Krefeld A57: Kämpfen um jedes Dezibel

Krefeld · Im Oppumer Parkhaus diskutierten gestern Abend Experten und Anwohner über Lärm auf der A57. Die Hoffnung auf einen Tunnel bleibt. Eine Alternative ist die Glasüberdachung. Kommt zunächst ein Tempolimit für Lastwagen?

Im Oppumer Parkhaus diskutierten gestern Abend Experten und Anwohner über Lärm auf der A 57. Die Hoffnung auf einen Tunnel bleibt. Eine Alternative ist die Glasüberdachung. Kommt zunächst ein Tempolimit für Lastwagen?

Gut 200 Zuhörer waren gestern Abend im Oppumer Parkhaus ganz Ohr — denn um die ging es schließlich: um ihre Hörorgane. Wie wirkt sich die Lärmbelastung auf die Gesundheit der Oppumer, Bockumer und Gartenstädter aus. Drei Experten gaben Ratschläge. Die Rats- Landes- und Bundespolitiker aus Krefeld hörten zu. Und die Anwohner schilderten ihre Sorgen. "Bei Lärm bekomme ich Angstschweiß", sprach es ein Nachbar der A 57 ins Mikro. Der folgende Applaus zeigte, dass der Mensch nicht alleine ist. 10 000 Krefelder leben an der A 57.

Mehr Dezibel durch Ausbau

Bernd Drießen, Krefelder Ingenieur und Akustiker, konnte die Wirkung des Lärms mit Zahlen belegen. "Ein Lärmband durchzieht Krefeld von Süd nach Nord", sagte er und belegte das mit Messungen, die er auf eigene Kosten vorgenommen hat. Demnach werden an der A 57 "jedwede Grenzwerte überschritten". Drießen maß 80 Meter von der Autobahn entfernt im dritten Geschoss einer Wohnung. Tagsüber notierteer 60 Dezibel, nachts 56 Dezibel. Fazit: Nach dem Bundesimissionsschutzgesetz bestehe ein Anspruch auf Lärmschutz, nicht aber nach EU-Recht.

Dem gegenwärtigen Szenario setzte Drießen auch die Perspektive einer ausgebauten Autobahn 57 entgegen. 140 000 Wagen mehr am Tag brächten eine Verstärkung um 4,5 Dezibel, bei einer pessimistischen Rechnung von 45 Prozent mehr Lastwagen entstünden zusätzlich 4,1 Dezibel mehr Lärm. Drießen zeigte auch Lösungen auf. Von modernem Fahrbahnbelag (Lärmminderung: fünf Dezibel) über normale Lärmschutzwände (zehn Dezibel) bis zu Teilüberdachungen (15 Dezibel).

Die beste Lösung allerdings wäre der Tunnel (für Krefeld als Tunnel/Trog-Lösung: 30 Dezibel). Drießen: "Der Tunnel ist unschlagbar." Eine neue Variante wäre eine Glasüberdachung (Lärmminderung: 20 Dezibel), wie sie derzeit in Köln-Lövenich gebaut wird. Sie wäre günstiger als ein Tunnel. Allerdings gebe es bei Tunnel und Glasdach ein weiteres Risiko: am Ende des Tunnels entsteht gebündelter Lärm. Was wird also mit den Krefelder Anwohnern, die an den Enden der Tunnel wohnen?

(RP)
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