Serie Krefeld Und Seine Stadtteile 1974: Todesstoß für ein Wahrzeichen

Krefeld · Ideen für den Wasserturm Gladbacher Straße gab es viele. Fast wäre dort ein Café mit Ausblick entstanden.

 1974 wurde de r Wasserturm Gladbacher Straße/Ecke Gath gesprengt. Dort sollte Platz für eine großzügige Umgehungsstraße geschaffen werden.

1974 wurde de r Wasserturm Gladbacher Straße/Ecke Gath gesprengt. Dort sollte Platz für eine großzügige Umgehungsstraße geschaffen werden.

Foto: Stadtarchiv

Plötzlich ging alles ganz schnell: Keine vier Wochen vergingen 1974 zwischen Abbruchantrag und der Genehmigung zur Sprengung des Wasserturms an der Gladbacher Straße Ecke Unter- und Obergath. Bürgerproteste kamen zu spät, liefen ins Leere: Kaum drei Wochen später blieb von der mächtigen Landmarke im Süden, die 1898 in Betrieb gegangen war, nur noch ein Haufen Schutt. Am 27. April gegen 17 Uhr zündete der Sprengmeister aus Wuppertal die finale Ladung, um den Turm zum Einsturz zu bringen. Der Weg war frei für den Bau der Umgehungsstraße Süd.

Fast wäre der prächtige Turm erhalten geblieben: Ein Privatmann hatte das Gebäude bereits 1969 gekauft, 70.000 DM kostete der Erwerb damals, wollte dort groß investieren. Im Untergeschoss sollte eine bürgerliche Gaststätte entstehen, im zylindrischen Aufbau ein Restaurant mit Rundaussicht. Andere Ideen waren zuvor verworfen worden: Studenten hatten einen Entwurf vorgelegt, im Turm Veranstaltungs- und Clubräume einzurichten, eine Bibliothek und das Asta-Büro unterzubringen. Die Vereinigung Schlaraffia Crefeldensis wollte ein Gesellschaftshaus für ihre Treffen einrichten, der Vinzensverein schlug vor, den Wasserturm als Unterkunft für entlassene Strafgefangene zu nutzen.

Am Ende behielten die Verkehrsplaner des Landschaftsverbands Rheinland die Oberhand: Die zunächst diskutierte Umgehungsstraßenlösung sei nicht großzügig genug, der Turm stände der geforderten Lösung im Wege. Und so kaufte die Stadt den Turm zurück - der Todesstoß für das Wahrzeichen.

Jörg Faber bekommt auch heute noch eine Gänsehaut, wenn er an den Wasserturm und den Tag der Sprengung denkt, die er damals als kleiner Dötz selbst miterlebt und auch fotografiert hat, mit der stibitzen Kamera des Vaters, wie er erzählt. "Das war die beste Visitenkarte Krefelds, es war ein Highlight dort vorbeizufahren, eine so schöne Kindheitserinnerung", erzählt er. Der 52-Jährige hat es sich zum Ziel gesetzt, die Erinnerung an den Wasserturm zu wahren. Auf seiner Facebook-Seite "Krefeld Wasserturm" sammelt er Fotografien des Wahrzeichens. Viele Krefelder haben dort ihre Erinnerungen an den Turm, aber auch den Tag der Sprengung geteilt. "Ich würde mich riesig freuen, wenn weitere Fotos hochgeladen würden", sagt er. Einen Gedenktag an den Wasserturm fände Faber schön. Und eine weitere Idee hat er, um das Andenken hochzuhalten: Er schlägt vor, die Verkehrsinsel inmitten der Kreuzung neu zu gestalten. Dort vielleicht eine Mini-Version des Wasserturms zu errichten und rundherum eine gepflegte Grünfläche anzulegen. Ein bisschen Wiedergutmachung wenigstens für den Abriss des Wahrzeichens im Krefelder Süden.

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(RP)
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