Krefeld Ali Baba: Musical-Knüller an der Musikschule

Krefeld · Die Aufführung der jungen Musikschüler glänzte mit ausgefeilter Choreographie und aktuellen Anspielungen in der Textgestaltung.

 Mit enormem Kostümreichtum agierten die Kinder- und die Jugendgruppe gemeinsam mit dem Kinderchor.

Mit enormem Kostümreichtum agierten die Kinder- und die Jugendgruppe gemeinsam mit dem Kinderchor.

Foto: Vollmar/Thome

Es war nur eine Frage von Sekunden: Als die bunt kostümierten Kinder und Jugendlichen zu einer flotten Musical-Melodie ins Publikum riefen: "Hey Sie da, sind Sie ein Räuber-Fan?", da hatten sie ihr Publikum schon wie auf Knopfdruck erobert und ließen es die ganze, herrliche Ali Baba-Geschichte lang nicht mehr los. Die erste Premiere des Musiktheaters der Musikschule Krefeld im neuen Saal und unter der neuen Leitung von Julia Polziehn wurde am Samstag an der Uerdinger Straße für alle Beteiligten ein voller Erfolg.

Praktisch jede Möglichkeit und jedes Stück Equipment des bestens ausgestatteten Helmut Mönkemeyer-Saals wurde sinnvoll genutzt, und der Einfallsreichtum der Kreativen in Sachen Textpointen und Kostümreichtum stand dem in nichts nach. Das fantasievolle Bühnenbild, eine schon ausgefeilt zu nennende Choreographie, ganz viel darstellerisches Talent und noch mehr Spielfreude taten ein Übriges.

Funktionieren konnte diese Mammutleistung nur aufgrund der mit Vorbedacht implantierten "inneren Führung" dieses Ensembles, in dem erstmals die Kinder- und die Jugendgruppe des Musikschultheaters plus Kinderchor zusammenwirkten. Die Größeren leiteten oftmals die Kleineren, die unsichtbar, aber subtil agierende vierköpfige Liveband verstärkte ihrerseits das Rückgrat der Hauptdarsteller, die erstaunliche Textvolumina bewältigten und tänzerisch und gesanglich bemerkenswerte Ansprüche erfüllten.

Großes Vergnügen bereiteten auch immer wieder die aktuellen Anspielungen in der Textgestaltung. Banker, Politiker und Beamte wurden nicht geschont, wenn der Räuberhauptmann Abdullah und seine Handlanger über den ursprünglichen Rahmen der Geschichte hinaus auch als Abbilder einer von oben vorgelebten Raffke-Gesellschaft porträtiert wurden und der kleine Ali Baba als mal pfiffiger, mal einfältiger, aber immer gutherziger Anti-Held agierte. Und in einer Zeit, in der der Orient alles von seinem einstigen Zauber verloren hat, tat es ungeheuer wohl, ihn fernab jeder Correctness doch noch einmal als taugliche Märchenkulisse zu erleben. Dass die jungen bis sehr jungen Mitwirkenden alle Inhalte des Stücks, jede Pointe, jeden Wortwitz auch selbst verstehen, darf getrost bezweifelt werden. Aber jedes Kind versteht seinen Part und jedes versteht das Ganze - es hätte sonst so nicht funktioniert. Und wäre aus Publikumssicht auch zu überlegen, ob man das opulente Opus nicht zum Ende hin doch ein wenig straffen könnte, so wäre es andererseits schade, wenn dabei zum Beispiel Auftritte der Kleinen und Kleinsten und mithin für diese Gruppen ein Stück Spaß am Mitwirken unter den Tisch fielen.

An der Premiere hatten jedenfalls alle ihre helle Freude, und nachdem es schon zwischendurch viel Beifall gegeben hatte, wollte der Schlussapplaus für eine tolle Show nicht enden.

(RP)
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