Krefeld Anima: Eine Jazzentdeckung aus Deutschland

Krefeld · Im Jazzkeller spielte auf Einladung des Jazzklubs eine bemerkenswerte junge Band auf. "Anima" - zu Deutsch: Seele - nennt sich das von dem Saxofonisten Stefan Karl Schmid und dem Gitarristen Philipp Brämswig gegründete Quartett. Komplettiert wurde es von David Helm am Bass und Fabian Arends am Schlagzeug.

Letzterer zog als erster die Aufmerksamkeit auf sich, denn er pflegte einen eigenen Umgang mit der Snare. Schlagfolgen, die den Trommelwirbeln der Marschmusik ähnelten, jedoch zarter geschlagen und oft lange ausgedehnt wurden, kennt man so eher aus klassischen Orchestern. Insgesamt spielte Arends sehr kreativ und akzentreich. Dazu passte ausgezeichnet die Arbeit von Helm am Kontrabass. Auch er zeigte viel Einfallsreichtum und rhythmische Variation. Gleich im ersten Titel setzte er mit einem tollen Solo seine Marke. Auch Gitarrist Brämswig ließ sich nicht lange zu Beweisen seiner virtuosen Spieltechnik bitten, wobei die boppende Geschwindigkeit und Scharfkantigkeit mancher Notenfolge in reizvollem Gegensatz zum gefällig weichen Sound seiner halbakustischen Gitarre stand. Diese Spielweise wiederum bildete den funkenschlagenden Gegenpol zum eher bedächtig-erzählerischen Ansatz des Saxofonisten Schmid, der zwar durchaus mit Temperament, aber nie mit Ekstase spielte und auf das Überblasen seines Instruments verzichtete.

"Anima" heißt auch die CD der Band, und daraus schöpfte sie ihr rhythmisch abwechslungsreiches Repertoire an diesem Abend. Bebop-inspiriert kam "M2", verspielt und an Pat Metheny erinnernd "Dream Logic", elegisch das "New Adventure", meditativ-folkloristisch, wenn auch etwas klischee-verhaftet das auf einer isländischen Weise basierende "Nachtlied vom Fjord" und gleich darauf, quasi als Wiedergutmachung, das herrlich fusion-rockige, erstklassig zur Hochspannung aufgebaute und in schönster Weise an John McLaughlins Mahavishnu Orchestra erinnernde "Evanescence". Das begeisterte Publikum sparte nicht am Applaus.

(MoMe)
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