Krefeld Anwohnerkritik: Gewerbebau am Zoo wird groß wie ein Möbelhaus

Krefeld · Die Planung für ein Wohn- und Gewerbegebiet in der Nähe des Zoos unter dem Richtfunkmast der Telekom ist konkreter als die Kommunalpolitiker aus CDU, SPD und Grünen wahr haben wollen. Der sehr besonnene Jurist Joachim C. Heitmann (FDP) sprang im Bockumer Rathaus wegen des Desinteresses seiner Politikerkollegen gleichsam aus der Hose. "Wollen Sie mich veräppeln", fragte er.

 Vom benachbarten Hotel hat RP-Fotograf Thomas Lammertz ein Foto von dem sehr grünen Grundstück gemacht. Im Hintergrund ist das Grotenburgstadion an der Violstraße zu sehen. Links sind schicke Einzelhäuser an der Schönwasserstraße zu erahnen. Rund um den Turm sollen die Parkplätze entstehen.

Vom benachbarten Hotel hat RP-Fotograf Thomas Lammertz ein Foto von dem sehr grünen Grundstück gemacht. Im Hintergrund ist das Grotenburgstadion an der Violstraße zu sehen. Links sind schicke Einzelhäuser an der Schönwasserstraße zu erahnen. Rund um den Turm sollen die Parkplätze entstehen.

Foto: Lammertz Thomas

Von Ideen, Grobzielen und Strukturplänen war im Bockumer Rathaus in der Sitzung der Bezirksvertretung Ost die Rede, als es um die Bebauung der Fläche zwischen Schönwasser- und Viol-, Tiergartenstraße und Glockenspitz ging. Vertreter von CDU, SPD und Grünen wollten sich anlässlich der Anwohnerfragestunde nicht zum Vorhaben Bebauungsplan 797 äußern. Es sei ja nichts konkret. Joachim C. Heitmann, Fraktionsvorsitzender der FDP, wunderte sich. Es habe doch bereits eine Bürgeranhörung gegeben, in der ein konkreter Plan vorgestellt worden sei.

Der Plan sah unter anderem Parkplätze an der Glockenspitz für 190 Fahrzeuge vor. Anwohnerproteste hätten die Ausmaße der Gewerbekomplexe ausgelöst. Die seien in ihrer Größe mit einem Möbelhaus an der Hülser Straße vergleichbar. Der Gewerbebau soll 150 Meter lang, 34 Meter breit und elf Meter hoch werden und als Schallschutzriegel für die in Richtung Tiergartenstraße vorgesehene Wohnbebauung dienen. Ein kleinerer Teil soll dem Handel mit einer Verkaufsfläche von unter 800 Quadratmetern sowie Büros und Handwerk vorbehalten bleiben.

Die Fläche war bislang in Nutzung und Eigentum der Telekom. Im Norden waren teil an die Stadt Krefeld für Außenlagerflächen des Sport- und Bäderamtes verpachtet. Nunmehr ist das Areal an einen Investor verkauft worden, der ein Nutzungskonzept für das Grundstück mit den Elementen Wohnen, Arbeiten und Versorgen entwickelt hat. Die Verwaltung begrüßt das Vorhaben. Schließlich sei Innenentwicklung ein wichtiges Ziel der Stadtentwicklung und einer Neuausweisung eines Baugebietes zu bevorzugen. Der Funkturm und das zugehörige Technikgebäude würden auch weiterhin von der Telekom als Richtfunkanlage benötigt, informierte ein Mitarbeiter der Verwaltung im November des vergangenen Jahres in der Mensa der Stephanusschule in Bockum.

Heitmann konnte in Anbetracht solcher präzisen Planangaben nicht verstehen, warum Vertreter anderer Parteien von unverbindlichen ersten Entwürfen sprachen. Der seine Worte sorgsam abwägende Jurist sprang gleichsam aus der Hose und wurde ungewohnt emotional, als auch mehrmalige Argumentationen seinerseits keine Einsicht zu erzeugen vermochten. "Wollen Sie mich veräppeln", schimpfte er lauthals und zog aus seinen Unterlagen einen Plan hervor, den er dem Vorsitzenden Wolfgang Merkel (SPD) aushändigte, damit er der Niederschrift der Sitzung der Bezirksvertretung Ost beigelegt werden kann.

Bis zur Realisierung muss der Investor für sein Vorhaben noch einige Hürden nehmen. Nicht nur der Bebauungsplan muss Rechtskraft erlangen, sondern auch der neue Flächennutzungsplan geändert werden. Bislang ist das Gelände als Fläche für Telekommunikation ausgewiesen. Gewerbe und Wohnen sind deshalb bislang nicht möglich.

Für das Ziel, Planungsrecht zu schaffen, werden einige Gutachten nötig: Eine Verkehrsuntersuchung soll die Leistungsfähigkeit des Straßennetzes überprüfen, eine Bodenuntersuchung sich mit Altlasten beschäftigen. Ferner werden eine Entwässerungsuntersuchung sowie ein Immissionsgutachten benötigt. Schlussendlich könnten eine Artenschutzprüfung, ein Umweltbericht und ein landschaftspflegerischer Fachbeitrag erforderlich sein. Für die Verwirklichung des Bauvorhabens müssen zahlreiche Bäume und Sträucher entfernt werden.

Der Bebauungsplanentwurf wird derzeit überarbeitet und wird dann in einer zweiten Bürgeranhörung erneut vorgestellt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort