Krefeld A 57-Tunnel: IHK schwenkt um

Krefeld · Der Tunnelbau für die A 57 wird immer unwahrscheinlicher. Die IHK, bislang starker Verfechter des Plans, schlägt Alarm und fordert nun den raschen Ausbau zur Sechsspurigkeit. Zehn Kilometer Tunnel kosten 600 Millionen Euro.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) glaubt nicht mehr an eine Tunnellösung für die A 57. IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Porschen hat sich gestern im Gespräch mit unserer Zeitung dafür ausgesprochen, die A 57 auf Krefelder Stadtgebiet in bestehender Höhenlage mit größtmöglichem Lärmschutz auszubauen.

"Wir haben viele Jahre für die Tunnel-Trog-Variante gekämpft", sagte Porschen. Mittlerweile habe jedoch eine Aussprache stattgefunden. Ergebnis: "Nun haben wir eine klare Position der Bundesregierung. Wir sollten jetzt einen optimalen Lärmschutz in einer überschaubaren Zeit für die A 57 akzeptieren, um endlich die Erreichbarkeit von Krefeld wieder sicherzustellen."

Anlass für die Kehrtwende der Industrie- und Handelskammer ist auch die Nachricht, dass auf Krefeld bei einer Tunnellösung erhebliche Mehrkosten zukämen. Unserer Zeitung liegt ein Schreiben des Bundesverkehrsministeriums an den Bundestagsabgeordneten Otto Fricke (FDP) vor.

Darin schreibt Minister Peter Ramsauer, dass Krefeld sich an den Mehrkosten für den Ausbau in der Tunnelvariante beteiligen solle; mit bis zu 240 Millionen Euro könnte der Ausbau den Haushalt belasten. Porschen: "Dass Krefeld sich das leisten kann, ist höchst unrealistisch." Problematisch ist der Tunnel für das Bundesverkehrsministerium auch deshalb, weil sich drei Anschlussstellen auf dem Teilstück befinden. Zudem würde eine Autobahn in Tieflage im Grundwasser liegen. Durch diese Hindernisse stiegen die Kosten deutlich.

Die Mehrkosten-Rechnung: Ein Komplett-Tunnel würde nach neuesten Berechnungen rund 600 Millionen Euro kosten. Die vom Land präferierte Variante, Ausbau in Hochlage mit Lärmschutz, würde nur 120 Millionen Euro kosten. Preisunterschied: 480 Millionen Euro. Der Bundestagsabgeordnete Bernd Scheelen (SPD) hält ein 50:50-Modell für realistisch, bei dem Stadt und Bund jeweils die Hälfte der Kosten tragen. Das würde bedeuten: 240 Millionen Euro Mehrkosten für die Stadt Krefeld.

Der immer noch gültige Krefelder Ratsbeschluss von November 2007 sieht vor, die A 57 in Krefeld auf komplettem Stadtgebiet von zehn Kilometern Länge zu untertunneln. Nur die CDU hat sich inzwischen bewegt: Wilfrid Fabel und Jürgen Wettingfeld (CDU) schlugen zwischenzeitlich vor, in Oppum mit Ausbau in der Lärmschutzvariante anzufangen und einen Tunnel nur auf einer Länge von 1,7 Kilometern auf Stadtgebiet zu bauen. Vorteil: In dieser Ausbau-Variante wären die Kosten weitaus übersichtlicher.

Nur 250 Millionen Euro würde die kleine Tunnel-Trog-Lösung kosten. Mittlerweile sagen hinter vorgehaltener Hand auch andere Ratsfraktionen, dass man mit diesem Vorschlag leben könne. Gibt es bald einen neuen Ratsbeschluss?

Die Zeit drängt: Südlich von Krefeld wird die Autobahn 57 derzeit schon auf sechs Spuren ausgebaut, bald könnten sie nördlich ab Gartenstadt weitergehen. Krefeld bliebe dann das Nadelöhr — mit gravierenden Folgen für den innerstädtischen Verkehr; denn immer mehr Laster und Autos drängten bei Staus auf Krefelder Straßen.

(RP)
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