Krefeld Auch Freimaurersymbol ist vor Dieben nicht sicher

Krefeld · Metalldieben ist die Bedeutung persönlicher Symbole egal. Immer öfter schlagen sie auch bei Gräbern zu.

"Du dreckiger Grabdieb, wenn du das noch einmal tust, wird dir die rechte Hand abfallen". Mit dieser Botschaft verschaffte sich Birgit Thiel Luft, als Metalldiebe erneut das Grab ihres verstorbenen Mannes aufsuchten. Die Botschaft war scharf formuliert, doch die Eigeninitiative wurde belohnt - die Diebe ließen die Finger von der Grablaterne aus Metall.

2011 wurde das Grab von Friedrich Thiel erstmals von Metalldieben aufgesucht. Auf brutale Weise wurde damals die bronzene Freimaurerverzierung aus dem Grabstein des Verstorbenen gerissen, der Stein war vollkommen zerklüftet. Erst ein Jahr zuvor war er auf dem alten Teil des Hauptfriedhofes von seiner Frau Birgit Thiel beerdigt worden.

Für die Diebe war das Freimaurersymbol aus Bronze wohl nur schnelle Beute, die man einfach weiterverkaufen kann. Für den verstorbenen Friedrich Thiel hingegen war die Abbildung aus Bronze ein Symbol, das sein Leben bestimmte.

Thiel war selbst bekennendes Mitglied in dem seit dem Mittelalter bestehenden Geheimbund der Freimaurer. Dieser gilt als einer der größten und gleichzeitig verschwiegensten Geheimbunde der Welt. Dort arbeitete sich der Krefelder, der sowohl ein Studium zum Lehrer mit Auszeichnungen abschloss, als auch ein Diplom als Kaufmann erwarb, bis zum Logenmeister hoch. Als Mitglied der Coronatiloge der Freimaurer, die seit 1951 existiert und insgesamt 1600 Mitglieder zählt, leitete er neben dem Standort Krefeld, zeitweise auch die Standorte Wuppertal und Düsseldorf. Die Mitglieder der Coronatiloge, eine von etwa 270 Logen in Deutschland, gelten als "kleine Einsteine" in ihren Kreisen, erzählt Birgit Thiel. Ihr Tätigkeitsfeld liegt in der "Grundlagenforschung und der angewandten Forschung, die der freimaurerischen Praxis dienen soll". Jedes halbe Jahr traf Friedrich Thiel sich mit seinen "Brüdern" erzählt die Witwe.

Als Andenken an diese Zeit entschied sie sich, sowohl das bekannte Freimauersymbol aus Zirkel und Winkel, als auch den Bruderring der Freimaurer an dem Grab ihres Mannes anbringen zu lassen.

Eine "Anzeige gegen Unbekannt" bei der Polizei würde in der Regel wenig bringen und sei nicht zu empfehlen, teilte man der Witwe mit, nachdem sie den Diebstahl eben dieser Zeichen entdeckte. Birgit Thiel hielt sich an den Rat der Verwalter, abschließen konnte sie mit den Ereignissen allerdings nicht. Die Tatsache, dass Täter nicht einmal vor toten Menschen halt machen, stimmt sie auch sechs Jahre nach der Tat fassungslos.

Sie ärgert, dass die Instandhaltung der Gräber akribisch überwacht wird, der für die Friedhöfe zuständige Fachbereich bei der Stadtverwaltung sich jedoch bei Grabdiebstählen nicht in der Lage sehe, etwas zu unternehmen. Heute ist der Grabstein frisch abgeschliffen und trägt das Freimaurersymbol als Abbildung aus Blattgold anstelle von Bronze - eine Vorsichtsmaßname, erklärt die Witwe. Zwar hat Birgit Thiel die Erlebnisse und Strapazen von damals überwunden, die Geschichte ganz hinter sich lassen konnte die Witwe allerdings nie. Die Inschrift auf dem Grab ihres Mannes ist bis heute aus demselben Metall gefertigt, wie einst das Freimaurersymbol. Dass die Buchstaben irgendwann doch noch geklaut werden, damit muss Birgit Thiel beinahe täglich rechnen.

"Der Friedhof ist doch ein gefundener Ort für solche Jugendliche, die gerne klauen" meint Thiel. Über den hüfthohen alten Metallzaun am Nebeneingang des Friedhofes könne beinah jeder steigen. Als sie dann Mitte Januar einen Artikel in der Rheinischen Post über ähnliche Diebstähle auf anderen Krefelder Friedhöfen las, entscheid sie sich ihre Geschichte doch an Dritte zu tragen. "Das ist Grabschändung in seiner brutalsten Form und muss gestoppt werden" beurteilt die Witwe sowohl die Vorfälle am Grab ihres Mannes, als auch die Vorfälle an den anderen Gräbern in Krefeld. Sie selbst möchte einmal über ihrem Mann beerdigt werden und hofft, dass die Vielzahl von Diebstählen bis dahin eingedämmt werden konnte. Daran glauben kann sie aber bisher nicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort