Krefeld Andersen-Märchen mit Jazz-Musikern

Krefeld · Am Nikolaustag hat "Die wilden Schwäne" im Kresch Premiere. Trotz aktueller Bezüge setzt das Team auf Zeitlosigkeit.

 Ein Bild von den Proben zu "Die wilden Schwäne" im Kreschtheater. Silvia Westenfelder (vorn) und ihre Kollegen sind noch ohne Kostüm - und das Schlagzeug wird noch durch ein durchsichtiges Instrument ersetzt.

Ein Bild von den Proben zu "Die wilden Schwäne" im Kreschtheater. Silvia Westenfelder (vorn) und ihre Kollegen sind noch ohne Kostüm - und das Schlagzeug wird noch durch ein durchsichtiges Instrument ersetzt.

Foto: Thomas Weinmann

Das Horst-Hansen-Trio hat sich bisher mit Gute-Laune-Jazz einen Namen gemacht, der auch beim jüngeren Publikum Gehör findet. Nun peilen die Krefelder Musiker eine ganz junge Klientel an - ab sechs Jahre. Denn zwei Drittel der Band, Till Menzner und Lukas Weber, werden ab Sonntag als Musiker mit Schauspielverpflichtung auf der Kresch-Bühne stehen: ein Debüt. Am Nikolaustag, 13. Dezember, ab 16 Uhr hat "Die wilden Schwäne" nach dem Märchen von Hans Christian Andersen in der Fabrik Heeder Premiere.

Saxofon, Mandoline, Schlagzeug: Jazz als Schauspielmusik für Grundschulkinder - ein gewagtes Experiment? Kresch-Regisseur Franz Mestre findet das nicht. Er ist davon überzeugt, dass Kinder nicht nur simple Musikstrukturen verstehen und verarbeiten können. "Und es ist ein Erlebnis für sie, dass Musik auf Instrumenten von Menschen live gemacht wird." Die Jazzmusiker, die ins Spiel einbezogen werden, und die Text-Version des Brecht-Schülers Thomas Brasch ("Eine sehr klare Sprache, ohne die Poesie zu beschädigen", sagt Mestre) sollen die "Es war einmal"-Betulichkeit traditioneller Märchen aushebeln. Inhaltlich will Mestre keine Aktualisierungs-Klimmzüge machen: Die Geschichte von der Prinzessin, die zufrieden mit ihren elf Brüdern im Land hinter den Spiegeln lebt, bis ihre Stiefmutter die Jungs in Schwäne verzaubert und die Prinzessin vertreibt, habe natürlich Bezüge zur Geschichte der Flüchtlinge. "Erwachsene werden diese Assoziationen sicher haben, auch bei der Wilkommenskultur des jungen Königs, der das Mädchen, das nicht sprechen darf, aufnimmt. Kinder werden aber nicht vom ursprünglichen Märchen abgelenkt", sagt der Regisseur.

Raum für Gedanken, Fantasien und nicht vorgefertigte Bilder will auch Bühnenbildner Frank Andermahr schaffen. Als "Verfechter leerer Räume", in denen wenige Gegenstände und die Darsteller die Fantasie befeuern, setzt er auf einen überdimensionalen, wandel- und drehbaren Thron, weiße Stoffwände, die buntem Licht dienen, und die Leichtigkeit durchsichtigen Acryls - aus dem Stühle und auch Schlagzeug gefertigt sind. "So entsteht eine märchenhafte Atmosphäre", sagt er. Und dazu seien nicht nur Kinder willkommen.

Dass erwachsene Zuschauer sich gerne mal Kinder aus dem Verwandtenkreis oder aus der Nachbarschaft ausleihen, weil sie selbst Märchenfans sind, ist im Kresch bekannt. "Aber es kommen auch Erwachsene allein, ohne Kinder. Die sind uns willkommen", sagt Andermahr.

"Wir unterscheiden uns von vielen Stadttheatern, weil wir nicht für 600 bis 700 Kinder gleichzeitig spielen, sondern für 120. Diese Intimität und größere Nähe zu den Schauspielern gefällt den Kindern", sagt Kresch-Leiter Michael Jezierny. Und sie erlebten im Theater ein "Generationenspektrum, das selten zum Alltag der Kinder gehört. Wir haben Darsteller zwischen 30 und 80 Jahren. Und die Großelterngeneration fällt trotz der Patchwork-Familien oft hintenüber", sagt Michael Jezierny.

(RP)
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