Krefeld Aufmarsch der Alt-Stars

Krefeld · Der Herbst bietet Gelegenheit zur Melancholie. In Krefeld trifft sich eine Garde von Künstlern, die in den 70er und 80er Jahren große Karrieren machten: von Alice Cooper bis Stephan Sulke.

 Alice Cooper ist immer noch ein Mann der großen Show.

Alice Cooper ist immer noch ein Mann der großen Show.

Foto: R. Halfin

Sie waren Verbündete. Ihre Worte, die Melancholie in ihren Stimmen oder ihre Wildheit fassten jenen uferlosen Weltschmerz zusammen, für den die eigenen Worte fehlten. Und als es längst still um sie geworden war, löste ein Wiederhören der Musik aus der Vergangenheit ein wohligwarmes "Damals"-Gefühl aus. Aber es gibt sie noch, und sie sind immer noch oder wieder auf den Bühnen aktiv: Stars, die in den 1970er und '80er Jahren groß wurden. Und für einige von ihnen ist Krefeld in den kommenden Wochen das Ziel: Die ehemalige Burgschauspielerin, Chansonsängerin und Autorin Erika Pluhar liest am Mittwoch, 6. September in der Mediothek, Liedermacher Stephan Sulke tritt am 15. Oktober im Jüdischen Kulturzentrum habima auf, und Alice Cooper dröhnt am 18. November im König-Palast.

Jede Ursula hat ihn 1981 gehasst. Mit "Uschi, mach kein' Quatsch" hat Stephan Sulke einen Hit gelandet, der Zitierflügel bekam wie sechs Jahre zuvor "Mein Gott, Walter". "Uschi" ist Sulkes bisher größter Erfolg und eine der witzigsten Liebeserklärungen in der deutschen Liederlandschaft. Eine der schönsten und wehmütigsten ist "Lotte". Die Mischung aus Zartheit und Sarkasmus, Witz und Melancholie war immer Sulkes Markenzeichen. Dafür hat er als 18-Jähriger in Paris seinen ersten Musikpreis erhalten - aus den Händen von Maurice Chevalier. 1976, als seine erste Schallplatte in Deutschland erschien, wurde Sulke als Nachwuchskünstler des Jahres, zwei Jahre später als Künstler des Jahres gekürt. Balladen mit Tiefgang sind sein Metier. Schon seine Biografie verbietet zuckrige Belanglosigkeiten. Sulke ist 1943 in Shanghai geboren. Dorthin war die jüdische Familie aus Berlin vor den Nazis geflohen. Die Amerikaner verwehrten der Familie die Einreise, so zogen die Sulkes in die Schweiz. Der Vater starb bald, die Mutter heiratete erneut. Sulke wuchs in der Schweiz auf und bei Verwandte in Deutschland und Amerika. Über die prägenden Erfahrungen der Kindheit berichtet er selbst: "Aus dieser Geschichte hab ich was gelernt: Zuerst musst du wegrennen, weil dich sonst die eine Seite umbringt. Und wenn du weggerannt bist, kriegst du Prügel von der andern Seite." 1989 hat er sich von der Bühne verabschiedet. Seit 2000 tritt er wieder auf. Mit "Liebe ist nichts für Anfänger" kommt der 73-Jährige nun nach Krefeld.

Sulke hat auch für Kollegen geschrieben - unter anderem für Erika Pluhar. Die langjährige Burgschauspielerin hat sich auch in den 70er Jahren schon einen Namen mit Chansons gemacht. Als Schriftstellerin kommt sie am Mittwoch in die Mediothek und liest aus ihrem Roman "Gegenüber".

Kein Mann der leisen Töne und des dezenten Auftritts ist Alice Cooper. Mit provokanten Texten und spektakulären Bühnenshows sorgt der 69-Jährige seit 1970 für Aufsehen. 2015 überraschte Cooper, als er das Bandprojekt "Hollywood Vampires" gründete, zusammen mit Joe Perry und Johnny Depp und weltweit tourte. Auch für seinen Auftritt im König-Palast versprechen die Veranstalter ein Show-Feuerwerk.

(RP)
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