Nach Unfalltod in Krefeld Arbeitszeitverstöße: Bußgeld gegen Helios-Klinikum

Krefeld · Die Bezirksregierung Düsseldorf hat das Helios Klinikum Hüls wegen Verstößen gegen die Arbeitszeitverordnung mit zwei Bußgeldbescheiden sanktioniert. Das bestätigte eine Sprecherin der Bezirksregierung auf Anfrage. Einen vierstelligen Betrag soll das Unternehmen zahlen müssen.

Schwerer Unfall auf der Nieper Straße
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Nach dem tödlichen Unfall einer Helios-Ärztin nach einer 24-Stunden-Schicht in Hüls war die Bezirksregierung mit einer anonymen Anzeige auf Arbeitszeitverstöße im Klinikum Hüls aufmerksam gemacht worden. In der Anzeige hieß es, dass insbesondere an Wochenenden länger gearbeitet werden müsse als 24 Stunden.

Die Internistin der Klinik in Hüls war am 20. Juni nach einer 24-Stunden-Schicht auf dem Heimweg nach Meerbusch auf der Nieper Straße tödlich verunglückt. Die 56-Jährige war auf der Landstraße auf die Gegenfahrbahn geraten und mit dem Wagen einer entgegenkommenden 82-jährigen Moerserin zusammengestoßen. Die Ärztin starb, auch die 82-Jährige erlag später ebenfalls ihren Verletzungen. Da die Ärztin in einer völlig unproblematischen Verkehrssituation auf die Gegenfahrbahn geriet, gab es den Verdacht, dass sie an Übermüdung litt und durch Sekundenschlaf die Kontrolle über ihr Fahrzeug verlor. Das hat die spätere Obduktion nicht herausfinden können.

Nach diesem Unfall hatte die Helios-Geschäftsführung im vergangenen Jahr ein Protokoll der Arbeitszeiten ihrer Ärzte nach Düsseldorf gesendet. Bereits kurz danach teilte die Bezirksregierung auf Anfrage unserer Zeitung mit: "Auf Basis der vorgelegten Arbeitszeitnachweise wurden Unregelmäßigkeiten gegen die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes festgestellt." Inzwischen ist die Detailauswertung erfolgt und an Helios übermittelt. Unserer Zeitung liegt diese Auswertung vor. In mindestens 63 Fällen sollen demnach Mediziner die Arbeitszeitrichtlinien nicht haben einhalten können. Die Bezirksregierung hat die Arbeitszeiten dreier Mediziner aus den Monaten Mai und Juni 2012 geprüft und festgestellt, dass die werktägliche Arbeitszeiten von zehn Stunden 39 mal überschritten worden ist, in vier Fällen mehr als zwölf Stunden, viermal wurde länger als 24 Stunden gearbeitet, in 19 Fällen wurden die Pausenzeiten nicht eingehalten, in einem Fall die gesetzliche Ruhezeit von zehn Stunden unterschritten.

Die neuen Erkenntnisse hat die Bezirksregierung nicht an die Staatsanwaltschaft weitergegeben. "Diese ermittelte bereits", teilte eine Sprecherin mit. Die Staatsanwaltschaft war am Donnerstag nicht zu erreichen. Neben der Verpflichtung zur Zahlung eines Bußgelds ist Helios angewiesen, die elektronische Zeiterfassungsanlage durch ein Modul zu erweitern, dass die Überschreitungen der Arbeitszeitgrenzwerte direkt per Email an den Vorgesetzten meldet. Weiter musste Helios aktuelle Arbeitszeiten der Ärzte einreichen. Eine Sprecherin der Behörde erklärte: "Die Ergebnisse liegen seit letzter Woche vor und müssen nun ausgewertet werden."

Helios erklärte gestern, dass bisher in der Arbeitszeiterfassung keine Gründe für längere Arbeit festgehalten wurden. Festgelegt sei aber, dass "zur Patientenbehandlung bei unaufschiebbaren Maßnahmen von der täglichen Höchstarbeitszeit abgewichen werden darf, da Ärzte das Wohl des Patienten in den Mittelpunkt stellen."

(RP/ac/jco/top)
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