Krefeld Antikes Gelduba soll Welterbe werden

Krefeld · Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie die niederländischen Provinzen Gelderland, Utrecht und Südholland wollen den Niedergermanischen Limes als Welterbe bei der Unesco anmelden. Das soll am 16. April in Bonn besiegelt werden.

 Robert Fahr beschäftigte sich vor fünf Jahren intensiv mit dem Kastell Gelduba. Bunt ist auf dem Modell das rund 25000 Quadratmeter (vier bis fünf Fußballplätze) große Kastell am Rhein zu sehen.

Robert Fahr beschäftigte sich vor fünf Jahren intensiv mit dem Kastell Gelduba. Bunt ist auf dem Modell das rund 25000 Quadratmeter (vier bis fünf Fußballplätze) große Kastell am Rhein zu sehen.

Foto: Thomas lammertz

Das antike Gelduba ist in Fachkreisen international bekannt. Jetzt könnte ein populärer Schritt dafür sorgen, dass eine breite Öffentlichkeit über die Geschichte des im Südosten Krefelds liegende Stadtteil mehr erfährt. Der ehemalige römische Garnisonsort Krefeld-Gellep - das antike Gelduba - war Teil des Niedergermanischen Verteidigungswalls Limes, und die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie die niederländischen Provinzen Gelderland, Utrecht und Südholland wollen den Niedergermanischen Limes in der kommenden Woche als Welterbe bei der Unesco anmelden. Das sieht eine Vereinbarung vor, die am Donnerstag, 16. April, im LVR-Landesmuseum Bonn besiegelt werden soll. "Die Bewerbung hat große Aussicht auf Erfolg, da mehrere Abschnitte der Grenzen des römischen Reichs bereits als Welterbe anerkannt sind", meldete der Landschaftsverband Rheinland (LVR).

Die 385 Kilometer lange Grenze der römischen Provinz Niedergermanien verlief entlang des Rheins von Remagen bis nach Katwijk an Zee. Die Grenze bestand aus zahlreichen militärischen Einrichtungen, aber auch aus Häfen, Straßen und Zivilsiedlungen. Bereits der römische Historiker Tacitus erwähnte ein Dorf Gelduba im Jahr 69 nach Christus. Es lag an der nördlichen Grenze des Kölner Verwaltungsbereichs der Römer direkt an der Limesstraße. Das römische Kastell Gelduba mit seinen zivilen Siedlungen und Handelshäusern lag gegenüber dem alten Hellweg, der Handelsroute nach Germanien. Im Hafen wurden Waren aus dem Römischen Reich nach Germanien und umgekehrt umgeschlagen. In der Archäologischen Sammlung des Museums Burg Linn sind zahlreiche Funde aus den Militärbefestigungsanlagen und Modelle der römischen Kastelle zu besichtigen, die in den Jahrhunderten dort zuerst aus Holz, später aus Stein gebaut worden sind.

Zudem werden Artefakte aus dem römisch-fränkischen Rheinhafen, den zivilen Siedlungen und dem Gräberfeld ausgestellt. Mit rund 6500 Gräbern ist das an das Kastell angrenzende römisch-fränkische Gräberfeld das größte erforschte seiner Art in ganz Europa. Die militärische Anlage in der Nähe des Rheins wurde auch noch nach der Völkerwanderungszeit bis in das Mittelalter durch die Franken genutzt.

Der Grenzabschnitt des Niedergermanischen Limes soll zukünftig Teil der bestehenden internationalen Unesco-Welterbestätte "Grenzen des Römischen Imperiums" werden. Welterbestatus haben bereits Hadrians- und Antoninuswall in Großbritannien sowie der Obergermanisch-Raetische Limes in Deutschland. Bei einer Aufnahme in die Welterbeliste wäre der Grenzabschnitt die sechste Welterbestätte in Nordrhein-Westfalen. Das Kooperationsabkommen soll vor allem der organisatorischen Abstimmung des Bewerbungsprozesses dienen. Nach abschließender wissenschaftlicher Erfassung und Ausarbeitung von Konzepten zur künftigen Präsentation der archäologischen Plätze wollen die Niederlande als "lead partner" den Antrag bei der Unesco einreichen. Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland nimmt im nordrhein-westfälischen Abschnitt des Limes die fachlichen Aufgaben wahr. Weitere Informationen stehen unter dem Stichwort "Projekte" auf der Internetseite www.bodendenkmalpflege.lvr.de.

(RP)
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