Krefeld Altenheim verschärft Training für Suche nach vermissten Bewohnern

Krefeld · Die Diakonie setzt künftig stark auf die Hilfe von Rettungshunden bei der Suche nach Vermissten. Ihre Nasen sind moderner Technik überlegen. Der Ernstfall soll regelmäßig trainiert werden.

 Start der Suche: Rettungshündin Laika nimmt bei einer Geruchsprobe Witterung von Gertrud Jäger auf.

Start der Suche: Rettungshündin Laika nimmt bei einer Geruchsprobe Witterung von Gertrud Jäger auf.

Foto: T.L.

Die Diakonie will ihre Zusammenarbeit mit Hundestaffeln deutlich verstärken, um demente Heimbewohner, die das Heim verlassen und orientierungslos durch die Stadt irren, schneller zu finden. Im Evangelischen Altenheim Haus im Park in Uerdingen fand jetzt erstmals eine Probe-Suchaktion unter weitgehend realistischen Bedingungen statt, um die Staffel auf den Ernstfall "vermisste Person" vorzubereiten. Für Heimbewohner besteht rasch Lebensgefahr, wenn sie allein unterwegs sind: Sie dehydrieren schnell, was den Orientierungssinn weiter beeinträchtigt. "Wir wollen solche Übungen unter verschärften Bedingungen künftig alle vier bis sechs Monaten durchspielen", sagte Ellen Weinebrod, Geschäftsführerin der Krefelder Diakonie.

In Krefeld ist zuletzt im August 2012 ein demenzkranker Mann ums Leben gekommen, der sich aus dem Anna-Deckers-Haus entfernt hatte. Eine Woche nach seinem Verschwinden war seine Leiche am Rheinufer aufgefunden worden. Die Heime dürfen Demenz-Patienten weder einschließen noch mit GPS-Sendern ausstatten; insofern ist das Risiko, dass ein Bewohner sein Heim verlässt, schwer auszuschließen.

 Ende der Suche: Hündin Maya hat Gertrud Jäger, die in einer Gaststätte wartete, gefunden.

Ende der Suche: Hündin Maya hat Gertrud Jäger, die in einer Gaststätte wartete, gefunden.

Foto: diak

Die Polizei setzt in solchen Fällen auch die Rettungshundestaffel ein. Mit ihrem exzellenten Geruchssinn können die Hunde Menschen noch nach 36 Stunden aufspüren. Möglich machen dies bis zu 325 Millionen Riechzellen. Zum Vergleich: Der Mensch hat lediglich fünf bis 15 Millionen solcher Zellen. Im "Haus im Park" hatte es vor vier Jahren einen dramatischen Vorfall gegeben, bei dem die 87-jährige Emmy B. aus dem Heim verschwunden und auf einem Feld tot aufgefunden wurde. Damals war die Frau auch dann nicht gesichtet worden, als Polizeihubschrauber auf der Suche nach ihr genau über das Feld geflogen waren, auf dem die Frau lag. Auch aus dieser Erfahrung heraus setzt die Polizei stark auf die Fähigkeiten von Suchhunden.

Die erste Übung im "Haus im Park" sollte einen Vermisstenfall für Hunde und deren Führer möglichst realistisch simulieren. Um halb sieben am Abend rückte die Staffel mit vier Hunden an. Die "Lage": Eine Heimbewohnerin - gespielt von der 80-jährigen Gertrud Jäger - war seit vier Uhr nachmittags nicht mehr aufzufinden. Zu Anfang des Einsatzes wurden wichtige Informationen weitergegeben: Personenbeschreibung, Zeugenaussagen, mögliche Aufenthaltsorte und Gefahren der Umgebung.

Anschließend wurde die Hovawart-Hündin Laika von ihrem Herrchen Sebastian Tissen herumgeführt, um sich mit der Umgebung und allen Gerüchen vertraut zu machen. Danach nahm Laika Jägers Fährte auf und folgte auch rasch zielstrebig einer Richtung. Nach einigen Minuten wurde sie abgelöst - insgesamt vier Hunde waren so beteiligt, bis Maya, eine Malamut-Hündin, nach 20 Minuten vor der Tür einer Kneipe anschlug - Gertrud Jäger war gefunden.

Dank der Hündin sind in der Vergangenheit schon ein 14-jähriges Kind und eine ältere Dame rechtzeitig gefunden worden, berichtet Senad Alic, erster Vorsitzender des "Deutschen Rettungshundeverein-Rettungshundestaffel Niederrhein (DRV-RHS). "Natürlich steht man bei der Suche auch unter großem Druck, aber während der Arbeit blendet man alles andere aus", sagt er.

Auch für die Mitarbeiter des Altenheims ist solch eine Situation schwierig. "Der Grat zwischen Einschnitt in die Privatsphäre und Unachtsamkeit ist sehr schmal. Wir dürfen und wollen die Bewohner weder wegsperren noch verkabeln, doch eine 24-Stunden-Überwachung ist nicht möglich", erklärt Dörthe Krüger, Leiterin des Hauses im Park. So reichen die kleinen Pausen während der Schichtwechsel oft aus, um eine Person aus den Augen zu verlieren.

(RP)
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