Krefeld Arbeitsamtschef verlässt Krefeld

Krefeld · Ingo Zielonkowsky wechselt zum Jobcenter nach Düsseldorf. Er hat in Krefeld in der Vernetzung der am Arbeitsmarkt beteiligten Akteure Spuren hinterlassen. Der Makel: Die Arbeitslosigkeit ist in seiner Amtszeit dennoch gestiegen.

 Ingo Zielonkowsky an seinem letzten Arbeitstag. Er war viereinhalb Jahre lang Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit.

Ingo Zielonkowsky an seinem letzten Arbeitstag. Er war viereinhalb Jahre lang Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit.

Foto: T. Lammertz

Nach viereinhalb Jahren in Krefeld wechselt Ingo Zielonkowsky (52), Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, Krefeld und wechselt an das Jobcenter in Düsseldorf. Die Nachricht kam nicht unerwartet: Im politischen Kreis wurde schon länger über diese Personalie gesprochen. Seinen neuen Job wollte Zielonkowsky jedoch zunächst noch nicht öffentlich machen. Dies tat er dann gestern - an seinem letzten Arbeitstag. Der Wechsel bedeute für ihn einen beruflichen Aufstieg, sagte der in Korschenbroich lebende Zielonkowsky, der unverheiratet ist und keine Kinder hat. Seit 32 Jahren arbeitet er bei der Bundesagentur für Arbeit.

27 000 Arbeitslose gibt es im Agenturbezirk Düsseldorf, 23 000 im Agenturbezirk Krefeld-Viersen. 800 Mitarbeiter führt Zielonkowsky in Düsseldorf, in Krefeld sind es mit den Jobcentern, für die er organisatorisch verantwortlich ist, 700 Mitarbeiter. Es ist also ein beruflicher Aufstieg für Zielonkowsky, der dies gestern so formulierte: "Ich stelle mich neuen Herausforderungen." Seine Krefelder Zeit seien "gute vier Jahre" gewesen, sagte er. Gleichwohl sind die Bemühungen der Arbeitsagentur, die Zahl der Arbeitslosen in Krefeld zu senken, im Unterschied zum Bundestrend nicht in der Art erfolgreich gewesen. Zwar sackte die Arbeitslosigkeit in Krefeld mit den neuen Zahlen für Juni erstmals seit drei Jahren wieder unter die 11-Prozent-Marke, steht nun bei 10,9 Prozent (Vorjahr 11,1 Prozent). Gleichwohl liegt sie damit über dem Niveau, auf dem Zielonkowsky auch gestartet ist - im April 2011 lag die Arbeitslosenquote in Krefeld bei 10,7 Prozent. "Die Arbeitslosigkeit kann eine Arbeitsagentur nicht maßgeblich bedingen", sagte Zielonkowsky gestern, als er mit den Arbeitsmarktzahlen konfrontiert wurde, erwähnte aber im nächsten Satz, dass er stolz sei über die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit, die in seiner Amtszeit habe gesenkt werden können.

Der Krefelder Arbeitsmarkt gilt als schwieriger: Die Industrie baut Arbeitsplätze ab, der Dienstleistungssektor nicht schnell genug Arbeitsplätze auf. Unter dem Strich stagniert deshalb die Arbeitslosenquote. Gleichwohl gibt es positive Anzeichen: Es gibt aktuell in der Region eine große Kräftenachfrage. So wurden im Mai 1085 neue sozialversicherungspflichte Stellen im Arbeitsamtsbezirk Krefeld-Viersen gemeldet.

Das Thema Arbeitslosigkeit müsse in Krefeld einen größeren Stellenwert in der öffentlichen Diskussion einnehmen, forderte Ingo Zielonkowsky gestern. "Eine Stadt ist so attraktiv wie die Arbeit, die es gibt" - diesen Satz schrieb er der Politik und der Verwaltung immer wieder ins Stammbuch. "Menschen kommen und bleiben in der Region, wenn sie Arbeit finden und haben. Das ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft", formulierte er es als Wunsch für die Region Krefeld und Kreis Viersen. Er ließ gestern auch nicht unerwähnt, dass viele Akteure in Krefeld gemeinsam daran wirken, die Arbeitslosenquote zu senken.

Seine Ziele für Düsseldorf: "Hartz IV als eine Chance für den Kunden darstellen", der Rolle des Jobcenters ein Gesicht geben. Reizvoll an Düsseldorf sei auch, dass die Stadt sich im Gegensatz zu Krefeld nicht im Nothaushalt befindet, also auch kommunale Gelder für Arbeitsmarktprogramme fließen können.

Zu seiner gestrigen Abschiedspressekonferenz widmete sich Zielonkowsky noch einmal seinem Herzensthema, der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Eine große Zukunft sieht er in Krefeld im Landesprogramm "Kein Abschluss ohne Anschluss".

Mutmachersätze für die Jugendlichen formulierte e Zielonkowsky: Schulnoten seien für die Arbeitgeber längst nicht alles, "der Mensch zählt." Die Jugendlichen sollten rausgehen, Praktika machen. Er kritisierte auch, dass viele Jugendliche in ihrer Berufswahl noch "old school" (O-Ton) seien, immer nur die klassischen Berufe wählen würden, statt solche zu nehmen, in denen es großen Bedarf gibt. Zielonkowsky nannte als Beispiel die Gastronomie. Man müsse mutig sein, beruflich neue Wege gehen. Einen solchen geht jetzt auch Zielonkowsky selbst.

(RP)
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