Krefeld 25 Jahre Audienda - Krefelds jüngster Konzertchor

Braucht eine Stadt wie Krefeld, die über eine große Chortradition und entsprechend viele rege Ensembles verfügt, noch einen weiteren Konzertchor? 24 Seidenstädter, alle schon in diversen Chören aktiv, haben diese Frage vor einem Vierteljahrhundert mit einem Ja aus tiefstem Herzen beantwortet. Sie wollten etwas, das sie bis dato vermissten: moderne Musik, hochkarätige Klassik und vor allem ein Extra an musikalischer Qualität. So gründeten sie 1991 den "Audienda"-Chor. Der Name wurde schnell Programm, denn hörenswert ist, was der inzwischen 43 Stimmen zählende Chor singt.

Der professionelle Anspruch bedeutet harte Arbeit. "Nach der ersten Probe war ich vollkommen geschlaucht. Drei Stunden höchste Konzentration, das war völlig ungewohnt", erinnert sich Claudia Simon. Sie ist Gründungsmitglied und stellvertretende Vorsitzende des Chors. Damals hatte man sich für Celso Antunes als Chorleiter entschieden - gerade wegen der hohen Anforderungen, die er an die Sänger stellte. "Ab der zweiten Probe war dann nur noch helle Begeisterung", sagt Simon. Denn schnell zeigten sich Erfolge. Der gebürtige Brasilianer eröffnete seinen Sängern ein spannendes Repertoire vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Diese Kontraste gehören zum Markenzeichen Audiendas und machen den Chor weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt für eine Qualität, die fast Profi-Maßstäbe erfüllt. Benjamin Britten, Villa-Lobos, William Byrd, aber auch Michael Tippet und Ligety gehörten zu den großen Namen, die alle Sänger begeisterten. "Wir haben immer hart gearbeitet. Nach dem Konzert folgte die Vorbereitung für den nächsten Auftritt", sagt Simon. Bereits nach zwei Jahren trat Audienda beim NRW-Wettbewerb an. "Mit Ausnahmegenehmigung, eigentlich mussten die Chöre mindestens seit drei Jahren bestehen", erzählt Vorsitzende Monika Becker-Fehling. Der Erfolg gab ihnen Recht: "Wir kamen auf Platz 6 von 15."

Seit 2002 leitet Pavel Brochin den Chor. Der Ukrainer pflegt weiter den Kontrast von früher und zeitgenössischer Musik, wagt Experimente wie ein Konzert mit Vertonungen nonverbaler und sinnfreier Texte. "Das war ein unbeschreibliches Erlebnis, was man mit Stimme vermag", sagt Becker-Fehling. Und ein großer Erfolg. Mit Brochin liegt ein Schwerpunkt auf nordischer Musik, baltischen Kompositionen, russischen Werken, "aber auch viel Romantik", sagt Becker-Fehling. Und Claudia Simon pflichtet bei, dass jedes neue Konzert ein Abenteuer ist. "Brochin kann die Bedeutung der Musik wunderbar erklären, das öffnet uns neue Welten." Und die entdecken die Zuhörer dann in den Konzerten.

Reisen nach Estland, Polen oder Portugal, aber auch ein Meisterkurs mit Rupert Huber in Paris - samt Uraufführung - zählen zu den Highlights. Im Oktober geht es nach Moskau. Mit dem Großen Akademischen Chor der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Universität werden zum 400. Todestag William Shakespeares erstmals in Russland Steve Dobrogosz' Sonettvertonungen "My Rose" erklingen. Der Chor, dessen jüngstes Mitglied Anfang 20 ist, wünscht sich stimmliche Verstärkung. Geprobt wird donnerstags ab 19.30 Uhr in Pax Christi, Glockenspitz 265.

Das ersteJubiläumskonzert des Audienda-Chors ist ein Benefizkonzert mit dem Soroptimist Club: Samstag, 21. Mai, 19 Uhr, in St. Cyriakus. Zu hören sind A-Cappella-Lieder, Motetten und Madrigale, die sich auf Frühling und Sommer beziehen. Eintritt frei. Der Erlös ermöglicht Kindern in Kitas die Teilnahme am Musikunterricht.

(RP)
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