun nicht neu, und so lag der Erkenntniswert dieses Abends bei nahe null - es wurde eher ein Abend schönster Selbstvergewisserung. Krefeld, so sollte es später treffend der ehemalige Kulturdezernent der Stadt, Roland Schiffer, im Talk mit WDR-Moderator Michael Heussen sagen, habe vier Pfunde zum Wuchern: die schönen Wohnquartiere, die gute Infrastruktur sowie das breite Sport- und Kulturangebot.

Der Abend sollte dazu dienen, Sport und Kultur nicht "als konkurrierende gesellschaftliche Bereiche" wahrzunehmen, die neidvoll auf die Finanzquellen der anderen schielen, hieß es. Nun, beide Bereiche erfordern Geld, viel Geld. Jochen Adrian, ehemaliger Leiter der Gesamtschule Kaiserpark, wollte nicht von Neid sprechen, gab aber schon dem Wunsch nach mehr Unterstützung für den Breitensport Ausdruck. Auch Aline Focken sprach davon: Die Ringerin sagte, es werde schwerer, Eltern zu überzeugen, ihre Kinder zu einen Sportverein in eine "muffige, kalte, leicht stinkende Halle" zu bringen. Dabei leiste etwa ihr Verein, der KSV Germania Krefeld, neben der sportlichen auch wertvolle erzieherische Arbeit. Für den Kulturbereich betonte Christiane Lange, Mentorin des fabelhaften Mies-Golfclub-Projekts 2013, wie schwer es sei, Geld von Sponsoren einzusammeln - es dauere Monate, Konzepte zu entwickeln.

So klagte jeder schiedlich-friedlich sein Leid. Ob geteiltes Leid halbes Leid wurde, sei dahingestellt. Irgendwie blieb der Sinn des Abends ein Rätsel. "Im Sinne des Perspektivwechsels haben sich die Verantwortlichen aus der Krefelder Kultur- und Sportszene vorgenommen, die besonderen Beiträge beider Bereiche für die Krefelder Bevölkerung herauszustellen", heißt es im Flyer zum Programm. Jochen Adrian fasste zusammen: "Beide Bereiche haben ihre Berechtigung." Klar soweit. Schon immer.

Eines war der Abend in jedem Fall: heiter. Junge KSV-Ringer aus der Oberliga zeigten atemberaubende Übungen und Griffe. Aline Focken erläuterte sie und sagte immer wieder, wenn die Kämpfer auf den Boden krachten: "Das tut überhaupt nicht weh" - Heiterkeit im Saal. Ein Theaterensemble trug Liedgut aus der Gladbach-Revue vor - sehr heiter, teils nicht zitabel, wie Fußballgesänge manchmal so sind. Den Abschluss bestritt Kabarettist Rüdiger Höffken. Oberbürgermeister Frank Meyer hatte schon in seinem Grußwort gesagt, er fände "großartig", was hier geschehe.

(RP)
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