Krefeld 50 Fußballfelder Wildblumen für Insekten

Krefeld · Landwirte und Stadtwerke engagieren sich gemeinsam im Grundwasserschutz: Gestern startete offiziell eine neue Aktion, von der auch Insekten wie Bienen und Hummeln profitieren. Das übergeordnete Ziel: Nitrateinträge verhindern.

 Die Landwirte Thomas Vennekel (links) und Heinz-Albert Schmitz (rechts) sowie SWK-Aqua-Chef Michael Rögele stellten gestern ihr gemeinsamen Anstrengungen für die Qualität des Krefelder Grundwassers vor.

Die Landwirte Thomas Vennekel (links) und Heinz-Albert Schmitz (rechts) sowie SWK-Aqua-Chef Michael Rögele stellten gestern ihr gemeinsamen Anstrengungen für die Qualität des Krefelder Grundwassers vor.

Foto: SWK

An 18 zusätzlichen Stellen in der Stadt tun Landwirte und die Stadtwerke Krefeld (SWK) gemeinsam etwas fürs Grundwasser und die Insekten. Der Startschuss für die Aktion auf einer Fläche von 30 Hektar - 300 000 Quadratmeter, 50 Fußballfelder - fiel gestern im Wasserwerk Gladbacher Straße. Michael Rögele, Leiter der SWK Aqua sowie die Landwirte Thomas Vennekel und Heinz-Albert Schmitz stellten das neue Projekt vor.

Durch Überdüngung besteht auf Kulturflächen zunehmend die Gefahr, dass sich Nitrat ins Grundwasser absetzt. Auch in Krefeld haben die Wasserwerke das Problem im Visier. An 80 Messstellen und in den Brunnen werden die Werte regelmäßig kontrolliert. Dabei gebe es einige Brunnen, in denen der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter deutlich überschritten wird. "Brunnen mit 75 Milligramm gibt's auch", sagte Rögele. Das an die Kunden abgegebene Trinkwasser entspreche natürlich der Norm, informierte er. Das gelinge dadurch, dass Wasser aus verschiedenen Förderstellen gemischt werde. Im Trinkwasser aus dem Werk Gladbacher Straße befänden sich fünf Milligramm Nitrat und in dem des Wasserwerks In der Elt 25 Milligramm. "Beides deutlich unterhalb der Grenzwerte", betonte Rögele.

 Die Karte zeigt die Wasserschutzzonen im Krefelder Stadtgebiet. Dort gelten strenge Vorschriften zum Beispiel beim Düngen.

Die Karte zeigt die Wasserschutzzonen im Krefelder Stadtgebiet. Dort gelten strenge Vorschriften zum Beispiel beim Düngen.

Foto: Stadt

Damit das auch so bleiben kann, existieren seit 1997 Kooperationen mit Krefelder, Willicher und Meerbuscher Landwirten. "Wir setzen auf Kooperation statt Konfrontation, auch im eigenen Interesse", sagte Thomas Vennekel, der auf seinem 200 Hektar großen Hof Kartoffeln für die belgische und niederländische Pommes-Industrie sowie Weißkohl für einen Krautsalathersteller produziert und lagert.

In der gestern offiziell gestarteten Aktion geht es darum, Blüh- und Schonstreifen anzulegen, um Insekten Nahrung und anderen Tieren Deckung zu verschaffen. Schmitz hat im Forstwald auf einem 20 Meter breiten Streifen Dauerlupinen und zweierlei Sonnenblumenarten und so genannte Unkräuter wie Knöterich und Schwarzer Nachtschatten gesät. Ebenfalls zum Programm gehören Ackerbrachen und extensives Grünland. Bislang hat Schmitz sieben Hektar in Wasserwerksnähe aus der intensiven Bewirtschaftung herausgenommen. Er produziert Heu und verpachtet die Wiese als Weideland an einen Rinderzüchter. Fünf weitere Hektar sollen in Kürze hinzukommen.

Auch die Krefelder Landwirte düngen mit Gülle - zumeist aus den Niederlanden. "Ohne geht's nicht", erklären die beiden Fachleute übereinstimmend. Dabei werde die Gülle heutzutage in die Erde injiziert. Das mindere die Geruchsbelästigung und bringe die Nährstoffe dorthin, wo sie gebraucht werden. Der Nitratgehalt im Boden werde dabei regelmäßig überwacht. Vor dem Düngen und danach.

Damit Stickstoffe nicht ausgewaschen werden und ins Grundwasser gelangen, pflanzen die Landwirte zwischen den Ernteperioden Zwischenfrüchte. Die dienen dazu, den Stickstoff zu halten. Außerdem bieten sie Bienen und Hummeln von Sommer bis Herbst ausreichend Nahrung. Die Fläche, auf der so verfahren wird, ist respektable 800 Hektar groß. Das sind acht Quadratkilometer. Etwa so groß wie das historische Städtchen Liedberg im Rhein-Kreis Neuss.

Die Stadtwerke halten für die Landwirte einen Topf mit 250 000 Euro bereit, um die beiden Investitionen in den Gewässerschutz auch finanzielle zu unterstützen. Sachlich, fachlich geschieht das unter anderem mit Wasserberatern.

(RP)
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