Krefeld A57: Experten kritisieren Tempo 100

Krefeld · Der Duisburger Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer und der ADAC glauben nicht an eine Lärmreduzierung durch das neue Tempolimit auf 100 km/h: "Den Lärm verursachen Lkw, die dürfen auch künftig nur 80 km/h fahren.

 Gestern, 17 Uhr: Zähfließender Verkehr auf der A 57 an der Geismühle.

Gestern, 17 Uhr: Zähfließender Verkehr auf der A 57 an der Geismühle.

Foto: Thomas Lammertz

Verkehrsforscher haben am Freitag gegenüber unserer Redaktion das neue Tempolimit von 100 km/h für die A 57 im Bereich Krefeld scharf kritisiert. "Alle Experten sind sich einig, dass ein Tempolimit auf 100 km/h den Lärm nicht senkt", sagte gestern Verkehrsexperte Roman Suthold vom ADAC Nordrhein auf Anfrage unserer Redaktion.

Der Automobilforscher Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der Universität Duisburg-Essen, sagte: "Sicher, wenn nachts um 3 Uhr ein Ferrari mit Volldampf mit 300 km/h unterwegs ist, hört man das schon, aber so was hat ja eher Seltenheitswert. Die Geräusche der Lkw sind sicher der Hauptgrund und bei denen bringen 100 km/h Beschränkung nichts — sie dürfen ohnehin höchstens 80 km/h fahren."

Staubahn A 57: 100 000 täglich

Schon heute ist die A 57 im Bereich Krefeld eine der am häufigsten durch Staus belasteten Straßen — 100 000 Fahrzeuge benutzen die Bahn täglich, bis 2015 wird mit 110 000 Fahrzeugen täglich gerechnet. Derzeit fahren die Fahrzeuge noch durch das Krefelder Nadelöhr mit jeweils nur zwei Fahrspuren in Richtung Norden und Süden.

Das Land beginnt jetzt mit der Ausbauplanung, nachdem der Krefelder Rat zuletzt dem sechsspurigen Ausbau ohne Tunnellösung zugestimmt hatte; unter der Bedingung, dass bis zur Fertigstellung Tempo 100 in Krefeld gilt. Diesem Wunsch war das Landesverkehrsministerium gefolgt. Die Bezirksregierung und Straßen NRW planen derzeit die Beschilderung. Wann die konkret erfolgt, steht noch nicht fest.

Dudenhöffer warnte gegenüber unserer Zeitung gestern sogar vor zunehmender Staugefahr durch das Tempolimit auf 100 km/h. "Ich gehe davon aus, dass der Verkehr eher zähflüssiger wird. Um den Verkehr flüssiger zu halten, wären 130 km/h in Verbindung mit einem Überholverbot für Lkw zwischen 6 und 20 Uhr sinnvoller.

Auch bei 100 km/h wird ein Lkw den Nachfolgverkehr bei einem Elefantenrennen blockieren." An diesen Effekt glaubt Roman Suthold nicht: "Staus können dadurch vermieden werden, wenn viele Fahrzeuge mit gleicher Geschwindigkeit fahren. Dies ist durch flächendeckendes Tempo 100 gegeben." Für den Verkehrsexperten Ferdinand Dudenhöffer ist dies zu wenig: "Ich glaube 100 km/h ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Man sollte über 130 km/h nachdenken. Das wäre eine Lösung, die mehr Spielraum für den Verkehr auf der Autobahn bietet und trotzdem den Lärmschutz gut beachtet."

Womöglich ist aber Krefeld auch Vorreiter einer deutschlandweiten Tempobegrenzung. Dudenhöffer rechnet damit, dass nach der nächsten Bundestagswahl auch in Deutschland — wie in allen europäischen Ländern — eine flächendeckende Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt wird. "Das ist nicht aufzuhalten. Wir werden uns auf 130 km/h oder 140 km/h in der Zukunft einstellen müssen."

(RP)
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