Krefeld Abbruch der Ausbildung - halb so hoch wie bundesweit

Krefeld · Im Bezirk Mittlerer Niederrhein der Industrie- und Handelskammer lag die Abbruchquote im Jahr 2016 bei 11,72 Prozent.

Den bundesweiten Trend, nach dem jeder vierte Auszubildende seine Ausbildung abbricht, kann die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein für ihren Bezirk nicht bestätigen. "Durch diese pauschalen Zahlen wird ein schiefes Bild gezeichnet", erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. "Wichtig ist nämlich, sich die Vertragsauflösungen in Verbindung mit dem jeweiligen Zeitpunkt und den Umständen anzuschauen." Häufig würden Azubis einen neuen Ausbildungsvertrag in einem anderen Unternehmen oder einem anderen Beruf schließen. "Das ist aber dann ein Wechsel und eben kein Ausbildungsabbruch." Rechne man eine solche Anschlussausbildung raus, sei die tatsächliche Vertragslösungsquote niedriger.

Im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein lag die Abbruchquote im Jahr 2016 bei 11,72 Prozent. "Manche Jugendliche halten sich verschiedene Optionen offen und entscheiden sich erst kurzfristig für oder gegen den einen oder anderen Ausbildungsplatz", erklärt Petra Pigerl-Radtke, Geschäftsführerin des IHK-Bereichs Aus- und Weiterbildung. So haben 17 Prozent der Vertragslösungen im Jahr 2016 vor Beginn der Ausbildung stattgefunden, 13 Prozent in der Probezeit. "Ein Grund ist sicherlich auch die gute Konjunktur und der Mangel an Bewerbern. Dadurch haben Jugendliche heute viel mehr Auswahl auf dem Ausbildungsmarkt und können es sich mehr als noch vor ein paar Jahren leisten, den Ausbildungsplatz zu wechseln", sagt die Geschäftsführerin.

Gemessen an den eingetragenen Ausbildungsverhältnissen gab es 2016 im IHK-Bezirk in den Bereichen Gastronomie, Lager und Einzelhandel die meisten Auflösungen. Dabei sind die Gründe vielfältig. Sie reichen vom besagten Berufswechsel über gesundheitliche Gründe, Kündigung durch den Ausbildungsbetrieb bis hin zu Insolvenzen oder Geschäftsaufgaben. "Sicherlich haben Jugendliche aber auch häufig von ihrem gewählten Ausbildungsberuf ein Bild, das sich nach Ausbildungsbeginn nicht bewahrheitet", erklärt Pigerl-Radtke. "Umso wichtiger ist eine gute Berufsorientierung. Deshalb appellieren wir an die Schulen, sämtliche Möglichkeiten auszuschöpfen." Bei dem IHK-Projekt "Ausbildungsbotschafter" zum Beispiel besuchen Auszubildende Schulen, um auf Augenhöhe über ihren eigenen Ausbildungsberuf zu berichten.

(RP)
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