Krefeld Anwohner protestieren gegen "Betonklotz"

Krefeld · Ein zweieinhalbgeschossiges Bauvorhaben ärgert Nachbarn an der Zwingenbergstraße. Deren Bauanträge wurden abgelehnt.

Pläne eines Kölner Architekten, einen alten Bungalow an der Zwingenbergstraße um anderthalb Geschosse aufzustocken, verärgern zurzeit die Nachbarschaft. Den Anwohnern liegen Pläne des neuen, ihnen noch unbekannten Eigentümers vor, das freistehende Einfamilienhaus so zu erweitern, dass insgesamt 500 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Dazu müsste der alte Bungalow um ein Ober- und ein verkürztes Staffelgeschoss erweitert werden und würde mit seinem Flachdach dann eine Höhe von 9,20 Metern erreichen.

"Wie man anhand der Pläne erkennen kann, wäre dieses Haus ein sehr wuchtiges Gebäude, das aus der umliegenden Bebauung hervorstechen würde", erklärt Nik Bongartz, von der Straße aus gesehen rechter Nachbar des Bungalows. Nachbarn zur linken Seite sind Jürgen und Melanie Krebs. "Wir wollten damals ebenfalls zweigeschossig bauen, so wie viele andere Nachbarn in dieser Straße auch. Aber unser Antrag wurde abgelehnt", erinnert sich Melanie Krebs verärgert. Das war 2007. Damals wurde dem Architekten der Familie vom Bauordnungsamt der Stadt Krefeld mitgeteilt, dass eine zweigeschossige Bebauung keine Aussicht auf Erfolg habe, da "sich das geplante Gebäude nicht in die nähere Umgebung" einfüge. Die Gründe: Zwischen Gut Heyenbaum und Schwester Christine Weg liege in der Straßenfront und der näheren Umgebung überwiegend eine eingeschossige Bebauung vor. Das Ortsbild sei also geprägt durch die eingeschossigen Einfamilienhäuser aus den 60er Jahren. "Unser Antrag wurde 2010 auch abgelehnt", erklärt Alexander Gemein, ebenfalls Anwohner dieser Straße. Nik Bongartz machte dieselbe Erfahrung. Erbost gingen die Anwohner deswegen zur Bauaufsicht und sprachen mit Leiter Udo Rodig, der die Rechtslage als relativ schwierig einschätzte, aber nach derzeitigem Stand keinen Grund sehe, die zweieinhalbgeschossige Bebauung an dieser Stelle abzulehnen. Melanie Krebs erinnert sich an das Gespräch. "Herr Rodig sagte zu unserem Fall, dass es damals wohl dumm gelaufen sei. Wenn man so was hört, fühlt man sich machtlos. Das ist kein gutes Gefühl."

Nik Bongartz, als direkter Nachbar des von ihm als "Betonklotz" bezeichneten Umbaus, rechnet mit starken Beeinträchtigungen. "Wenn das so gebaut wird, wie auf den Plänen zu sehen, haben wir keine Sonne mehr und gucken vom Wohnzimmerfenster im ersten Stock direkt auf eine Hauswand. Das wird den Wert unserer Immobilie natürlich schmälern." Er versteht nicht, warum die Experten vom Amt nicht ihren Ermessensspielraum nutzen, um die Interessen der Nachbarn stärker zu berücksichtigen. Momentan, so ihr Eindruck, sei eher das Gegenteil der Fall. Melanie Krebs: "Hinter unserem Garten ist noch ein Baugrundstück von 3500 Quadratmetern. Dort, so sagte uns Herr Rodig, könne er sich ebenfalls eine zweieinhalbgeschossige Bauweise vorstellen. Mehr wollte er dazu aber nicht sagen." Die Anwohner fürchten nun um den familiären Charakter der Straße, sollten schicke Wohnungen für Gutverdienende dort entstehen.

Doch noch wurde weder das Grundstück verkauft, noch eine Baugenehmigung für den Bungalow erteilt. Sollte dies der Fall sein, würden die Nachbarn informiert und hätten dann vier Wochen Zeit, Einspruch einzulegen.

(RP)
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