Krefeld Alarm für DAZ-Klassen - Land soll helfen

Krefeld · Die FDP schlägt Alarm und ruft nach Hilfe vom Land für Lehrer und Schulen. Anlass sind Berichte von Krefelder Lehrern über Herausforderungen und Probleme in sogenannten "DAZ"-Klassen (DAZ: Deutsch als Zweitsprache), in denen auch viele Flüchtlingskinder sitzen.

Offenbar gibt es an Krefelder Schulen deutlich mehr Probleme mit den sogenannten DAZ-Klassen (DAZ: Deutsch als Zweitsprache), in denen unter anderem Flüchtlingskinder sitzen, als bislang bekannt. Massive Verständigungsschwierigkeiten, Schulschwänzen, aber auch Disziplinprobleme bis hin zu einem Mangel an Respekt gegenüber Lehrerinnen bilden den Hintergrund für einen Forderungskatalog der Krefelder FDP, den die Partei jetzt beschlossen hat. Die Liberalen stützten sich bei ihren Forderungen auf Berichte von Lehrern, erklärte Vorstandsmitglied Claudia Paul auf Anfrage unserer Zeitung. Hier liegt die Bedeutung des Vorgangs: Lehrer und Schulen scheuen sich bislang weitgehend, mit solchen Problemen an die Öffentlichkeit zu gehen, um den Ruf der Schule nicht zu belasten oder als Lehrer nicht in den Verdacht zu geraten, Schwierigkeiten nicht in den Griff zu bekommen.

So hat Paul Berichte über Lehrerinnen gehört, die massiven Belastungen ausgesetzt sind, weil sie mit ihren DAZ-Klassen nicht mehr fertigwerden. "Vor allem unsere Gymnasiallehrer sind eher für kooperative Lernmodelle ausgebildet", sagt Paul, "in stärker konfrontativen Situationen stoßen sie an bisher nicht gekannte Grenzen".

Lehrer an Förder- oder Hauptschulen hätten da deutlich weniger Probleme, weil sie über Gesprächstechniken verfügten, gegenüber Schülern oder Eltern freundlich, aber bestimmt Erwartungen und Verhaltensregeln klar und unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen.

Ein anderes Problem sind Schulschwänzer. Aus der Krefelder Lehrerschaft ist auch unserer Redaktion gegenüber berichtet worden, dass Meldungen aus der Schule über Schulschwänzer aus Personalmangel weder bei der Polizei noch bei der Stadt bearbeitet werden können.

Auf der Grundlage des Bildes, das sich so abzeichnet, fordert die Krefelder FDP nun vom Land NRW mehr Unterstützung für die Beschulung von Flüchtlingskindern. So wird die "konsequente Durchsetzung der Schulpflicht" gefordert. Die Bearbeitung solcher Fälle müsse "zeitnah" erfolgen. Die Lehrkräfte müssten zudem in die Lage versetzt werden, Eltern in kommunalen Flüchtlingsunterkünften aufzusuchen und mit Hilfe von Dolmetschern die notwendigen Elterngespräche zu führen. Generell müssten die Lehrer besser auf die neuen Aufgaben vorbereitet werden. Für Lehrkräfte aller Schulformen müssten leicht zugängliche Möglichkeiten der Weiterbildung und Beratung über kulturelle Konflikte, über Selbstbehauptung, zu Konflikt- und Aggressionsmanagement, über interkulturellen Elternkontakt sowie über die Durchsetzung von Schulregeln und Schulpflicht eingerichtet werden, heißt es in dem FDP-Papier weiter.

Paul betont, dass nicht erst mit den Flüchtlingskindern Probleme in die DAZ-Klassen eingekehrt seien. Auch bei Einwandererkindern aus europäischen Ländern habe es Verständigungs- und Disziplinprobleme gegeben.

Paul und die FDP überhaupt sehen die rot-grüne Landesregierung in der Pflicht, die Schulen besser auszustatten, zumal Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) bei jeder Gelegenheit ihren Slogan "Kein Kind zurücklassen!" anbringe.

(RP)
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