Krefeld Arden baut Autos mit dem 3D-Drucker

Krefeld · Jochen Arden war in seiner Branche der Zeit stets einen Tick voraus. Mit 21 Jahren machte sich der Maschinenbauer selbstständig, schraubte und tüftelte an und über Motoren und Kraftfahrzeuge. Inzwischen firmiert die Arden Automobilbau GmbH seit 27 Jahren an der Untergath in Krefeld und trägt mit ihren Innovationen den Namen der Stadt weit über Deutschlands Grenzen hinaus in die Welt. Jetzt machte Arden in Kooperation mit der Hochschule Niederrhein den ersten Schritt, um Produkte aus dem 3D-Drucker im Fahrzeugbau einzusetzen.

 Der Prototyp: Chef Jochen Arden und Vertriebsleiter Julius Arden halten die Negativform aus dem 3 D-Drucker der Hochschule Niederrhein in Händen. Demnächst sollen auch Positive aus dem Drucker möglich werden.

Der Prototyp: Chef Jochen Arden und Vertriebsleiter Julius Arden halten die Negativform aus dem 3 D-Drucker der Hochschule Niederrhein in Händen. Demnächst sollen auch Positive aus dem Drucker möglich werden.

Foto: Thomas Lammertz

Jochen Arden hat Benzin im Blut. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt der 65-jährige Firmeninhaber, Ex-Rennfahrer, Geschäftsmann und Tüftler. Seitdem ihm das Kraftfahrbundesamt für sein Jaguar Vollcabriolet Arden AJ 2 Cabrio nach der Internationalen Automobilausstellung IAA 1985 eine Herstellernummer verlieh, unterscheidet sich der Wahl-Krefelder von Tuning-Betrieben, die Serienfahrzeuge lediglich flotter machen. "Wir sind Kleinserienhersteller", sagt Arden im Gespräch mit unserer Redaktion.

In dem Luxus-Segment der Marke Jaguar, in dem Arden mit seinen Autos seit Jahren unterwegs ist, gilt es, immer eine Nasenlänge voraus zu sein. Damit die Krefelder, deren unternehmerische Anfänge in Kranenburg und Kleve liegen, ihren Vorsprung halten oder sogar ausbauen können, kooperieren sie mit Forschungsanstalten wie der Rheinisch-Wesfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und der Hochschule Niederrhein in Krefeld.

In der Seidenstadt hat Professor Dr. Norman Lupa ein 3D-Scan-Verfahren für Arden Automobilbau entwickelt, dessen Ziel es ist, Aerodynamik-Anbauteile für Fahrzeuge direkt herzustellen und diese jederzeit digital zu verändern. Für das mittelständische Unternehmen, das sich mit der Veredlung von Jaguar- und Land Rover-Fahrzeugen beschäftigt, ist das Projekt ein großer Schritt Richtung Industrie 4.0. Die computergestützte Herstellung von Bauteilen ist in der Industrie mittlerweile üblich. Gerade mittelständischen Unternehmen fehlt aber oft nicht nur das Know-how - sondern auch die nötige Infrastruktur, um diese modernen Verfahren einzusetzen. Die Hochschule Niederrhein kann an dieser Stelle mit niederschwelligen Angeboten helfen. Die von Arden mitfinanzierte Auftragsforschungs-Arbeit, die Norman Lupa, Professor für Computer Aided Engineering am Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik, für das Unternehmen Arden Automobilbau leistete, dauerte von der Auftragsvergabe bis zum Druck des Prototypen-Bauteils gerade einmal vier Wochen. "Das zeigt, dass der Transfer von Know-how und Technologie von der Hochschule in die mittelständischen Unternehmen unkompliziert und einfach verlaufen kann", sagt Lupa.

 In der Arden-Werkstatt an der Untergath haben die Mitarbeiter das erste mit Hilfe der Form aus dem 3D-Drucker entstandene Karosserieteil montiert.

In der Arden-Werkstatt an der Untergath haben die Mitarbeiter das erste mit Hilfe der Form aus dem 3D-Drucker entstandene Karosserieteil montiert.

Foto: AAG

Er verwendete nach der Finalisierung der Frontschürze im Modellbau einen handgeführten 3D-Scanner, um die Frontschürze des Fahrzeugs als dreidimensionales CAD-Modell abzubilden. Um ein nicht nur technisch, sondern auch optisch perfektes Ergebnis liefern zu können, bestand die Herausforderung zunächst in der Digitalisierung der modellierten Schürze.

Das Ergebnis des Scanvorgangs ist die Beschreibung der Bauteiloberfläche mit mehreren 100.000 Dreiecken, die in einem speziellen Verfahren zu einem ansprechenden Flächenmodell konvertiert wird. In einem nächsten Schritt wird die gescannte Form - das Positiv - mithilfe von CAD weiter optimiert und daraus die Negativform der Schürze am Rechner entwickelt. Im Anschluss wird die Form in mehreren Teilen gedruckt und zusammengesetzt. Ziel ist es, das gedruckte Modell direkt als Form zu nutzen und daraus die Aerodynamikteile zu fertigen.

Das könnte im kommenden Jahr schon Realität werden, sagte Vertriebsleiter Julius Arden. 2018 bekomme die Hochschule einen großen 3 D-Drucker, der ein Zusammensetzen von Bauteilen überflüssig mache. Den Zug der Zeit nicht zu verpassen, sei bei der immer schnelleren Abfolge neuer Modelle und Modifikationen, Sonder-Editionen und Individualisierungen sehr wichtig. Mit den Forschern vor der eigenen Haustüre verfügt Arden Automobilbau über beste Bedingungen.

Kooperationen haben bei den Krefeldern Tradition: Die RWTH hat erforscht, worauf die Kunden achten. Im Windkanal bei Ford in Köln hat Arden sowohl die Ästhetik als auch die Aerodynamik ihrer Karosserieteile verbessert. "Wir hatten den Verbrauch der Fahrzeuge dabei immer im Blick", sagt Arden. Sein neuster Coup: Er will Oldtimer und Youngtimer mit Elektromotoren ausstatten, damit sie uneingeschränkt auch in Innenstädten fahren dürfen. Mit Restaurierungen und Service tummelt sich die Arden Automobilbau GmbH intensiv auf einem neuen Geschäftsfeld.

(sti)
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