Krefeld Angelika Kempkens rettet Lebensmittel

Krefeld · Die Botschafterin für Foodsharing will für die Idee in Krefeld mindestens 100 Mitstreiter finden und Kooperationen eingehen.

 Angelika Kempkens kann sich über die Verschwendung von Lebensmitteln richtig ärgern.

Angelika Kempkens kann sich über die Verschwendung von Lebensmitteln richtig ärgern.

Foto: Ulli Dackweiler.

Angelika Kempkens engagiert sich in Krefeld als Botschafterin für foodsharing.de. Die Online-Plattform kämpft gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und rettet genießbares Essen vor der Mülltonne. Über vier Millionen Kilo Lebensmittel haben die Aktivisten schon in Lebensmittelgeschäften oder Restaurants gerettet und verteilt.

In Krefeld ist foodsharing.de noch nicht stark vertreten. Das soll sich nun aber ändern: Angelika Kempkens, die bald nach Krefeld zieht, will Kooperationen mit Betrieben eingehen und mindestens 100 Mitstreiter finden. "Ich habe lange darauf gewartet, dass sich in Krefeld etwas tut. Leider ist nichts passiert, also werde ich nun selbst als Botschafterin aktiv", sagt Kempkens. Erste Erfahrungen in der foodsharing-Gruppe hat sie in Düsseldorf gesammelt. Ein Jahr lang hat sie dort selbst Lebensmittel gerettet -sprich: die Waren bei Betrieben abgeholt, an Freunde, Familie und Organisationen verteilt.

"Alles hat eigentlich damit angefangen, dass ich bei mir selbst festgestellt habe, dass ich zu viel wegwerfe. Spontan-Käufe, die nicht in den Essensplan passten, sind dann schlecht geworden", sagt Kempkens. Außerdem haben sie auch viel in der Familie diskutiert. Ihre Eltern konnten beispielsweise nie verstehen, warum ein Supermarkt in der heutigen Zeit gleich ein ganzes Netz Orangen wegwerfen muss, nur weil eine Orange im Netz nicht mehr gut ist. "Meine Eltern hätten niemals so viel weggeworfen, wie es heute üblich ist", sagt die Lebensmittel-Retterin.

Durch den Film "Taste the waste" bekam sie schließlich Lust, selbst etwas gegen die Essensverschwendung zu tun. "Ich hatte schon länger nach einem Ehrenamt gesucht, das erschien mir dann perfekt", sagt Kempkens, die mittlerweile nicht mehr nur zu Betrieben fährt, sondern sich auch als Botschafterin bei foodsharing.de engagiert - und somit den Betrieb in Krefeld ans Laufen bringen und am Laufen halten soll.

Unterstützen kann sie eigentlich jeder bei ihrer neuen Aufgabe. Foodsharer teilen mit anderen, was sie zu viel haben und nicht essen wollen. Auf der Webseite von foodsharing.de kann jeder virtuelle Essenskörbe erstellen und dort kostenfrei anbieten, was zum Beispiel zu viel gekocht, gekauft wurde oder einfach übriggeblieben ist. Und abholen darf auch jeder, der auf der Seite registriert ist. Foodsaver müssen einen kleinen Test machen, bevor sie Lebensmittel in Betrieben abholen dürfen. Es gelten strenge Regeln bei foodsharing, damit die gewonnenen Kooperationen mit Supermärkten auch lange bestehen bleiben. Wer diese Regeln beachtet, darf regelmäßig Lebensmittel in Betrieben abholen, sie mit nach Hause nehmen, an Freunde und Verwandte und natürlich auch an Fremde verteilen.

Doch was haben Betriebe von Kooperationen mit foodsharing.de? Die Betriebe sparen beträchtlich bei den Müllkosten, wenn sie abgelaufene Lebensmittel an die Lebensmittel-Retter weitergeben. "Und mehr Arbeit haben die Betriebe auch nicht. Wir sortieren selbst und trennen den Müll", sagt Angelika Kempkens. Aber was ist mit den Tafeln, wenn foodsharing.de die Lebensmittel abholt? Sie sind ja auch auf Lebensmittel-Spenden angewiesen. "Wir wollen niemandem etwas wegnehmen, sondern verstehen uns als Ergänzung. Die Tafeln dürfen viele Dinge nicht annehmen, die wir aber sehr gerne abholen", sagt Kempkens. Zum Beispiel Essen, wo das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Diese Dinge dürfen die Tafeln nicht weitergeben - obwohl das Essen in vielen Fällen durchaus noch genießbar wäre. "Mindesthaltbarkeit bedeutet ja nur, dass es bis zu dem Tag mindestens haltbar sein muss - meistens jedoch noch viel länger", sagt die Retterin.

Sie hofft nun, dass sich in Krefeld viele neue Mitstreiter finden werden. Informationen gibt es auf der Seite www.foodsharing.de.

(RP)
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